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Marathon Mosel

Marathon Mosel

Titel: Marathon Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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standen Name, Geburtsjahr, Geschlecht, Nationalität, Verein und Wertungsklasse. Es dauerte eine Weile, bis er den Namen gefunden hatte, nach dem er suchte. Er verglich die Angaben auf seinem Rechner mit denen, die er in seiner akkuraten Schrift auf ein Blatt notiert hatte, das am unteren Rand vom Logo des Hotel Kaiser Konstantin geziert wurde. DN – 41NV7.
    Es hatte sich nichts geändert. Er blätterte weiter. Den Namen, den er nun suchte, konnte er nicht finden. Er ließ die Tabelle nochmals komplett ablaufen. Nichts. Es gab insgesamt acht Anmeldungen, in denen Name, Staatsangehörigkeit und Verein fehlten. Darunter konnte sich die Zielperson befinden.
    Ben ging seufzend offline. Über ein USB-Kabel verband er den Laptop mit einem kleinen schwarzen Gerät, das etwa halb so groß wie eine Zigarettenschachtel war. Dann gab er langsam DN-41NV7 ein.
    *
    Wieder in seinem Büro, rief Walde als Erstes zu Hause an.
    »Doris Morgen.« Er hörte Wasser plätschern.
    »Ich bin’s.«
    »Ja?«, antwortete Doris knapp.
    »Bist du in der Badewanne?«
    »Nein, Anni ist in der Wanne.«
    »Sie heißt Annika! Lass sie nicht untergehen!«
    »Falls du noch weitere Anweisungen hast, schreibe ich sie mir besser auf.«
    Jetzt musste er aufpassen, dass er alles nicht noch schlimmer machte.
    »Ich wollte mich nur entschuldigen wegen gestern Abend.«
    »Moment.«
    Walde zuckte zusammen. Das harte Aufsetzen des Telefons dröhnte ihm ins Ohr.
    »Wo waren wir stehen geblieben?« Doris war wieder am Apparat. Im Hintergrund kreischte das Kind.
    »Was hat sie?«
    »Sie versenkt ihr Quietschentchen.«
    »Also, ich wollte mich entschuldigen, dass ich gestern Abend nicht so gut drauf war.«
    »Und heute Morgen bist du auch in aller Frühe verschwunden.«
    »Ich wollte euch schlafen lassen, als ich vom Laufen zurückkam. Es tut mir wirklich Leid wegen gestern Abend.«
    »Sollen wir heute gemeinsam zu Mittag essen?« Doris überraschte ihn.
    »Gerne.« Dann fügte er hinzu: »Alles wieder gut?« Er betrachtete die kopierte Luftaufnahme aus dem Bildband.
    »Nur wenn du pünktlich um halb zwei zu Hause bist.«
    Walde schmatzte zwei Küsse auf die Muschel. »Gib’ einen davon an Annika weiter.« Als er aufgelegt hatte, sagte eine Stimme hinter seinem Rücken: »Drüben ist übrigens der pensionierte Kampfmittelräumer.« Walde zuckte zusammen und schaute sich um. Gabi stand dicht hinter ihm.
    »Wie lange bist du schon hier?«
    »Gerade reingekommen, Ärger zu Hause?«
    »Wer ist drüben?«
    »Der Chef des getöteten Kampfmittelräumers, wir hatten ihn einbestellt«, fuhr sie fort und schaute Walde über die Schulter. »War vielleicht doch keine so gute Idee, mit Doris zusammenzuziehen?«
    »Kannst du nicht anklopfen?«
    »Hab’ ich, aber du warst damit beschäftigt, deine Beziehung zu retten.« Gabi beugte sich tiefer über die Luftaufnahmen. Ihr Parfüm stieg Walde in die Nase. »Kann ich das mal haben?«
    »Wozu?«
    »Oder willst du selbst mit dem Mann sprechen?« Sie betrachtete sich prüfend in einem Taschenspiegel. »Wie ich schon sagte, der Dienststellenchef ist nebenan. Er hat früher, bevor er die Leiter hochgefallen ist, ein paar Jahre mit dem getöteten Kampfmittelräumer zusammengearbeitet.«
    »Und?«
    »Er sagt, dass er seinen Kollegen als besonnenen Mann kannte, der kein unnötiges Risiko eingegangen wäre.«
    »Eine nützliche Eigenschaft, wenn man in diesem Job überleben möchte.«
    »Ich kann ihm das ja mal zeigen«, Gaby hatte den schweren Bildband bereits in der Hand.
    »Ich komme mit.« Walde erinnerte sich an ihren peinlichen Auftritt im Lager und sprang auf.
     
    Der Mann mit dem auffallend runden Kopf saß in Harrys Büro. Er wirkte weit entspannter, als es bei ihrer ersten Begegnung der Fall gewesen war. Walde schätzte ihn auf Anfang fünfzig. Als er ihm die Hand gab, bemerkte er die feinen Fältchen im Gesicht des Mannes.
    »Sagt Ihnen das etwas?« Harry reichte dem Besucher den aufgeschlagenen Bildband. Der Mann nahm eine Brille aus der Innentasche seiner Jacke und setzte sie auf. Abwechselnd betrachtete er das Buch und die Kopie. Walde zog einen Stuhl heran und setzte sich.
    Der Dienststellenleiter klopfte auf die Fotokopie: »Der Angriff von Weihnachten 1944 kann das nicht gewesen sein. Dafür haben die Bäume zu viel Laub, und im Dombereich ist noch zu wenig kaputt. Könnte ich eine Lupe haben?«
    Walde beobachtete, wie Harry eine große Lupe aus seinem Schreibtisch nahm und der Besucher damit über das Papier strich. Er

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