Manuskript des Teufels
deinen Gedanken? Du hast mir noch gar nicht gesagt, ob ich dir so gefalle?“
„Umwerfend, Kathi, zauberhaft.“ Im letzten Augenblick hatte er die eventuell Misstrauen erweckende Bemerkung unterdrücken können: ‚So etwas brauchte eigentlich einen Waffenschein.’
Sie strahlte ihn an, nahm sein Gesicht zwischen beide Hände, hauchte einen zarten Kuss auf seine Lippen und flüsterte vielsagend: „Danke. Und glaube mir: Es gibt noch viel mehr zu entdecken.“ Über seine Schulter schauend erkannte sie das Taxi. „Ich glaube, das ist unseres.“
D’Aubert hatte den Fahrer gebeten, bereits am Ende des Waldweges anzuhalten. Er beabsichtigte, das letzte Stück zu Fuß zurückzulegen. Als das Taxi verschwunden war, umgab sie absolute Finsternis und Stille. Doch Auge und Ohr benötigten nur wenige Minuten der Adaption.
Das Licht eines klaren Sternenhimmels und die Sichel des zunehmenden Mondes reichten aus, den Weg und die nahe stehenden Baumstämme zu erkennen. Das Ohr nahm das Spiel eines leichten Windhauches in den Wipfeln wahr.
Jekatharina zeigte sich von der Idylle der Wohnlage und dem vor ihnen auftauchenden Rundstamm-Blockhaus ebenso begeistert wie überrascht. D’Aubert konnte nicht ahnen, dass sie seine Bleibe in den letzten Tagen mehrfach heimlich beobachtet hatte.
Plötzlich schreckte sie zusammen, denn das Haus und seine gesamte Umgebung wurden von gleißender Helligkeit umstrahlt.
„Die Bewegungsmelder der Alarmanlage“, kommentierte D’Aubert. „Tut mir leid. Hab sie heute Früh eingeschaltet, weil ich sicher war, dass ich erst im Dunkeln nach Hause kommen würde. Ich hätte dich vorwarnen müssen.“
„Macht doch nichts, Stephan. Oh, dein Haus ist ja aus ganzen Baumstämmen gebaut? Toll. Und erst die Lage: direkt am Wald.“
„Komm!,“ lud er sie ein. Der schmiedeeiserne Schlüssel drehte sich im Türschloss. Ein kurzer Flur geleitete sie zu einem großräumigen Wohnzimmer mit integrierter Kochecke und einer kleinen Bar, deren Regale mit verschiedenen Weinen und allerlei Spirituosen gefüllt waren.
Jekatharina bewunderte die Holzbauweise des Hauses, die hier drinnen noch besser zu erkennen war. Massive querverlaufende Balken dekorierten die aus hellerem Holz bestehenden Bretter der Zimmerdecke. Mehrere senkrechte Holzstützen, teils mit schräg zur Decke hinziehenden Verstrebungen ausgestattet, verliehen dem Raum eine wohnliche Aufteilung.
Zwischen verschieden großen Orientteppichen konnte man den Wärme vermittelnden und Schall dämpfenden beigebraunen Korkfußboden erkennen.
D’Aubert deutete auf die Couchgruppe in der linken hinteren Ecke des Raumes unmittelbar neben der aus Natursteinen gemauerten offenen Feuerstelle. „Der kleine Teppich dort in der Ecke ist ein Erbstück von meinen inzwischen verstorbenen Großeltern“, bemerkte er. „Es handelt sich um einen handgeknüpften Tazenacht-Perserteppich aus Marokko. Was der heute kosten würde, will ich gar nicht wissen.“
D’Aubert machte sich an der Feuerstelle zu schaffen: „Schau dich inzwischen um. Garderobe und Gästebad befinden sich vorne im Flur.“
Jekatharina ging weiter. Das antike, aus verschiedenen Stilepochen stammende Mobiliar gefiel ihr. Sie fühlte sich wohl und seufzte, wusste sie doch, dass sie nicht lange bleiben konnte. Bald vernahm sie das vertraute Knistern frisch entflammter Holzscheite.
Eine warmes Licht verbreitende Stehlampe erregte ihre Aufmerksamkeit. Der Fuß bestand aus einer naturgewachsenen Baumwurzel, aus der sich ein schlanker Eichenstamm mit kompletter Rinde erhob und einen schweinsledernen Schirm trug.
„Dieses einmalige Stück hat mir vor ein paar Jahren ein Elektromeister hier aus dem Ort gebastelt. Sein Dankeschön dafür, dass er die komplette Renovierung der elektrischen Anlagen im Innen- und Außenbereich übernehmen durfte. Schön nicht?“
Jekatharina nickte und entdeckte in der rechten hinteren Raumecke eine Holztreppe, die nach oben führte.
„Mach‘s dir neben dem Kamin bequem. Ich suche uns inzwischen einen guten roten Tropfen aus.“
Jekatharina setzte sich. Schade, dachte sie, bei Tageslicht hätte sie bestimmt einen traumhaften Blick hinaus auf die heilige Stimmung des angrenzenden Waldes gehabt. Aber so war es auch nicht schlecht. Zu dieser vorgerückten Stunde vermittelten die herabgelassenen Rollläden das Gefühl der Geborgenheit und Sicherheit.
Sie hatte ihre Schuhe mit den gefährlichen Absätzen ausgezogen und sich mit hochgezogenen Knien in die kaminnahe
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