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Marathon Mosel

Marathon Mosel

Titel: Marathon Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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gleichmäßig einatmen, das wird Ihnen gut tun.«
    Meier zeigte seine Dienstmarke: »Kripo Trier, mein Name ist Meier, und das ist mein Kollege Grabbe. Wir waren im Kanal.«
    »Was haben Sie denn da gemacht?«, fragte der Mann.
    »Das ist eine längere Geschichte«, Meier versuchte vergeblich, das Namensschild auf dem Revers seines Gegenübers zu lesen. »Mein Kollege hat wahrscheinlich Wasser in die Lunge gekriegt.«
    »Wenn Sie wirklich im Kanal waren, dann geht es nicht nur um Wasser.« Der Mann fühlte Grabbes Puls. »Dann haben Sie sich zumindest einen Magen-Darm-Infekt, womöglich auch eine Hepatitis eingefangen.« Er nahm ein Stethoskop aus seiner Gürteltasche. »Herr Grabbe, streifen Sie mal Ihr Hemd hoch.«
    *
    Als sie aus dem Stadttor hinausrollten, musste Harry das Motorrad abbremsen. Die Rasenfläche hatte sich in ein Heerlager von Marathonis verwandelt. Sie versorgten sich an den Verpflegungsständen, gingen in den Sanitäts- und Massagezelten ein und aus oder standen in Gruppen beisammen, um ihre Erfahrungen auszutauschen.
    Walde stieg ab und folgte Harry, der mühsam das Krad bis zu dem Weg bugsierte, der in die Straße mündete. Von dort rollte ihnen ein orangefarbener Transporter mit eingeschaltetem Warnlicht entgegen. Der Wagen bewegte sich durch die Ansammlung der Läufer wie ein Hirte in der Schafherde. Die beiden Männer warteten, bis der Wagen vorbei war. Walde sah, dass es ein Fahrzeug des Abwasseramtes war. Er fragte sich, ob der Fahrer wusste, dass heute einer seiner Kollegen erschossen worden war.
    Harry versuchte, wieder anzufahren. Die Leute auf dem Weg schienen das Motorrad nicht zu registrieren. Er tippte die Hupe an, um sich Aufmerksamkeit zu verschaffen. Erst als er den Motor aufheulen ließ, wurde ein wenig Platz gemacht. Walde hielt nach Doris Ausschau. Sein Mund war trocken. Er klopfte Harry auf die Schulter: »Ich hol’ mir was zu trinken, magst du auch was?«
    Harry schüttelte den Kopf. »Ich bleib hier.« Er bockte die Maschine auf. »Damit keiner auf die Idee kommt, sich ein Souvenir abzuschrauben.«
    Walde stellte sich an einem der Versorgungstische an. Kaum war ein Becher gefüllt, wurde er den Helfern aus den Händen gerissen. Walde ließ zwei Männern mit hochroten Köpfen den Vortritt, die eben ins Ziel gekommen waren und sich anschließend noch über die Umleitung dreihundert Meter bis hierher geschleppt hatten.
    Endlich hielt auch Walde einen Becher in der Hand. Das Wasser war kühl und erfrischend. Erst nach dem letzten Tropfen setzte er ab. Mit zwei neuen Getränken in den Händen versuchte er, sich einen Weg zu Harry zu bahnen. Aus den Gesprächsfetzen um ihn herum hörte er Beschreibungen der Strecke und verschiedener körperlicher Befindlichkeiten.
    »Oh, danke«, Gabi nahm ihm beide Becher aus der Hand, reichte einen an Harry weiter und stieß mit ihm an. »Prost.«
    Walde sah mit offenem Mund zu, wie sie den Becher leerte. »Wo kommst du denn her?«, brachte er schließlich heraus.
    »Halt mal!« Damit reichte sie ihm die leeren Becher und hängte ihm seine Teilnehmerplakette um den Hals. »Ich hab’ den Streifenwagen zurückgebracht. Der arme Kerl wusste nicht, ob er mich gleich erschießen sollte.«
    »Hat er nicht getroffen?«, fragte Harry.
    »Ich hab’ ihm klargemacht, dass er höchstens Spott erntet, wenn er wegen dem ausgeliehenen Streifenwagen Zoff macht.«
    »Und?«
    »Keine Ahnung, er hat was von Nachspiel gefaselt, wobei mir persönlich das Vorspiel lieber ist.« Sie schnappte sich die leeren Becher. »Ich spendier’ noch ne’ Runde!«
    »Den nächsten schütte ich mir gleich hier rein«, Harry zog den Reißverschluss seiner Lederkombi auf. »Die Kluft ist bei dieser Hitze nur mit Fahrtwind zu ertragen.«
    Walde hielt Ausschau nach den grünen Laufshirts der Luxemburger Gruppe, bei der er Doris vermutete.
    *
    Während er mit dem Fuß die Haustür zurückhielt, schob Ben das Rad mit den Gepäcktaschen rückwärts auf den Bürgersteig. Zwei junge Männer blieben stehen und warteten, bis das Rad nicht mehr den Gehweg blockierte. Ben nickte den beiden zu. Der eine war groß und kräftig, der Zweite, etwas kleinere, trug einen Kopfverband, unter dem rotes Haar hervorlugte.
    Blitzartig tauchten vor Bens innerem Auge die Treppe zur Unterführung, die Graffiti und der junge Mann mit der Kamera auf. Auf einen Schlag war er hellwach. Er stieg auf das Rad. Niemand hinderte ihn daran, als er in die Pedale trat. Er schaute sich nicht um. Nur langsam kam das

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