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Marathon Mosel

Marathon Mosel

Titel: Marathon Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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er erwartet hatte.
    Er tastete die Wand ab. Zwei Reihen fast quadratischer Kalksteine wechselten sich jeweils mit einer Lage flacher Ziegel ab. Die Deckengewölbe bestanden, soweit sie nicht in der Neuzeit rekonstruiert waren, besonders in den engen Gängen aus flachen roten Ziegeln, die sich von dem hellen Kalkstein abhoben. Ben prüfte den Mörtel. Er schien hart wie Beton zu sein. Die Römer hatten was los in der Baukunst.
    Das Licht der alle paar Meter an der Decke angebrachten Lampen reichte zur Orientierung. In Nischen und Abzweigungen, wo es zu dunkel war, nutzte Ben die Lichtverstärkung der Digitalkamera. Er war mehrere hundert Meter in die Anlage eingedrungen. Der Tunnel machte eine leichte Biegung und gab dahinter den Blick auf einen langen Stollen frei. Am Ende war ein kleiner, heller Punkt zu sehen. Es war nicht zu erkennen, ob hier ein Ausgang war oder der Stollen in eine Sackgasse führte. Mit einem solchen Labyrinth hatte Ben nicht gerechnet. Als er noch überlegte, ob er geradeaus weiter durch den großen Tunnel gehen oder diesen schmaleren Gang einschlagen sollte, fiel ihm ein Richtungspfeil an der Wand auf, dem er folgte.
    Fußgetrappel mischte sich mit Rufen und Lachen. Weitere Besucher waren hier unten angelangt. Nach dem Lärm zu urteilen, musste es sich um eine Schulklasse handeln.
    Ein enger Gang zweigte nach rechts ab. Ben folgte ihm. Hier gab es kein Licht. Anfangs konnte er sich mit der Lichtverstärkung der Kamera behelfen, doch dann wurde es so dunkel, dass er sich, eine Hand links an der Wand, die andere nach vorn gestreckt, vorantasten musste. Da dieser Teil nicht für Besucher gesperrt schien, brauchte er nicht zu befürchten, in eine Vertiefung zu geraten. Der Lärm hinter ihm kam näher. Ben blieb stehen und ließ den Blitz aufflammen, der ein Gitter in nur wenigen Metern Entfernung beleuchtete. Er schaute sich das Foto auf dem Display an. Eine Gittertür war in den Gang, die von einem einfachen Vorhängeschloss gesichert wurde, eingelassen.
    Als Ben aus der dunklen Abzweigung zurück in den Haupttunnel kam, sah er gespieltes Entsetzen in den Gesichtern von zwei Mädchen, die ihm entgegen kamen.
    »Salve!«, grüßte er sie und erhielt Gekicher zur Antwort.
    Hinter der nächsten Biegung erwartete ihn freier Himmel und eine Treppe, die nach oben führte. Er schlüpfte unter der Stahltreppe hindurch und gelangte in einen Bereich, wo Abraum aus bröckelndem Gemäuer lag. Ben schaute sich um und steckte rasch einen flachen Ziegel und ein abgebrochenes Stück eines Kalksteins, an dem Mörtel haftete, in die Fototasche.
    *
    Eine Stunde später trafen die Spezialisten des Landeskriminalamts ein. Die Aktion lief schnell und routiniert ab. Ein ferngelenkter Spezialroboter rollte an den verdächtigen Koffer heran und machte Röntgenaufnahmen. Zehn Minuten später waren die Bilder ausgewertet. Kein Befund. Vorsichtshalber öffnete ein Mann in schwerer Schutzkleidung den Koffer. Als er Entwarnung signalisierte, waren Walde und Meier als erste zur Stelle, um den Kofferinhalt zu inspizieren.
    Ausschließlich CD’s lagen darin. Walde schätzte, dass es mehr als hundert waren. Er sah sie durch. Pink Floyd, Queen, Lenny Kravitz …
    »Pop querbeet«, stellte er fest und zog die Handschuhe aus.
    Meier trat neben dem Koffer seine Zigarette aus: »Wenn wir den Schlampsack finden, dem der Koffer gehört, muss für den Einsatz blechen.«
    *
    War es der sonnige Tag oder die wunderschöne friedliche Umgebung? Ben fühlte sich gut. Er hatte sich auf eine der weißen Bänke unter den Magnolienbäumen gesetzt. Vor ihm schwammen Enten in einem steingefassten Parkteich mit sprudelnden Wasserfontänen. Einen Arm auf der neben sich gestellten Tasche, den anderen auf der Rückenlehne, den Kopf im Nacken, genoss er die Sonnenstrahlen. Er lauschte dem Rauschen des Wassers, dem Vogelgezwitscher und dem Flattern der Enten, wenn sie aus dem Wasser kommend ihre Flügel trocken wedelten.
    Für einen Moment war er versucht, ein kleines Nickerchen zu halten. Er riss sich zusammen, öffnete die Fototasche und griff hinein. Seine Finger ertasteten als erstes einen der Steine aus den Kaiserthermen, fuhren an der trockenen Oberfläche entlang und bekamen eine schmale Kante zu fassen. Ben umschloss sie mit Daumen und Zeigefinger und drückte mit aller Kraft, bis die Ecke abbrach. Als er die Hand aus der Tasche zog, besah er sich das nicht einmal centgroße rötliche Bröckchen und schnippte es ins Wasser. Dann nahm er den Block

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