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Marathon Mosel

Marathon Mosel

Titel: Marathon Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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Sie lag vollkommen im Dunkeln. Dahinter zeichnete sich die Silhouette der Kaiserthermen ab. Am wolkenlosen Himmel waren vereinzelte Sterne und eine dünne Mondsichel zu sehen.
    Ben blieb stehen, um seine Augen an die Dunkelheit zu gewöhnen. Ein nahes Kichern ließ ihn zusammenzucken. Eine dunkle Stimme flüsterte, dann war da wieder das Kichern einer Frau. Ben ging weiter und hielt sich am Rand der Wiese unter den überhängenden Ästen der Bäume. Dicht am Teich am Ende des Parks standen Leute, die sich laut unterhielten. Ben blieb erneut stehen. Da saßen auch noch ein paar auf einer Bank, andere standen davor. An ihren Bewegungen erkannte er, dass es junge Leute waren.
    Ben konnte nicht ungesehen über das niedrige Tor zu den Kaiserthermen gelangen.
    Er löste sich aus der Deckung und schlenderte quer über die Wiese in Richtung des Ausgangs zur Weberbach. Die Gruppe an der Bank konnte ihn nun sehen. Ben war wachsam. Vielleicht würden sich einige von ihnen stark genug fühlen, ihn zu attackieren. Wie kam er eigentlich darauf, in allem eine Gefahr zu sehen?
     
    Gleich hinter dem Ausgang lag ein leerer Busparkplatz, über den Ben zum Zaun an der nördlichen Seite der Kaiserthermen gelangte. Eine Stahltreppe führte zu einem mit Vorhängeschloss gesicherten Tor im Maschendraht. Er sah sich um. Keine Menschenseele war zu sehen. Er wartete, bis das mehr als hundert Meter entfernt vor einer Ampel wartende Taxi weitergefahren war, und stieg vom Geländer auf das Tor. Auf der anderen Seite ließ er sich vorsichtig hinuntergleiten. Seine Füße baumelten nur noch wenige Zentimeter über dem Boden, bevor seine Hände das staubige Eisen losließen.
    Musikfetzen drangen an sein Ohr. Eine Hecke versperrte den Blick zum Eingang. Die jungen Leute lärmten unvermindert.
    Ben duckte sich an den niedrigen Mauern vorbei bis zu der Treppe, die in die Unterwelt führte. Pechschwarz lag der Stollen vor ihm. Er nahm die Taschenlampe aus der Jacke und leuchtete hinein. Erst ging es geradeaus, dann links und gleich wieder links, wenn er sich richtig erinnerte.
    Die Musik wurde lauter. Der Bass wummerte in schnellen Schlägen. Ben erreichte die Gabelung, wo er in den schmaleren Tunnel einbog. Die Musik wurde immer lauter. Er schaltete die Taschenlampe ab und lauschte. Das Getrappel war nicht weit entfernt und konnte bedeuten, dass zur Musik getanzt wurde. Der Bass setzte für einen Moment aus. Eine Flasche landete in einem Kasten. Deutliche Stimmengeräusche waren auszumachen. Nicht nur von ein paar Leuten. Hier unten musste eine größere Party abgehen.
    Er überlegte. Sollte er verschwinden? Noch einen Tag zu verlieren, konnte er sich nicht leisten. Wer wusste, ob hier nicht jede Nacht die Post abging? Er entschied sich zu bleiben. Vielleicht war die Feier bald zu Ende.
    Beim Weitergehen strich Ben mit der linken Hand an der Wand entlang. Immer wieder schaltete er kurz das Licht an, um sich mit Hilfe eines Kompasses zu orientieren. Der nachlassende Lärmpegel sagte ihm, dass er sich von der Party entfernte. Vor ihm tauchte das Gitter auf. Ben stellte die brennende Lampe auf den Boden. Er brauchte keine Minute, bis das im Gegensatz zu den verrosteten Metallstäben massiv wirkende Schloss den Bügel freigab. Während er die Lampe ausschaltete, lauschte er. Dann zog er das Tor auf. Es scharrte über den Boden. Von der anderen Seite griff er durch das Gitter, hängte das Schloss wieder ein und ließ es zuschnappen.
    Nach wenigen Metern machte der Stollen eine 90-Grad-Biegung nach links. Das Licht der Taschenlampe verlor sich vor ihm im Dunkeln. Wenn die Pläne stimmten, würde nun ein langer Stollen schnurgerade unter der ganzen Stadt hindurch bis zur Mosel folgen. Der Gang war so schmal, dass Ben die Schultern seitwärts halten musste. Dennoch streifte er immer wieder mit dem Körper oder dem Rucksack die Wände.
    Von der Musik war nur noch der Bass zu hören. Was war, wenn jemand die Polizei verständigte und es hier unten eine Razzia gab? Würde das verschlossene Gitter sie aufhalten? Wenn nicht, saß er in der Falle.
    Seit der Biegung maß er mit gleichmäßigen Schritten die Entfernung bis zum in westlicher Richtung liegenden ehemaligen Forum in der Neustraße. Die Wände glänzten vor Nässe. Von der Decke hingen rötlich geäderte Stalaktiten. Der Boden war ebenfalls nass.
    Wenige Meter weiter fand Ben einen amateurhaft vermauerten Seiteneingang, der sich deutlich von der soliden Handwerkskunst der Römer unterschied. Er packte das

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