Mara und der Feuerbringer Band 2 - Das Todesmal
angenommen haben …«
Eine Weile brüteten beide vor sich hin. Und dann fiel Mara endlich ein, was sie schon die ganze Zeit gestört hatte. »Ähm, da gibt’s noch ein Problem, vielleicht. Nehmen wir mal an, es gibt eine Uhrzeit, zu der Loge geschwächt ist, wir kennen sie und ich steh tatsächlich auch genau dann vor ihm.« Sie machte eine Pause, denn sie wollte das Folgende eigentlich gar nicht laut sagen.
Der Professor brauchte nicht lange, um zu verstehen, was sie meinte. Still nahm er die Brille ab und massierte sich die Nasenwurzel mit Daumen und Zeigefinger. Dann vervollständigte er ihren Satz. »Dann hast du vielleicht genau in dem Moment gar keine Kraft, um das Wasser zu beherrschen, weil dich deine Gabe mal wieder scheinbar grundlos verlassen hat. Das meinst du doch, oder?«
Mara nickte.
»Ja, das ist leider nicht so ganz verkehrt gedacht, Mara«, seufzte Professor Weissinger, setzte die Brille wieder auf und kratzte mit seinen letzten Pommes in dem Rest Ketchup herum. Dass in diesen Tütchen aber auch immer genau so viel zu wenig Soße war, dass man die letzten Pommes immer trocken essen musste.
»Wir müssen unbedingt herausfinden, warum du mal in der Lage bist, einer ganzen Stadt die Erinnerung zu nehmen, und ein anderes Ma l … «
»… total versage«, unterbrach ihn Mara und stierte auf den Boden.
»Das habe ich weder so gesagt noch so gemeint!«, schimpfte der Professor in überraschend scharfem Ton. »Leg mir nicht solchen Blödsinn in den Mund, Mara Lorbeer! Wenn du nicht daran interessiert bist, mit mir eine Lösung zu finden, und lieber weiter bockig sein möchtest, dann sag bitte vorher Bescheid.«
»Ist ja gut, tut mir leid.« Mara fuhr mit dem Finger über den Verband an ihrem Arm. Deutlich spürte sie die drei Ringe darunter und verzog das Gesicht. »Okay, wenn wir un s … also, wenn wir uns nicht auf mich verlassen könne n … Gibt es denn nix in der Mythologie, was uns da weiterhilft? Irgendwas, womit man Feuer löscht, ei n … ein Wasserschwert, eine magische Wasserbomb e … die mythologische Wasserwacht?«
»Jede Menge magischer Gegenstände, aber nichts in der Richtung«, murmelte der Professor. »Und die alten Götter reagierten auch äußerst gereizt, wenn man versuchte, ihnen diese Dinge wegzunehmen. Man könnte es auch blutrünstig nennen, ähem. Aber gesetzt den Fal l … «, begann er dann und sein Gesicht erhellte sich. »Also nur mal angenommen, Loki ist nicht der einzige nordisch-germanische Gott, der dir vorübergehend etwas von seiner Kraft abgeben kan n … Wenn das vielleicht bei allen alten Göttern der Fall wär e … «
»Sie meinen, dan n … dann müssten wir uns nur irgendeinen anderen Gott aussuchen und dem dann erklären, dass …«
»Nein, Mara, nicht irgendeinen. Wir nehmen natürlich einen Wassergott! Haha, was rede ich denn, wir nehmen nicht einen Wassergott, sondern den Wassergott. Wir besuchen Njörd, den Gott der Meere!« Der Professor sprang so plötzlich auf, dass die Kinder hinter der Scheibe auf ihn aufmerksam wurden und aufhörten, die Fenster mit Soße zu bemalen. »Natürlich, Njörd, Vater von Freyr und Freya , Gebieter über Wind und Meer, Herr von Nóatún , der Schiffsstadt! Den besuchen wir, Mara, und wir bitten ihn um Unterstützung gegen den Feuerbringer. Was sagst du dazu?«
Aber Mara hatte gerade wieder zu viele Namen und Begriffe in zu kurzer Zeit gehört und versuchte gerade blinzelnd, sich alles zu merken. Und außerdem konnte sie eines kaum glauben. »Der nordische Meeresgott heißt nicht wirklich Nerd ?«
»Was? Nein, nicht Nerd wie englisch für Computerfritz, Mara, sondern Njörd, oder genauer Njörðr …«
»Nörth… Njör… Nörth… Oh Mann, ich hoff’ bloß, ich muss den nie rufen oder so«, grummelte Mara, als ihre Zunge vor dem englischartigen th zwischen den zwei R kapitulierte. »Und ich hab da noch eine Frage.«
»Na, dann frag los!«, rief der Professor gut gelaunt, während er das Tablett in den dafür vorgesehenen Wagen räumte.
»Ich dachte, die alten Götter gibt’s alle nicht mehr? Bis auf Loki, weil der, wie er selbst gesagt hat, in dieser Höhle ›am Ende der Zeit‹ gefangen ist. Und dann noch die Hel und den Balder, weil die in der Hölle aufeinanderhocken, die es dank dem Christentum auch immer noch gibt. Aber den Njröth… Nröj… den Nerd gibt’s doch dann nicht mehr, oder?«
»Njörðr, bitte, und es geht doch gar nicht darum, wen es jetzt noch gib t – wir sind doch schon oft
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