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Marathon Mosel

Marathon Mosel

Titel: Marathon Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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Werkzeug aus. Das konnte die Stelle sein, die er suchte.
    Anfangs fiel es ihm schwer, im Rhythmus der wummernden Bässe zu hämmern. Der Mörtel war hart und die Arbeit mühsam. Er kam kaum voran. Nach den ersten Schlägen hatte der Meißel nur Kratzspuren hinterlassen. Er schlug härter zu.
    Als er einen hellen Kalkstein gelöst hatte, konnte er zwei flache Ziegel mit kräftigen Schlägen des Fäustels aus dem Verbund herausschlagen. Dahinter tauchte eine zweite Mauer auf.
    Das Tempo der Musik hielt er auf Dauer nicht durch. Keuchend ließ er Hammer und Meißel sinken. Mit halber Frequenz arbeitete er weiter. Wenn die Musik zwischen den Stücken aussetzte, hielt er ebenfalls inne.
    Plötzlich blieb es ruhig. Die Party schien vorbei zu sein. Ben räumte größere Gesteinsbrocken zur Seite und hämmerte weiter, bis das Loch die Größe erreicht hatte, dass er hätte durchschlüpfen können – wenn da nicht die zweite Wand gewesen wäre.
    Abermals legte er eine Pause ein. Das Atmen fiel ihm schwer. Der Staub wurde immer unerträglicher. Gäbe es eine weitere Öffnung, würde der Luftzug ihn verwehen.
    Der Schweiß, der ihm immer wieder in die Augen lief, der Staub in dem engen Schacht und die Konzentration, mit der er bei der Sache war, ließen ihn erst spät bemerken, dass die Taschenlampe schwächer geworden war. Ben wischte sich mit dem Ärmel über die Stirn. Er legte sein Werkzeug auf dem Schutthügel ab. Der Meißel rutschte mit einem hellen Klingen an den Steinen entlang.
    Er öffnete den Rucksack und sah hinein. Das Licht war so schwach, dass er die Taschenlampe vom Boden aufnehmen und in den Beutel hineinleuchten musste. Schon als er die Batterien in die Hand nahm, befielen ihn Zweifel. Er öffnete den Batterieschacht an der Lampe und schüttelte den Kopf. Die Ersatzbatterien gehörten zur Kamera. Sie passten nicht. Das Licht hatte sich in den letzten Minuten weiter verschlechtert. Ben packte das Werkzeug ein und warf einen letzten prüfenden Blick auf Abraum und Boden.
    Als er den Rucksack schulterte, erlosch die Lampe.
    Er hämmerte mit der flachen Hand gegen das Gehäuse. Nichts tat sich. Ein Druck baute sich auf seinem Brustkorb auf und erschwerte ihm das Atmen. Er spürte, wie die Angst abwärts kroch, in seinen Magen, tiefer in die Eingeweide, und ihn dann kalt an seinem Hoden packte.
    Seine rechte Hand riss das Futteral der Pistole auf. Das Eisen fühlte sich kalt an. Was sollte ihm die Waffe nützen? Er steckte sie in den Bund seiner Hose.
    Ben kämpfte gegen den Drang, sich auf den Boden sinken zu lassen. Er musste sich zusammenreißen und zurückgehen.
    Seine rechte Hand tastete ins Leere. Er drehte sich. Da war die Wand. In welche Richtung ging es zurück? Er hatte die Orientierung verloren. Wieder baute sich der Druck auf seiner Brust auf. Er hörte sich nach Luft schnappen. Es war totenstill.
    Seine Füße stolperten über Geröll. Mit der Hand stieß er gegen eine Wand und hielt sich fest. Als er sein Gleichgewicht wieder fand, ertastete er die Lücke, die er selbst gehauen hatte. Sie war auf der rechten Seite. Also musste er auf dieser Seite des Steinhaufens zurückgehen. Nach wenigen Metern, die Schulter schräg haltend, den rechten Arm nach vorn ausgestreckt, beruhigte sich seine Atmung etwas. Der Druck auf seinem Brustkorb jedoch war noch ebenso zu spüren wie die kalte Angst zwischen seinen Beinen.
    Minutenlang tastete er sich vorwärts. Jetzt müsste die Biegung kommen. Vorsichtig setzte er einen Schritt vor den anderen. Plötzlich streifte ihn etwas am Kopf und zischte im hohen Tempo weiter durch den Gang. Ben duckte sich auf die Erde und lauschte. Es blieb vollkommen still. Er befühlte die Stelle oberhalb seines rechten Ohrs. Sie war trocken. Er war nicht verletzt. Wahrscheinlich hatte ihn eine Fledermaus gestreift.
    Er rappelte sich wieder hoch. Da war die enge Stelle und dahinter nicht mehr weit bis zur Biegung. Endlich erreichte er das Tor. Er stellte den Rucksack ab und tastete durch die Stäbe nach dem Schloss.
    Für einen Moment glaubte er, nicht allein zu sein. Er öffnete den Mund und hielt die Luft an. Nichts. Endlich fand sein Zeigefinger die Öffnung des Schlüssellochs. Er führte seine linke Hand an die Stelle und fingerte mit der rechten das feine Werkzeug aus der Brusttasche.
    Ein Blitz flammte auf. Geblendet schloss er die Augen. Er hörte den Auslöser einer Kamera auf der anderen Seite des Gitters. Schritte entfernten sich durch den Gang. Ben hatte vor Schreck das

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