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Marathon Mosel

Marathon Mosel

Titel: Marathon Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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Bezeichnung für das, was er da gemacht haben könnte?«
    »Gibt es sonst noch was?«, fragte Stiermann, dessen Füße unter dem Tisch zu scharren begonnen hatten, ein untrügliches Zeichen dafür, dass er genervt war.
    »Noch nichts Konkretes, der Ermittlungsapparat ist angelaufen. Was macht der städtische Terror?« Harry drehte den Kopf zu Walde. Dabei stieß er einen leisen Schmerzenslaut aus und fasste sich mit der Hand an den Nacken.
    »Warst du schon beim Arzt?«, erkundigte sich Walde.
    Harry winkte ab.
    »Das ist doch Scheiße«, regte sich Gabi auf. »Die geben eine Terrorwarnung raus, und wir sollen gucken, wie wir klar kommen. Woher stammt eigentlich die Information?«
    Grabbe antwortete ihr: »Der Bundesnachrichtendienst kann angeblich seine Quelle nicht preisgeben.«
    »Warum nicht?«
    »Weil der Informant gefährdet werden könnte.«
    Unter dem Tisch ging das Scharren erneut los.
    Gabi sah den Polizeipräsidenten an: »Die Luxemburger haben die Info von den belgischen Kollegen. Wer weiß, ob der BND nicht die gleiche Quelle hat und es nur nicht zugeben will?«
    »Oder das Ganze stammt aus der Feder des PR-Beraters von Guy Peffer«, sagte Grabbe.
    Als Stiermann nicht darauf einging, fuhr Gabi fort: »Die Bombenspezialisten vom LKA sollten mit ihrer ganzen Ausrüstung gleich hier bleiben.«
    »Weiter benötigen wir Sprengstoffhunde.« Walde ergriff das Wort. »Alle Dächer sollten vor dem Wettkampf abgesucht werden. Kein Wagen darf in den abgesperrten Straßen parken. Wer sich nicht ans Parkverbot hält, sollte rigoros abgeschleppt werden. Wir brauchen die komplette Bereitschaftspolizei zur Verstärkung und ein Überflugverbot für das gesamte Stadtgebiet.«
    »Sollen wir die Moselschifffahrt sperren?« Grabbe grinste, als glaubte er nicht, dass Waldes Vorschlag ernst gemeint war.
    »Gute Idee, danke.«
    »Was noch?«
    »Alle Hotels sollten überprüft werden, ob sich eine Zielperson dort aufhält.«
    »Und wie sieht die aus?«
    »Gute Frage.« Walde nahm sein leeres Wasserglas in die Hand. »Verdächtig halt.«
    »Das ist doch nicht dein Ernst?«, fragte Grabbe vorsichtig.
    Walde stellte das Glas hart auf der Tischplatte ab. »Es gibt noch eine Alternative.«
    »Und die wäre?«
    »Wir blasen das Altstadtfest und den Marathon ab.«
    In das folgende Schweigen sagte Stiermann: »Okay, all right, packen wir’s an«, er stand auf. »See You.«
     
    Als der Präsident gegangen war, saßen sie eine Weile schweigend am Tisch.
    »Wie soll ich das jetzt verstehen?« Grabbe kratzte sich am Hinterkopf. »Keine Hunde, kein Überflugverbot, keine Bereitschaftspolizei, aber wir sollen die Nadel im Heuhaufen suchen.«
    »Wenn ich eine Nadel im Heuhaufen suche, habe ich wenigstens den Gegenstand vor Augen, nach dem gefahndet wird. Was sollen wir denen sagen?« Monika hatte ein Hotelverzeichnis aus ihrem Büro geholt. »Etwa hundert Häuser in der Stadt und noch mal so viele im Landkreis.«
    »Lassen wir es erst mal bei der Stadt bewenden«, antwortete Walde.
    »Nach wem suchen wir?«
    »Die Hotels sind sicher selbst daran interessiert, dass es in der Stadt zu keinem Anschlag kommt. Das würde dem Tourismus empfindlich schaden.«
    »Wie sieht die Zielperson aus?«, beharrte Monika.
    »Bei Schuhgröße dreiundvierzig wird es sich wahrscheinlich um einen Mann handeln. Ansonsten muss an die Menschenkenntnis der Leute an den Rezeptionen appelliert werden.«
    »Na super, sollen wir den Gipsabdruck der Sohle gleich mitnehmen?«
    »Wenn’s der Sache dient.«
    *
    Ben durchquerte die dunklen Gassen des Domviertels. Nach den Erlebnissen vom Vormittag war er verunsichert. Wie sollte er einer Polizeistreife erklären, warum er um diese Zeit Hammer und Meißel im Rucksack mit sich führte? Hier war nachts keine Polizeistreife unterwegs. Und wenn doch? Er schaute nach oben. Die Mauern waren links und rechts mehr als vier Meter hoch. Dahinter wohnten die hohen Kirchenherren. Die wollten nachts ihre Ruhe haben. Wenn Hilfe erforderlich war, würden die Alarmanlagen dafür sorgen.
    Ben betrat den Palastgarten durch einen Seiteneingang, links am Kurfürstlichen Palais vorbei. Er hielt sich weiter auf dieser Seite und ging an einer hohen Hecke entlang, um dem Licht der parkseitig angestrahlten Fassade auszuweichen. Der feine Kies des Wegs knirschte unter seinen Sohlen.
    Er passierte den kleinen Springbrunnen, dessen filigranes Wasserspiel auch um diese Zeit plätscherte. Durch einen Torbogen in der Hecke gelangte er auf die große Wiese.

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