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Manuskript des Teufels

Manuskript des Teufels

Titel: Manuskript des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bert Saurbier
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bereits eines getrunken, etwas später gerne“, antwortete Charly. „Wir möchten uns zunächst mal die Beine vertreten und ein wenig umsehen. Wir freuen uns schon, morgen früh in den National Park zu gehen und den Eifel-Urwald zu erforschen.“
    „Der Weg hinterm Haus in Richtung Westen“, bemühte sich der Hotelier, „führt direkt hin. Sie gehen nach links und erreichen nach 300 Metern den Waldweg. Sie kommen an einigen Häusern vorbei und gelangen an den Rand des riesigen Waldgebietes. Gehen sie aber nicht zu weit hinein. Unter den Bäumen wird es sehr schnell dunkel, und Ortsunkundige können ohne Navigationssystem und ohne Wegekarte die Orientierung verlieren. Sie wären nicht die ersten, denen so etwas passiert. Nehmen sie auf jeden Fall das Handy mit. Ich würde ja gerne mitkommen, um mal wieder aus nächster Nähe die schadstofffreie, herbwürzige und erfrischende Waldluft zu schnuppern. Aber ich habe leider keine Zeit. Übrigens, das letzte Gebäude des Waldweges mit der Nummer 29 sollten sie sich ansehen. Ein einmalig schönes Holzhaus, gehört einem Professor von der Uni Bonn.“
    Die beiden CIA-Agenten zeigten bei der Erwähnung ihres Zielobjektes keine Reaktion, bedankten sich für die Tipps und erhoben sich. Als sie hinter dem Hotel den empfohlenen Weg betraten, meinte Jonathan: „Ist schon gut, wenn wir uns heute noch das Holzhaus und seine Umgebung anschauen. Dann haben wir morgen leichteres Spiel.“
    Die Straße war bis zum Waldrand asphaltiert. Rechter Hand befand sich ein großer, mit festgewalztem Schotter ausgelegter Besucherparkplatz. Dort standen selbst zu dieser späten Stunde noch einige Autos. Die naturbegeisterten Wanderer schätzten oft die Länge der Waldwege falsch ein und fanden sich erst bei einsetzender Dunkelheit wieder bei ihren Autos ein.
    Einem anthrazitgrauen Porsche 911 Carrera S Coupé, der unter den parkenden Autos stand, schenkten sie scheinbar keine besondere Beachtung. Auch nicht der Frau mit Hornbrille, die hinterm Lenkrad saß. Jonathan, der mit einem fotografischen Gedächtnis ausgestattet war, hatte jedoch die Nummer des Flitzers BN-KG 9011 abgespeichert.
    Um selber niemandem aufzufallen, spielten sie in meisterlicher Manier die Rolle von zwei elegant gekleideten Großstadtmenschen, die noch nie die heilige Ehrfurcht und die geheimnisvolle Stille eines riesigen Hochwaldes in Natura erlebt hatten. Langsam verließen sie den Weg, gingen in die späte Dämmerung des Waldes, blieben hin und wieder stehen, betasteten ehrfurchtvoll die riesigen Baumstämme, wiesen mit dem Zeigefinger auf imaginäre Ziele, als gäbe es dort Interessantes zu bestaunen, und atmeten demonstrativ tief durch.
    Dem dunkelbraunen, aus dicken Rundhölzern erbauten Haus, an dem sie vorbei kamen, schienen sie keinerlei Aufmerksamkeit zu schenken. Bald traten sie gemächlich den Rückweg an.
    „Das Dachgeschoss lag im Dunkeln“, bemerkte Jonathan, „aber unten brannte Licht. Unsere Zielperson war also zu Hause, obwohl im Carport kein Wagen zu sehen war.“
    „Kein Problem“, erwiderte Charly. „Morgen Abend um diese Zeit erledigen wir unser Geschäft.“
    „So, jetzt freue ich mich noch auf einen kühlen Germanen-drink. Du kannst sagen, was du willst, the German beer is unsurpassable.“
    „Weißt du, was das Spannendste heute war?“ „Nein. Verrat’s mir!“
    „Die Lady im Porsche. Was wollte sie zu so später Stunde auf dem Parkplatz?“
    „Ist doch klar. Sie wartete auf ihren Lover.“
    „Kann sein. Komm, wird langsam Zeit für ein Bier.“

18
    Der russische Philosoph Nikola Berdjajew bescheinigte seinem Volk eine gewisse Schwermut. Folge zahlreicher erschütternder geschichtlicher Ereignisse, wie der Petersburger Blut-sonntag, die blutige Unterjochung durch Mongolen und Ta-taren im Mittelalter, die despotenhafte Unterdrückung unter dem Zaren Iwan dem Schrecklichen. Nicht zu vergessen die Menschen entwürdigende Autokratie Stalins und seiner Nach-folger bis in die heutige Zeit.
    In diesem Zusammenhang wurde den Menschen in Russland ein hohes Maß an Leidensfähigkeit, ja sogar an Leidensbereitschaft, eben eine duldsame „Russische Seele“, nachgesagt.
    Auf kein anderes Land traf das Wort von Karl Marx ‚Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur, Religion ist Opium für das Volk‘ so zu wie auf Russland.
    Die russischen Regierungschefs waren sich trotz ihrer atheistischen Grundeinstellung immer der Bedeutung der Religion und der Kirche für die politische

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