Manuskript des Teufels
winzige Tablette einer Date-Rape-Droge mit der chemischen Substanz Gamma-Hydroxie-Buttersäure, in der Wirkung vergleichbar mit K.O.-Tropfen. Die Minitablette im zweiten Döschen bestand aus der Droge Natriumpentothal, das dosisabhängig auch als starkes Schlafmittel in Frage kam.
Frau von Troschinskis Spezialdamenhandtasche enthielt zudem ein flaches, silbernes Zigaretten-Etui, das alle Utensilien enthielt, mit der der Fachmann ein Türschloss in wenigen Sekunden öffnen konnte.
An ihrem linken Handgelenk trug sie eine große, analoge Damenarmbanduhr in elegantem Design. Darin war eine hochwertige, mit einem Akku versehene Miniaturkamera eingebaut, mit der über eine Zeit von 90 Minuten ein gestochen scharfer Tonfilm erstellt werden konnte. Das gleiche System war in eine goldgefasste Edelsteinbrosche eingearbeitet, die sie am Revers ihres sportlichen Blazers trug.
Nachdem das Konzept ihres Vorgehens feststand, war sie sicher, alles würde komplikationslos über die Bühne gehen.
Der normale Ablauf einer Annäherung war immer gleich. Der erste Schritt bestand darin, diesem Professor zu begegnen und mit ihm ins Gespräch zu kommen.
In dieser Phase würde ihre gefährlichste Waffe, ihr weiblicher Charme, zum Einsatz kommen. Jekatharinas Virtuosität im Umgang mit dieser Zauberwaffe war unübertroffen. Sie ließ den avisierten Mann unaufdringlich, mit Feingefühl und perfekt gespielter Warmherzigkeit spüren, dass sie ihn begehre. In dieser ersten Kontaktphase musste es ihr gelingen, die Unterhaltung auf sein Lieblingsthema zu lenken. Breitangelegtes Allgemeinwissen, fundierte rhetorische Fähigkeiten und vor allem empathische Qualitäten waren hier gefragt.
Dann würde Phase zwei beginnen.
Jekatharina hatte ein feines Gespür für den Punkt erworben, von dem an die androgenen Hormone begannen, die Vernunft des Mannes zu betäuben. Genau in diesem Augenblick legte sie einen sicheren Köder aus. Eine locker dahin geworfene Bemerkung: „Jetzt verspüre ich etwas Hunger.“
Die Äußerung schien einen stereotypen Automatismus auszulösen. Das Opfer schnappte mit Begeisterung zu und hing am Haken. „Darf ich Sie zum Abendessen einladen, ich kenne da ein wunderschönes Lokal“, war in der Regel die erwartete Reaktion.
Idealen Verlauf nahm ihre strategische Kriegsführung, wenn zum Nachtisch des lukullischen Genusses einschließlich einiger Gläschen erotisch funkelnden Rotweins beiläufig einige Fragen serviert wurden. „Darf ich Sie noch zu einem Kaffee in der Bar Ihres Hotels einladen?“ Auf weitere Fragen, zum Beispiel nach ihrer Herkunft, ihren beruflichen Aktivitäten, den Gründen ihrer Anwesenheit und ähnliches mehr war sie optimal vorbereitet.
War die Hürde zur vertraulichen Zweisamkeit genommen, stand der Erreichung ihres Zieles nichts mehr im Wege. Ihre berauschende Wirkung auf das männliche Geschlecht, gepaart mit gespielter Laszivität, verwandelten Männer zu bettelnden Sklaven und sie zur begehrenswerten Herrin des Geschehens, das stets, bewährt in vielerlei Einsätzen, nach einem festgelegten Schema ablief. Das Liebesspiel begann genussvoll mit scheinbar kontrollierbarer, achtungsvoller Zurückhaltung, aber alles steuerte auf einen Dammbruch zu, bei dem sich der bis dahin ruhende See in ein alles mitreißendes, aufgewühltes Meer verwandelte.
Soweit hatte Sie es bisher nie kommen lassen müssen. Denn in dieser betörenden Phase des Liebesglücks bot sich immer eine Gelegenheit, eine Minitablette Gamma-Hydroxy-Buttersäure in ein Getränk zu zaubern. Diese Chemikalie bewirkte in geringer Dosierung eine schnell einsetzende vertrauensvolle Entspannung, sexuelle Enthemmung und vor allem eine unkontrollierte Kommunikationsbereitschaft, in der alle Fragen mit Begeisterung für absolute Wahrheit beantwortet wurden. Dies war der Moment, in dem der Geheimnisverrat stattfand. Die angeblich störenden Accessoires, Armbanduhr und Brosche, wurden an geeigneter Stelle abgelegt und dabei aktiviert. Die für das Opfer verhängnisvolle optische und akustische Dokumentation war gesichert.
Schließlich wurde die zweite Droge verabreicht, die in wenigen Minuten einen narkoseähnlichen Schlafzustand bewirkte. Der Einsatz dieser Droge setzte genaue Kenntnisse über die situationsabhängige Dosierung voraus. Eine leichte Überdosierung, im Zusammenspiel mit Alkohol, konnte schnell zu Atemlähmung und zum Tode führen.
Aus der Sicht des Anwenders gab es einen weiteren Vorteil. Die Betroffenen konnten sich am
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