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Marathon Mosel

Marathon Mosel

Titel: Marathon Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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noch tut.«
    »Nein, heute ist es der Wein.«
    »Der Umgang mit Wein lässt sich bei einem Kommissar für Reblausbekämpfung und Abteilungschef des Weinreferats …« Walde schaute wieder auf seine Uhr. »Aber deshalb rufst du bestimmt nicht an.«
    »Wir müssen uns treffen.«
    »Nicht mehr in dieser Woche, ich hab’ wirklich wenig Zeit.«
    »Ich kann ja zu dir kommen.«
    »Glaubst du, dass ich hier ab und zu die Gitarre aus dem Schrank hole und den Verdächtigen beim Verhör was vorspiele, damit sie womöglich zu singen anfangen?«
    »Ach so, keine Ahnung, nee, es geht nicht um den Bassunterricht.«
     
    Fünf Minuten später traf sich Walde mit seinem Patenkind im Foyer. In Statur und Stimme unterschied sich Philipp kaum von seinem Vater.
    »Möchtest du mal den Schießstand sehen?«
    »Nee, lass mal, als Pazifist mach’ ich mir nichts aus Waffen.«
    »Vielleicht eine Stippvisite beim Erkennungsdienst? Interessiert dich Spurensuche und so?«
    »Nicht wirklich, aber wenn ich mir ein Souvenir in der Asservatenkammer der Drogenfahndung aussuchen dürfte?«
    Walde blickte sich um, ob jemand zuhörte. »Möchtest du was essen oder trinken?«
    »Hey, ich bin keine zwölf mehr und wiege inzwischen locker zwanzig Kilo mehr als du, du brauchst für mich keine Kinderbelustigung zu inszenieren.«
    Walde verkniff sich eine Bemerkung zu Philipps Gewicht. »Dann komm’ mit in mein Büro.«
     
    »Kannst du mir absolute Vertraulichkeit zusichern?«
    Erst als Walde nickte, fuhr Philipp fort: »Also, ich hab’ momentan einen Kumpel bei mir zu Hause, dem ist eine ziemliche Scheiße passiert. Wir haben gedacht, du solltest davon wissen.«
    Walde nickte abermals.
    »Also, keine Ahnung, der … mein Freund kam gestern ziemlich ramponiert bei mir an. Der hat dermaßen eine gebretzelt bekommen, dass er im Krankenhaus genäht werden musste, Notarzt, Riesenblutverlust und so … und das ist noch nicht alles.«
    Walde unterdrückte den Reflex, auf die Uhr zu sehen. Draußen landete ein Spatz auf der Fensterbank.
    Philipps Tonfall klang erregt: »Den wollte einer abknallen, hat es sich in letzter Minute aber anders überlegt.«
    »Wo?«, fragte Walde.
    »In der Fußgängerunterführung Weimarer Allee.«
    »Am Landesmuseum?«
    Philipp nickte.
    »Wann?«
    »Gestern früh.«
    »Geht es genauer?«
    »Fünf Uhr.« Philipp fügte hinzu. »Er ist Zivi, hat samstags und sonntags Nachtdienst und hat sich gefreut, mal unter der Woche eine Party mitzubekommen.«
    »Und was machte er in der Unterführung?«
    »Die Party war zu Ende und er hat fotografiert.«
    »Wie bitte? Was fotografiert dein Kumpel denn da um diese Zeit?«
    »Graffiti.«
    »Wer war es?«
    »Ein Mann, den er vorher in einem Gang der Kaiserthermen fotografiert hat.«
    »Dann hat er ja ein Foto! Ich müsste deinen Freund mal sprechen.«
    »Nein, der Kerl hat das Foto gelöscht, nachdem er … meinen Kumpel platt gemacht hat.«
    »Aha.«
    »Glaubst du mir nicht?«
    Walde ignorierte die Frage. »Ich müsste deinen Freund sprechen.«
    »Das geht nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Er will nicht.«
    »Es war schon mal ein guter Ansatz, dich zur Polizei zu schicken.«
    »Das war meine Idee.«
    »Gut, aber wie du das dargestellt hast, ist er einer schweren Straftat zum Opfer gefallen, da muss was unternommen werden.«
    »Geht nicht.«
    »Wenn er den Täter fürchtet, können wir ihn schützen.«
    »Wie gesagt, keine Ahnung, den kennt er ja gar nicht.«
    »Wo liegt das Problem?«
    Philipp schwieg.
    »Aber ich kann so nichts machen. Sag ihm, er soll es sich noch mal überlegen. Wir sollten zumindest mal miteinander telefonieren.«
    »Ich werd’s ihm ausrichten.«
    *
    Gleichzeitig mit Waldes Eintreten in Gabis Büro wurde der Bildschirm dunkel, und ein Südseeatoll erschien.
    »Seit wann arbeitest du mit Robert zusammen?« Walde setzte sich.
    »Was soll denn diese Frage?« Gabi klickte mit der Maus. »Robert macht seinen Job und wir unseren, da kommt es schon mal zu Überschneidungen. Wenn du einen Einbruch siehst, guckst du ja auch nicht weg und sagst, das ist nicht mein Ressort. Wir sind doch wohl in erster Linie Polizisten …«
    »Und dieser junge Mann aus der Unterführung?«
    »Das hat sich zufällig ergeben.« Sie erzählte ihm, was geschehen war.
    »Gehörte ihm die Jacke auf Roberts Schreibtisch?«
    Gabi nickte. »Die gehörte diesem Lutz, der …«
    »… verschwunden ist«, ergänzte Walde.
    »Hat Robert dir das erzählt?«
    »Nee«, Walde winkte ab. »Philipp war gerade hier.«
    »Der

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