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Marathon

Marathon

Titel: Marathon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Frangenberg
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den Anbetern,
zuletzt von irgendeinem Tier, egal welches.«
    Remmer sah Schiller
angewidert an.
    »Was ist Blut
vom Mond?«
    »'ne
Monatsblutung«, antwortete die Kollegin, ohne die Miene zu
verziehen.
    Gröber hatte die
Seite gefunden, die Remmer vorgelesen hatte, und fuhr
fort:
    »Brenne dies;
daraus mache Kuchen und iss sie für mich. Dies hat auch noch
einen anderen Nutzen; lass es vor mir hingelegt sein, dicht bedeckt
mit dem Duft deiner Lobgesänge. Es soll voll von Käfern
werden und Kriechtieren, die mir geweiht sind. Diese erschlage,
deine Feinde benennend, und sie werden vor dir fallen
…«
    »… ebenso
werden diese Lust und Kraft zur Lust erzeugen in dir, während
du von ihnen isst«, vervollständigte Remmer die
Verse.
    Sie schleuderte das
Buch über den Tisch.
    »So ein Dreck.
Kuchen aus Monatsblutungen mit Käfern drin. Das ist ekelhafter
Scheiß.«
    »Der Mann, der
das geschrieben hat, hat seine Leute Ziegenscheiße fressen
lassen. Als so 'ne Art Aufnahmeprüfung für seinen Orden.
Er hat das Wort ›ich‹ verboten, und jeder, der es
benutzte, musste sich mit einem Rasiermesser in den Arm
schneiden.«   
    »Aleister
Crowley«, las Gröber den Namen des Autors vom Buchdeckel
ab. »Ein Satanist, oder?«
    »Du kennst
das?«, fragte Remmer erstaunt.
    »Ich bin eben
noch etwas jünger als du. Aber keine Panik, ich hab keine
Ahnung, was es damit auf sich hat. Ist in jedem Fall altes
Zeug.«
    »Nicht ganz. Die
Geschichte ist wieder in Mode gekommen. Es gibt Leute, die noch
heute versuchen, nach seinen Lehren zu leben. Und es gibt Leute,
die daraus einen regelrechten Blutrausch machen. Erinnern Sie sich
an den grausamen Mord von diesem Satanisten-Pärchen aus
Witten?«, fragte Schiller. »Die glaubten, im Auftrag
des Teufels höchstpersönlich zu
handeln.«
    »Ein Buch als
Anleitung zum Mord?«
    »Natürlich
nicht«, antwortete Schiller. Sie nahm sich einen Stuhl und
setzte sich zu den beiden, die offensichtlich ein paar Trends ihrer
Jugend nicht mitbekommen hatten.
    »Nicht jeder,
der das Buch gelesen hat, ist ein mordender Satanist. Das ist ein
bisschen Kulisse fürs Gläserrücken. Sie wissen
schon, dieses Glas, das über einen Tisch zu Buchstaben des
Alphabets wandert und einem Fragen beantwortet. So ein Buch haben
sich Leute in den Schrank gestellt, weil's schick war. Das wirkt
schön verrucht, sieht nach cooler Opposition gegen alles und
jeden aus. Nicht jeder nimmt das
ernst.«       
    Remmer und Gröber
staunten über die Nachhilfe.
    »Wie alt sind
Sie, Schiller?«, fragte Gröber.
    »Fünfunddreißig.«
    »Gut, dann bin
ich zu alt für so einen Unsinn.«
    »Okkultismus war
immer in«, belehrte ihn die Kollegin. »Mal mehr, mal
weniger. Ozzy Osbourne hat mal einer Fledermaus den Kopf
abgebissen. War das nicht in ein Star Ihrer Jugend, Herr
Gröber?«
    »Bilden Sie sich
bloß nichts auf läppische vier Jahre ein, Frau Kollegin.
Dieser Spinner gehört in die Jugend einer älteren
Generation«, gab er den Ball an Remmer weiter.
    »Den habe ich
vor ein paar Monaten in ›Wetten dass …‹
gesehen. Ein alter Tattergreis, der mit seiner Tochter ins Mikrofon
stammelt.«
    »Genau. Ich
sag's ja. Alles kommt immer wieder«, freute sich Schiller.
»Der hat früher ganz lustige Sachen auf der Bühne
gemacht.«
    »Können wir
mal zum Fall zurückkommen?«, fragte Remmer, »ich
glaube kaum, dass Herr Osbourne unsere Opfer erstochen hat. Was
machen wir mit diesen Büchern hier?«
    »Schlagen Sie
mal die erste Seite auf«, forderte Schiller sie
auf.
    Remmer nahm das Buch
mit spitzen Fingern und blätterte es auf. Mit einer schwer
lesbaren Schrift waren Worte und ein Zeichen in den Einband
geschrieben. Sie versuchte den Text zu entziffern.
    »Der Mensch hat
das Recht, zu leben, nein, zu lieben, wen er will. Erfülle dich nach
Willen in Liebe, wie du willst«, las sie holprig.
    Darunter standen zwei
Namen. Der eine sah aus wie Mona, der andere konnte Randy
heißen.
    »Eine Widmung.
Vielleicht ein Geschenk«, vermutete Remmer.
    »Das klingt so,
als hätten die mit dem Buch mehr gemacht, als es in den
Schrank zu stellen«, sagte Gröber. »Der Mist hat
denen was bedeutet.«
    »Der Spruch, den
die da reingeschrieben haben, ist auch von Crowley. Die beiden
Mädchen haben das Buch gelesen und wollten, dass es Vosskamp
auch tut«, sagte Schiller.
    »Was wissen Sie
noch von diesem Typ, der den Mist verzapft hat?«
    Schiller holte einen
eng beschriebenen Zettel aus der Tasche.
    »Ich habe ein
bisschen

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