Mara und der Feuerbringer Band 2 - Das Todesmal
Scherben des Blumentopfes getappt. Mit verklebten Augen spähte sie hinaus.
Kein Eichhörnchen weit und breit. Auch keine Raben. Außerdem keine Beten, Nornen, Müllersburschen, Feuerwesen, Riesenschlangen, Lindwürmer und andere Gesellen, die sie daran gehindert hätten, jetzt erst einmal zu duschen und danach zum Frühstück hinunter in die Gaststube zu wanken. Sehr gut, vielen Dank dafür an alle und bis später, dachte Mara, als sie das Fenster schloss.
Einer Eingebung folgend, wuchtete sie dann aber doch noch ihren Koffer auf die Fensterbank und blockierte so das Fenster sowie die Morgensonne. Egal. Mara steuerte seufzend aufs Badezimmer zu und versperrte sich dann erst einmal mit dem quer gehaltenen Stab selbst den Weg durch die Tür. Au.
Ja, Mara nahm den Stab sogar mit unter die Dusche, denn man konnte ja nie wissen. Und als sie sich wenig später frische Klamotten überzog, überlegte sie sogar kurz, ob es irgendwie möglich war, den Pulli anzuziehen, ohne den Stab loszulassen.
Wenn ich den Ärmel einfädle und dann den Stab entlang hochziehe, dann müsste ich ihn nur ganz am oberen Ende anfassen, damit ich den Ärmel über die Hand ziehen kann und dan n … Aber sie entschied sich dann doch dafür, den Stab kurz auf den Boden zu legen und sich dafür mit beiden Füßen draufzustellen, so.
Noch während Maras Kopf im Pulli nach dem Ausgang am Kragen suchte, spürte sie plötzlich, wie sie das Gleichgewicht verlor. Mara versuchte sofort, ihren linken Fuß wieder auf den Stab zu stellen. Es gelang ihr nicht. Irgendetwas blockierte ihn, als würde sie auf einem Baustein aus Weichgummi stehen. Sie riss den Pullover vom Kopf und schaute nach unten. Von dort starrten sie stumm zwei dunkle Knopfaugen an.
Das Eichhörnchen hatte mit der einen Hand Maras Fuß hochgehoben und die andere in den Stab gekrallt. Dabei wirkte es so ertappt wie ein Kindergartenkind mit der Hand im Nutella-Glas. Ohne den Blick von Mara abzuwenden, zog es noch einmal prüfend an dem Stab, ließ es dann aber sein.
Ganz langsam ließ das Eichhörnchen nun Maras Fuß herab und platzierte ihn betont säuberlich wieder auf dem Holz. Dann rubbelte es mit der winzigen Hand kurz über den Hausschuh, um virtuelle Verunreinigungen zu tilgen, grinste schließlich etwas zu breit zu Mara hinau f … und war dann so schnell verschwunden, dass sie glaubte, eine Art Pfiuuu-Geräusch zu hören.
Erst als Mara das offene Fenster sah, bemerkte sie, dass der Koffer auf dem Boden lag und nicht mehr auf der Fensterbank.
Wütend stürmte sie zum Fenster. »Finger weg oder du landest ausgestopft auf dem Kaminsims, du Mistviech!«
Sie hatte zwar nicht wirklich vor, so was Ekelhaftes eigenhändig auszuführen, aber verdammt noch mal, dafür gab es ja Leute, die das beruflich machten, und den Kontakt würde sie ganz schnell im Netz finden! Zur Not jetzt gleich mit Handyweb!
»Zur Not jetzt gleich mit Handyweb!«, rief Mara zur Sicherheit noch hinterher und merkte erst danach, dass dieser Satz wohl so allein herzlich wenig Sinn ergab. Okay, mit den markigen Sätzen musste sie noch ein bisschen üben. Aber immerhin hatte sie schon mal überhaupt was hinterhergerufen. Ein Anfang.
Da klopfte es an Maras Zimmertür und sie fuhr erschrocken herum.
»Ich bin’s nur«, brummte der Professor von draußen durch die Tür und Mara öffnete ihm.
»Mann, sehen Sie vielleicht sch… schlecht aus«, verbesserte sich Mara gerade noch.
»Gemessen daran, wie ich mich fühle, geht das sogar noch als Kompliment durch«, grummelte Professor Weissinger, tappte ins Zimmer und ließ sich auf den Sessel sinken. Dabei biss er sichtlich die Zähne zusammen, denn seine Rippen schienen ihm tatsächlich noch starke Schmerzen zu bereiten.
Mara schloss die Tür und beäugte den müden, bärtigen Mann misstrauisch. Wie lange musste das denn gestern wohl noch gegangen sein? Mara spürte plötzlich einen dicken Kloß im Hals. War der Professor vielleicht sogar hier, um etwas zu beichten ?!
»Ich muss dir unbedingt etwas erzählen«, stöhnte das bärtige Wrack namens Weissinger da auch noch und rieb sich heftig die Augen unter der runden Brille.
Mara wurden die Knie weich und sie ließ sich aufs Bett plumpsen.
Sag, dass das nicht wahr ist, bitte nicht!, rief sie in ihren eigenen Kopf hinein. Das könnt ihr mir nicht antun! Ich bin noch nicht soweit, ich meine, ich bin überhaupt nie so weit, weil das meine Mama ist und Sie, Herr Professor, sind doch mei n … mei n … ja, keine
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