Marcelli Sisters 03 - Eine Marcelli weiß, was sie will
nur gespielt. Das ganze Gerede hatte nichts zu bedeuten.“
„Da irrst du dich. Er will dich unbedingt als Erben.“
„Und was heißt das? Dass ich das Weingut kriege, obwohl ich nichts davon verstehe? Wohl kaum! Lorenzo ist ein gerissener alter Fuchs. Er würde Verträge über Verträge machen. Und am Ende dürfte ich nicht mal eine Flasche Wein aus meinem eigenen Keller trinken. Mit diesem angeblichen Erbe will er mich bestechen und dich bestrafen. Ich weiß nicht, warum. Aber es scheint zu klappen.“
Sie bekam keine Luft. Unter ihr schien der Boden zu schwanken. Aber Brenna war sich ziemlich sicher, dass das kein Erdbeben war. Konnte es sein? Hatte Joe recht? War das alles wirklich nur ein Spiel?
„Was hast du ihm gesagt?“, fragte sie aufgeregt.
„Dass ich ihn durchschaue. Und dass er mich mit seinem Erbe in Ruhe lassen soll, weil ich sonst alles dir gebe. Hat ihm nicht gefallen.“
„Das kann ich mir vorstellen.“
Ihr Hirn musste den Dienst quittiert haben. Brenna konnte einfach keinen klaren Gedanken fassen. Passierte das gerade wirklich? War Joe keine Bedrohung mehr?
Sie legte ihm die Hand auf den Arm. „Bleib noch etwas. Bitte.“
„Na klar. Jetzt willst du mich plötzlich hierhaben.“
„Das wollte ich auch schon vorher.“
„Ich weiß.“ Er warf noch einmal einen Blick auf die Weinreben. „Es war schön, aber ich gehöre hier nicht her. Noch nicht jedenfalls.“
„Was soll das heißen? Dass du wiederkommst? Oder ist dir die Familie zu viel?“
„Manchmal.“
„Das verstehe ich“, sagte Brenna. Die Marcellis konnten einem wirklich den letzten Nerv rauben. Und sie musste es ja wissen.
„Bist du froh, dass du gekommen bist?“, fragte sie.
Unverwandt sah er sie an. „Ja.“ „Ich weiß, dass meine Eltern unglaublich froh waren, dich kennenzulernen. Genau wie meine Großeltern. Alle eigentlich.“
„Du auch?“
„Ich ganz besonders.“
„Gut. Um dich mache ich mir auch am meisten Sorgen.“
„Wieso das denn?“
„Ist einfach so.“
Sie seufzte. „Ich mache mir genauso Sorgen um dich, Joe. Du bist derjenige, der sein Leben aufs Spiel setzt.“
„Ich bin ein Profi und weiß, was ich tue.“
Brenna wollte noch mehr sagen. Nur was? „Danke“ war vielleicht ein bisschen wenig.
„Du hättest alles haben können“, wiederholte sie hilflos.
„Bestimmt nicht. Der alte Mann hätte mich einfach nur um den Verstand gebracht. Du bist die Einzige, die mit ihm umgehen kann.“
„Das würde ich so nicht sagen.“
Joe! Joe!“
Brenna sah sich um und entdeckte Mia, die auf sie zu gerannt kam. Ungeduldig drängelte sich ihre jüngste Schwester zwischen den Rebstöcken hindurch.
„Lauf gefälligst
zwischen
den Reihen!“, rief Brenna. Doch ohne Erfolg.
Mia lief unbeirrt weiter, strich sich ein paar Blätter aus dem Gesicht und kam dann laut keuchend vor Joe zum Stehen.
„Sag, dass es nicht wahr ist“, stieß sie hervor.
Tränen schimmerten in ihren großen Augen.
Joe räusperte sich. „Du meinst, weil ich jetzt g…“
Bevor er den Satz beenden konnte, hatte Mia sich ihm auch schon an den Hals geworfen. „Du kannst nicht gehen. Ich hatte noch nie, nie, nie einen großen Bruder. Das ist so cool. Geh nicht!“
Joe stand einen Moment stocksteif da. Dann tätschelte er Mia vorsichtig den Rücken. Sie wirkte winzig klein in seinen Armen. Das Kätzchen und der Bär. Nachdenklich beobachtete Brenna die beiden. Über Joes Gesicht huschte ein merkwürdiger Ausdruck. Bedauern? Das konnte nicht sein – oder doch?
„Ich muss gehen“, sagte er sanft. „Ich habe einen Job.“
„Einen gefährlichen Job.“ Mia ließ ihn los, trat einen Schritt zurück und stemmte die Hände in die Hüften. „Wag es ja nicht, zu sterben. Das würde mich echt ankotzen.“
„Ich werde mein Bestes tun.“
Mias Augen wurden schmal. „Ich schwöre dir: Wenn du nicht zurückkommst, werde ich alle deine Freunde aufspüren. Und dann werde ich mit jedem Einzelnen von ihnen Sex haben, während die anderen dabei zuschauen dürfen.“
Joe zuckte zusammen. „Okay, jetzt bin ich total motiviert. Ich werde auf jeden Fall am Leben bleiben.“
„Das will ich hoffen.“
Er wandte sich zu Brenna um. „Dann mache ich mich wohl mal auf den Weg.“
Sie nickte und trat einen Schritt auf ihn zu. Er umarmte sie fest.
„Sei tapfer“, flüsterte er ihr ins Ohr. „Alles wird gut.“
Hoffentlich hatte er recht. „Du musst wirklich wiederkommen“, entgegnete sie. „Mia macht ihre Drohungen
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