Manuskript des Teufels
Killerinstinkt regieren und ihr weiteres Verhalten steuern.
Jekatharina von Troschinski war der ‚beste Mann‘ für diesen Einsatz in Wornikows 100.000 Mitarbeiter starkem Team. Ihr Vorbild war Anna Chaponowa, Tochter eines KGB-Offiziers. Die als Agentin 90-60-90 zur Legende gewordene russische Spionin hatte zahlreiche Spitzenpolitiker in mehreren westlichen Ländern zum Geheimnisverrat erster Klasse verführt.
Auch Frau von Troschinski hatte bereits in vielen Einsätzen als Geheimagentin den Beweis erbracht, dass kein noch so biederer oder hochrangiger Gentleman ihrem verführerischen Charme widerstehen konnte. Und dieser gefährlichen und unwiderstehlichen Waffe würde auch ein smarter Theologie-Professor zum Opfer fallen.
Kathi, wie Frau von Troschinski von ihren Freundinnen und Freunden genannt wurde, hatte an der staatlichen Lomonossow-Universität in Moskau Rechtwissenschaft studiert. Dekoriert worden war ihr Jurastudium mit Staatsexamen und der Promotion. Anschließend trat sie ein dreijähriges Studium am Institut für Körperkultur und Sport an und entdeckte ihre Leidenschaft für asiatische Kampfsportarten und Selbstverteidigung.
Ihr Vater, ein kleiner Innendienstbeamter, früher beim KGB, heute beim FSB, hatte, wie Väter das gerne tun, seinen Kollegen immer wieder begeistert von den schulischen Erfolgen seiner Tochter erzählt. Aber als er einmal ein Bild seiner Jekatharina auf der Dienststelle herumreichte, machte er eine unerwartete Erfahrung. Zunächst wollten die Kollegen gar nicht glauben, dass diese makellose Schönheit mit Modellmaßen und unwiderstehlichem weiblichem Charme, die jedem Laufsteg zu Ehren gereicht hätte, seine Tochter sei. „Du willst der Vater von dieser Granate sein? Unmöglich! Du flunkerst uns was vor. Wie kommst du an das Foto? Sieht ja aus wie in Hollywood.“ Und einer konnte sich die freundlich ironische Bemerkung nicht verkneifen: „Bist du sicher, dass du wirklich der Vater dieses bewundernswerten Geschöpfes bist?“
Diese und ähnliche Bemerkungen musste er sich anhören. Erst, als er ihnen mit vorwurfsvoller, aber selbstsicherer Stimme die Frage vorwarf: „Soll ich euch etwa ihre Geburtsurkunde mitbringen? - schienen sie ihm zu glauben. Von diesem Moment an erfuhr er von Seiten seiner Kollegen so etwas wie stille Bewunderung und unaufdringliche Hochachtung. Er konnte sich des Gefühls nicht erwehren, dass er ab diesem Tag nur noch gute Freunde hatte.
„Mein Gott“, meinte einer, „wo haben du und deine Frau diese Gene her, die ihr eurer Tochter vererbt habt?“
„Apropos Gene“, entgegnete er mit gespielt bescheidener Gleichgültigkeit, „während ihres Studiums hat so ein verrückter Professor für Genealogie, hab seinen Namen vergessen, meine Jekatharina angesprochen. Er beschäftige sich mit Ahnenforschung und Völkerkunde.“
„Und was kam dabei heraus?“, wollte einer der neugierig gewordenen Kollegen wissen.
Jekatharinas Vater verlieh seiner Stimme eine respektgebietende Klangfarbe: „Etwas Hochinteressantes, auf das ich sehr stolz bin. Der Professor hat uns nämlich das Ergebnis schriftlich zukommen lassen.“
Aus der untersten Schublade seines Schreibtisches kramte er ein abgegriffenes Kuvert hervor. Andächtig entnahm er diesem ein Schreiben, entfaltete es sorgfältig, legte es stolz vor sich auf die Schreibunterlage, schaute seine neugierig gewordenen Mitarbeiter an und fragte: „Soll ich’s vorlesen?“
„Nun mach schon, du kleiner Angeber! Jetzt wollen wir´s genau wissen.“
„Liebe, hochverehrte Jekatharina von Troschinski“, las er mit würdevoller Stimme, „als ich Ihnen so völlig unerwartet begegnete, hätte mich fast der Schlag getroffen. Mir entgegen kam das absolute Ebenbild der jungen Katharina der Großen. Sie verstehen sicher, dass ich Sie ansprechen musste. Mir war sofort klar, diese verblüffende Ähnlichkeit konnte kein Zufall sein. So viele Übereinstimmungen in den Gesichtszügen und dem gesamten Erscheinungsbild war nur durch genetische Übermittlung zu erklären.“
Da seine Kollegen immer noch mit Begeisterung zuhörten, las er weiter.
„Wie Sie vielleicht wissen, wurde Katharina 1729 in einem kleinen Fürstentum als Sophie Auguste Friederike von AnhaltZerbst in Stettin geboren. Wegen ihrer blendenden Schönheit hat damals König Friedrich von Preußen diese deutsche Prinzessin der Zarin Elisabeth empfohlen, die für ihren Neffen, den Thronfolger, eine würdige Braut suchte. Die so manipulierte Ehe mit
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