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Marathon Mosel

Marathon Mosel

Titel: Marathon Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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heraus und zeichnete aus dem Gedächtnis den Verlauf der Tunnel unter den Kaiserthermen mit der Position der Gittertür.
    Schräg gegenüber, auf der Terrasse des Museumscafés, säuberte eine Kellnerin die Tische.
    Ben stand auf, hängte sich die Tasche um und ließ den Gurt mit der Kamera in der rechten Hand baumeln. Für einen Augenblick überlegte er, ob er sich an einen der einladenden Tische setzen sollte. Doch dann entschied er sich, unter dem Torbogen der alten Stadtmauer hindurchzugehen. Beide Flügel des Museumseingangs standen offen. Dahinter lockte eine weite, lichtdurchflutete Halle mit imposanten Steinfiguren und einem großen triumphbogenartigen Denkmal. Ben zahlte den Eintritt und richtete seinen Blick erneut in die Halle.
    »Haben Sie da ein Stativ drin?«, fragte einer der beiden Männer, die hinter der Theke standen.
    Ben hörte förmlich seine inneren Alarmglocken schrillen. In der Tasche befanden sich aus den Kaiserthermen entwendete Gesteinsproben und die Pistole. Sollte er gehen oder die Tasche abgeben? Dann könnten die Männer unter Umständen hineinschauen. Sollte er verneinen und Gefahr laufen, dass sie daraufhin den Inhalt sehen wollten?
    »Stativ, im Auto, nicht verstehen, ich soll holen?«, er entschied sich dafür, nichts zu kapieren.
    »Nein, in der Tasche«, beharrte der Mann vom Museum.
    »Kamera?« Ben hielt ihm die Kamera hin.
    »Gut, in Ordnung, Sie können sie wiederhaben, wenn Sie das Haus verlassen.«
    »Ich mich drauf verlassen«, radebrechte Ben weiter, löste den Speicherchip aus der Kamera und stellte den Fotoapparat auf die Theke.
    Er ging die wenigen Stufen zur Halle hinunter. Die Lust am Museumsbesuch war ihm vergangen. Aber nun war er hier und musste wenigstens so tun, als würde er sich für das ein oder andere Exponat interessieren. Im hinteren Teil der Halle führte eine Treppe ins Obergeschoss. Dort war er endlich den Blicken der Männer entzogen. Hier oben gab es einen Balkon, von dem er auf die prächtigen Mosaike und Fresken im Saal darunter sehen konnte.
    Die aufwändigen Gemälde schafften es kaum, die Gedanken in seinem Kopf zu vertreiben. Nicht auszudenken, wozu die dumme Geschichte am Eingang hätte führen können. Das zimmergroße Modell des römischen Trier erregte seine Aufmerksamkeit. Der Lauf der Mosel mit der Römerbrücke, vier mächtige Stadttore, die aussahen wie die Porta Nigra, und eine große Rennbahn, nicht weit vom Amphitheater entfernt, begrenzten eine große Ansammlung von ausschließlich rot gedeckten Häusern. Alle um ein streng quadratisch angelegtes Straßensystem angeordnet. Dazwischen Tempel, Badeanlagen und Paläste.
    Neben ihm erklärte ein Mann einem Mädchen, das fasziniert auf das Modell starrte: »Da ist das Amphitheater. Da gehen wir gleich hin.«
    »Und das da, Papa?« Die etwa zwölf Jahre alte Tochter ging ein paar Schritte um das Modell herum.
    »Das war die Rennbahn.«
    »Da möchte ich auch hin!«
    »Die gibt es nicht mehr.«
    Ben machte eine Runde durch das Museum. Sie führte ihn bis in den Keller und dann wieder zurück ins Parterre durch den Steinsaal mit römischen Grabmälern und Reliefs in einen Raum, in dem ringsum auf einer schweren ornamentgeschmückten Steinbrüstung Dutzende von Hermenköpfen standen.
    »… alles Männer«, flüsterte das Mädchen von vorhin seinem Vater zu.
    Nicht anders als bei mir zu Hause, dachte Ben.
    *
    Wo vor ein paar Stunden die Pressekonferenz stattgefunden hatte, saßen ein halbes Dutzend Kripoleute gemeinsam mit dem Polizeipräsidenten am Tisch.
    »Die Befragung bei den drei Bauernhöfen in der weitläufigen Umgebung des Kampfmittellagers hat nichts ergeben.« Harrys linke Wange zierte ein großes Pflaster. »Ein Tierarzt hat sich gemeldet, der kurz nach halb sechs einen roten Honda Civic gesehen hat.«
    »Was machte der denn schon so früh da draußen?«, fragte Gabi.
    »Vielleicht war er zu einer kalbenden Sau unterwegs …«
    »… die Sau kalbt nicht, die ferkelt«, verbesserte Gabi. »Eine Kuh kalbt, eine Katze jungt, ein Hund …«
    »… der Hund sitzt höchstens dabei und raucht nervös, während …«
    »… eine Hündin schüttet, ein Pferd fohlt, ein Schaf lammt …«
    »Ja, ist ja gut, Frau Lehrerin.«
    »Oberlehrerin, soviel Zeit muss sein.«
    »Vielleicht hat er einem Reh beim Kitzen oder einem Wolf beim Wölfen …«
    »… oder der Tierdoktor war bei seiner Freundin«, meinte Gabi.
    »Ist auch möglich. Möchtest du jetzt auch noch die korrekte biologische

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