Mara und der Feuerbringer Band 2 - Das Todesmal
mit beiden Händen und schloss seine Augen. Auch Mara musste die Augen schließen, als seine Hände in einem solch hellen Licht erstrahlten, dass sie es sogar durch die geschlossenen Lider hindurch sehen konnte.
Als das Licht wieder schwächer wurde, ließ Balder Maras Arm los. Die Wunde war geschlossen und vernarbt. Auch der Schmerz war verschwunden und die Stelle sah nun so aus, als hätte sich Mara vor Jahren einmal bei irgendeinem Unfall verletzt. Der einzige Unterschied war, dass die Narbe nicht rötlich war, sondern tiefschwarz.
»Danke«, flüsterte Mara und der Lichtgott strich ihr beruhigend über die Schulter, bevor er sich wieder der Hel zuwendete. »Das Mal Draupnirs ist nicht leichtfertig zu vergeben. Was bezweckst du damit, Schlangenschwester?«
Anstelle einer Antwort streckte die Hel nur ihre Hand aus. Eine Aschewolke schwebte vom Boden hinauf und sammelte sich auf ihrer Handfläche. Sie schloss die krallenartigen Finger und presste sie kurz zusammen. Mara glaubte, ein leises Knirschen zu hören. Und obwohl es nicht so aussah, als müsse die Hel sich sonderlich anstrengen, wusste sie doch, was für eine unfassbare Kraft hier gerade am Werk war. Als die Todesgöttin die Hand wieder öffnete, war die Asche verschwunden. Stattdessen lag dort ein schwarz glänzender Edelstein.
Mit einem Gesichtsausdruck, der vielleicht ein Grinsen sein sollte, hielt die Hel Mara den Edelstein entgegen. »Überbringe das dem Loki, meinem Vater, wenn du vermagst.«
Bei der Erwähnung von Loki schielte Mara vorsichtig zu Balder hinüber, doch der blieb regungslos.
Vorsichtig nahm sie den schwarzen Stein aus der Hand der Hel. Er war so groß, dass sie ihn gerade so mit ihrer Hand umschließen konnte, aber klein genug, um ihn in die Hosentasche zu stopfen. Genau das tat Mara nun auch und zwar genauso beiläufig, als würde sie ein Päckchen Kaugummi einstecken. Die sollte jetzt bloß nicht denken, dass sie beeindruckt war von diesem Kunststückchen.
»Ich gewähre dir so viel Zeit, wie der Ring des Draupnir acht Kinder gebiert. Schaffst du es, hast du die Wahrheit gesprochen, das Mal wird vergehen und ich löse meinen Griff. Schaffst du es nicht, werde ich deine Seele verschlingen.«
Mara war sich nicht sicher, ob sie das mit dem Mal und den Kindern richtig verstanden hatte, aber so viel war klar: Die Hel würde sie gehen lassen, wenn sie Loki dafür den Klunker vorbeibrachte, und das sollte eigentlich kein Problem sein.
»Okay«, sagte Mara und die Hel blickte sie irgendwie irritiert an. Wenn man so etwas überhaupt von einem Wesen ohne Augen sagen konnte. Was hatte sie denn jetzt wieder?
Ach so, natürlich: Woher sollte die Todesgöttin hier unten schon mal das Wort »Okay« gehört haben? Mara beeilte sich, zu verbessern. »Ich meinte, wir haben einen Dea l … Ach Mist, oka y … Mist, nicht okay! Also: Hiermit gilt da s … Geschäft al s … als geltend.«
Mit diesem gestammelten Schwur streckte Mara ihre Hand aus und bereute es sofort, denn die Hel schlug erst ein, nachdem sie einen beachtlichen Batzen grünlichen Schleims auf die Handfläche gespuckt hatte. Igitt.
Mara starrte auf die zähflüssigen Speichelfäden zwischen ihren Fingern und überlegte fieberhaft, wohin damit. Sie hatte sich gerade für ihre Hose entschieden und war erstaunt, als plötzlich etwas ihre Sicht blockierte. Es war ein Tisch.
Kapitel 8
D as Eichhörnchen saß vor Dr. Thurisaz auf einer Stuhllehne und musterte ihn aus dunklen Knopfaugen.
»Ja, ich weiß das sogar sehr gut. Und jetzt verschwinde!«, sagte Thurisaz gerade und klang dabei ziemlich genervt.
Das Eichhörnchen antwortete nicht, sprang von der Stuhllehne und verschwand durchs Fenster nach draußen.
Du warst das also in dem Auto vorhin, dachte Mara grimmig. Doch bevor Thurisaz etwas bemerkte, legte sie sofort wieder ihren Kopf auf die Arme und schloss die Augen.
Als sie diese ein paar Sekunden später wieder vorsichtig öffnete, erschrak sie. Denn Thurisaz sah Mara direkt an. »Schon wach, kleine Wicca?«, fragte er und lächelte.
»Sieht so aus«, antwortete Mara und lächelte nicht.
»Und? Wie war’s?«, erkundigte sich Thurisaz und schien sich seiner Sache so sicher zu sein, dass Mara nicht anders konnte.
»Geht Sie nix an.«
»Hoppla, schon gut. Du musst es nicht erzählen, wenn du nicht willst.«
»Gut.«
Thurisaz wartete einen Moment, aber da kam nichts mehr. Schließlich winkte er ab. »Schön, wir müssen auch nicht unbedingt reden, kleines komisches
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