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Marathon Mosel

Marathon Mosel

Titel: Marathon Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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heim gekommen, als er bereits schlief.
    *
    Auf dem Display seines klingelnden Handys stand ’Philipp’. Walde ließ es läuten, weil er nicht in der Stimmung war, Jos Sohn wegen der Bassstunde vertrösten zu müssen. Diese Woche würde er ganz bestimmt keine Zeit dafür erübrigen können.
    Walde blätterte in dem sichergestellten Bildband aus dem Hotelzimmer. Was bedeutete die Kombination aus Buchstaben und Zahlen auf dem Block? In der Buchmitte lag immer noch die Kopie der alten Luftaufnahme. Walde verglich die historische Schwarzweißaufnahme der zerstörten Stadt mit dem aktuellen Foto. Die beiden Bilder waren aus einer ähnlichen Perspektive aufgenommen. Dom und Konstantinbasilika zogen seine Blicke an. Im Vordergrund lagen der Hauptmarkt und die Simeonstraße.
    Walde seufzte. Er ließ alles auf seinem Schreibtisch liegen, stand auf und ging, ohne seine Bürotür zu schließen, über den Flur zu Roberts Büro.
    Die über und über mit Fotos von Graffiti behängten Wände verliehen dem Büro den Hauch einer Teeniebude.
    »Menschliches Blut, Sprühpartikel und Kalksteinanhaftungen, das passt doch zusammen.« Gabi beugte sich über ein Stoffbündel auf Roberts Schreibtisch.
    »Morgen.« Walde war unschlüssig an der Tür stehen geblieben.
    »Morgen«, antworteten Robert und Gabi im Chor ohne aufzusehen.
    »Das Labor meint, dass der Abrieb von unbehandelten hellen Steinen stammt, wie sie eigentlich nicht an Gebäuden im Stadtgebiet vorgefunden werden, außer …«, fuhr Gabi fort.
    »… er hat sich in einem Steinbruch rumgetrieben?«, fragte Robert.
    »Eher unwahrscheinlich, der helle Kalkstein wurde von den Römern verarbeitet.«
    »Das Schwein hat …«
    »Kann sein, aber bisher ist nichts dergleichen angezeigt worden. Ich hab’ schon bei der Verwaltung der Altertümer angerufen. Denen sind keine neuen Schmierereien bekannt.«
    Gabi wandte sich Walde zu, der noch immer an der Tür stand: »Sieh dir das mal an!«
    »Danke, ich bin eigentlich wegen etwas anderem gekommen.«
    »Ja?«
    »Das wollte ich unter vier Augen …«
    »Moment, wir sind gleich fertig«, sagte Gabi. »Jetzt wissen wir zumindest, dass unser Mann ein Sprayer ist.«
    »Warum sonst hatte er die Dosen dabei?«
    »Und er hat sich die Kopfverletzung in einer Unterführung zugezogen, einem Ort, wo man beim Sprayen nicht von jedermann gesehen wird. Wer weiß, vielleicht hat er das römische Mauerwerk irgendwo verziert, wo man es nicht auf Anhieb entdeckt.«
    »Du meinst unterirdisch?«
    »Da gibt’s viele Möglichkeiten«, mischte sich Walde ein. »Die Römerbauten wurden eine Zeit lang als Steinbruch genutzt. Heller Kalkstein findet sich an vielen Stellen, auch an den Resten der mittelalterlichen Stadtmauer.«
    »Okay.« Gabi stand auf und stöckelte an Walde vorbei aus der Tür hinaus.
    »Danke«, rief ihr Walde nach und schloss die Tür. Er nahm auf dem Stuhl Platz, den ihm Robert mit einer Handbewegung anbot.
    Die Sitzfläche war von Gabi vorgewärmt. Er beobachtete, wie Robert eine graue Kapuzenjacke vom Tisch räumte.
    »Also«, setzte Walde an. »Ich wollte mich wegen der Geschichte mit dem Foto entschuldigen.«
    »Ist in Ordnung«, Robert strich sich seinen üppigen Schnauzbart zur Seite.
    »Ich hab’ da voreilige Schlüsse gezogen und …«
    »… nee, is’ wirklich in Ordnung.«
    *
    Am Vormittag war das Klingeln in seinen Ohren merklich leiser geworden, oder war das Tosen der Stadt daran schuld, dass er es nicht mehr so wahrnahm? Im Stollen hatte es nichts als dieses Klingeln gegeben.
    Ben rief über den Laptop seine Mails ab. An der Zielperson hatte sich nichts geändert. Was er nicht selbst erledigen konnte, übernahm wie immer die Organisation. Nun wählte er sich in den privaten Rechner von Barthel ein. Zuhause hatte der Cheforganisator des Marathons, anders als in der Geschäftsstelle, keine Firewall gegen Eindringlinge aus dem Netz installiert. Schnell fand er die gewaltige Excel-Datei mit den Anmeldungen zum Marathon. Die Daten waren erst gestern aktualisiert worden.
    Ben legte den Kopf schräg und beugte sich über den Rechner. Er überzeugte sich, dass der Ton von der Lüftung seines Rechners erzeugt wurde. Oder war es der Tinnitus in seinem Ohr?
    Da war noch ein hoher Ton wie von einer angeschlagenen Stimmgabel, die nicht mehr aufhörte zu schwingen. Der Ton befand sich genau zwischen den Ohren, mitten in seinem Kopf.
    Er ließ die Tabelle um einige Seiten zurücklaufen, weil er unkonzentriert war. Jeweils in einer Zeile

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