Mara und der Feuerbringer Band 2 - Das Todesmal
dass er diesen Wahnsinn wieder mal so hingebogen hat, dass Mama keinen Verdacht schöpft?, fragte sich Mara, während ihre Mutter vor Lachen von der Eckbank rutschte.
Inzwischen unterhielt der Professor im Übrigen nicht nur Mama, sondern die gesamte, nacheinander eingetrudelte Wicca-Truppe.
Inhaltlich hatte er schon längst die Kurve gekratzt von ihrem angeblichen Abstieg im Platzregen hin zu verschiedenen Anekdoten aus dem Leben eines Universitätsprofessors. Gerade erzählte er, wie er die Putzkolonne über Jahre hinweg glauben machen konnte, dass sein Büro von einem seltenen Pilz befallen war und sie deswegen besser einen Bogen um ihn und dieses Zimmer machen sollten. Seine Lüge war erst aufgeflogen, als die Fenster renoviert wurden und er die Handwerker leider nicht dazu motivieren konnte, vor den Augen der Putzleute keuchend zusammenzubrechen. Daraufhin hatte Professor Weissinger zu dem Mittel gegriffen, das Mara bereits kennengelernt hatte: ein ebenso einfaches wie massives Vorhängeschloss, zu dem nur er den Schlüssel hatte.
Schließlich gesellte sich auch noch der Chef des Hotels mit dem typisch bayrischen Namen Ludwig zu der lustigen Runde. Und der brachte nicht nur ein paar launige Geschichten über das Wirtsleben und die lieben Gäste mit an den Tisch, sondern auch noch eine Flasche Obstler.
Schon als er die Flasche entkorkte, stieg Mara der Geruch in die Nase. Für sie roch es, als hätte man einen Apfelbaum mit Benzin übergossen, angezündet und danach das Feuer unter einem Laster voller Zwetschgen erstickt. Musste man erst erwachsen werden, um diesem öligen Stinkezeugs irgendetwas abzugewinnen?
Heute war auf jeden Fall nicht der Abend, an dem Mara das herausfinden wollte. Sie war total erschöpft von diesem irren Tag und dankbar, als Mama ihr vorschlug, schon mal ins Bett zu gehen.
Der Professor warf Mara einen ernsten Blick zu, den sie sofort verstand: Schlafen oder reden?
Mara schloss kurz die Augen, um ihm zu signalisieren, dass sie jetzt auf jeden Fall schlafen wollte. Professor Weissinger nickte unauffällig und schaltete dann sofort wieder in den Unterhaltungsmodus. »Aber das ist alles noch gar nichts!«, pries er die nächste Geschichte an. »Alle Mühen, Sorgen und Nöte verblassen angesichts meines todesmutigen Versuchs, eine Erlaubnis von den Behörden zu bekommen, am Tegernsee ein Wikingerschiff bauen und zu Wasser lassen zu dürfen.«
Walburga hatte nur die letzten vier Worte mitbekommen, da sie bei dem Teil davor mit dem Aushusten von Obstler beschäftigt gewesen war. »Aber wir sind doch nicht mehr in der Schule, wo man für so was um Erlaubnis bitten muss.«
Einen Moment lang war es still, als jeder der Anwesenden für sich rekonstruierte, welche Art von Missverständnis zu dieser Bemerkung geführt haben konnte. Als sich schließlich die ersten Kicherer aus den Kehlen lösten und das Ganze immer mehr anschwoll, nutzte Mara den Moment, um sich still aus der Gaststube zurückzuziehen.
Schon auf der Treppe zu ihrem Zimmer glaubte sie, die alten Balken des Forsthauses knacken zu hören unter dem Lachgewitter, das nun ausgebrochen war. Dazwischen war Walburga nur noch in Wortfetzen zu hören, wie sie eindringlich darum bat, dass ihr mal einer erklärte, was sie denn so Witziges gesagt habe. »Ich meine, soll er doch gehen, wenn er muss? ! … Was fragt er denn mich? ! … Hallo ? … Also, so wa s … Halloo!«
Mara sperrte die Tür auf und betrat ihr Zimmer. Das Bett wirkte so einladend, dass sie es kaum mehr fertigbrachte, ihre Schuhe auszuziehen. Trotzdem stolperte sie zum Fenster, schloss es und schob sogar noch den Blumentopf auf der Fensterbank davor. Sie spürte den Stab in ihrer Hand, hielt ihn noch etwas fester und als Maras Körper auf die Matratze plumpste, war der Kopf bereits eingeschlafen.
Klirr.
Als Mara am frühen Morgen erwachte, schaute sie in die Augen eines Eichhörnchens. Das kleine Tier zuckte zusammen und ließ die Ärmchen blitzschnell hinter dem Körper verschwinden, als wollte es eine geklaute Nuss verstecken.
Mara schloss die Augen und öffnete sie wieder. Das Eichhörnchen war verschwunden. Ihre Augen wollten gerade wieder die Jalousien zuziehen, als sie wie von der Tarantel gestochen aufschreckte und sich umsah. Der Stab! Mein Stab! Er ist verschw…
Nein. Sie hatte nur darauf gelegen und das erklärte auch die Schmerzen im Brustkorb und die rote Druckstelle an der Wange.
Sofort stolperte Mara zum offenen Fenster und wäre fast in die
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