Marcelli Sisters 03 - Eine Marcelli weiß, was sie will
Großvater verkaufte
Marcelli Wines
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„Fang gar nicht erst damit an“, sagte sie zu sich selbst. „Nicht ausgerechnet heute.“ Die Sonne schien, die Luft war mild, und überhaupt war gerade alles, wie es sein sollte.
Sie hatte dem Sturm getrotzt und überlebt. Und wenn ein neuer Sturm kam, dann würde sie den auch überleben, ebenso wie den nächsten und den übernächsten. Manchmal würde sie die Haltung bewahren, und manchmal würde sie die Fassung verlieren. Aber das war okay und ganz normal.
Du bist so weit gekommen, dachte sie. Vor einem Jahr hatte sie noch zwei Jobs gehabt, die sie beide hasste. Und dazu einen Ehemann, den sie nicht wirklich liebte. Das war traurig und bemitleidenswert gewesen. Jetzt war sie glücklich, ihr großer Traum hatte sich erfüllt, und sie …
Brenna setzte sich aufrecht hin. Konnte das sein? Ja, tatsächlich! Es war Anfang Oktober, ihre Scheidung war durch. Und sie hatte es gar nicht bemerkt.
Jetzt, da sie darüber nachdachte, erinnerte sie sich plötzlich auch wieder an diesen dicken Briefumschlag. Der war irgendwann in den letzten Wochen mit der Post gekommen. Aber wegen der Ernte, der Sache mit ihrem Großvater, Nic, Joe und all den anderen Dingen hatte sie den Kopf so voll gehabt, dass sie ihn einfach ungeöffnet in ihr Zimmer geschmissen hatte. Garantiert waren da die Scheidungspapiere drin. Sie war eine freie Frau! Endlich! Und was noch besser war: Der liebe Jeff würde ihr die nächsten drei Jahre jeden Monat ein nettes Sümmchen auf das Konto überweisen müssen. Geschah dem Bastard ganz recht. Schließlich hatte sie ihm das Studium finanziert und all die teuren Zusatzausbildungen.
Sie war jetzt nicht reich. Das leider nicht. Für andere Menschen mochte es ein bloßes Tröpfeln sein, aber für sie war es ein wahrer Geldregen, der in den nächsten Monaten auf sie herabprasseln würde. Und die große Fünftausend-Dollar-im-Monat-Frage war jetzt nur: Was sollte sie mit dem Geld anfangen? Ein neues Auto kaufen? Ihr Darlehen abbezahlen?
Brenna warf einen Blick auf ihren klapprigen Toyota, der an der Ecke parkte. Wahrscheinlich musste sie ihn einmal komplett überholen lassen und ein paar neue Reifen kaufen. Aber sonst? Wahrscheinlich würde ihr treuer alter Begleiter ohne Probleme noch ein paar Jahre durchhalten.
Ein Geräusch ließ sie auffahren. Ein vertrautes Geräusch, das lauter und lauter wurde. Beim Gedanken an das Geld hatte ihr Herz eben schneller geschlagen. Aber jetzt schien es ihr aus der Brust hüpfen zu wollen. Brenna sprang auf und schirmte die Augen vor der Sonne ab, während sie die Straße entlangblickte. Und da war er auch schon: der Sexgott höchstpersönlich. Auf seinem Motorrad.
Was war das nur mit Männern und ihren Lederjacken? James Dean hatte schon nicht mehr gelebt, als sie geboren wurde. Aber Brenna hatte die Filme gesehen. Und jetzt sah sie Nic, der sein Motorrad neben ihrem Auto abstellte und zu ihr herüberkam.
Keiner von ihnen sagte etwas. Sie hatten sich seit jener Nacht nicht mehr gesehen, also wurde es jetzt wahrscheinlich peinlich. Bestimmt würde sie gleich weglaufen wollen. Statt dessen erwischte Brenna sich dabei, wie sie Nic einfach nur anlächelte.
Er trug noch den Helm, und eine dunkle Sonnenbrille verdeckte seine Augen. Unmöglich zu erkennen, was er gerade dachte. Aber das war wahrscheinlich besser so. Sie wusste ja leider auch nicht, was sie dachte. Dank des kleinen Intermezzos in der vergangenen Woche war die Situation jetzt noch komplizierter. Rein verstandesmäßig wusste sie natürlich, dass das nicht besonders klug gewesen war. Aber was sie fühlte, war etwas ganz anderes: Sie war noch nie in ihrem Leben so glücklich gewesen. Tja, offenbar führen meine beiden Hirnhälften gerade Krieg, dachte Brenna. Vielleicht konnte sie sich ja mal einen Termin bei ihrer Psychologen-Schwester geben lassen. Oder bei der Pharmaindustrie anfragen, ob es nicht eine Pille für solche Fälle gab. Doch statt dessen trank sie einfach weiter Kaffee.
Nic nahm die Sonnenbrille ab. „Du siehst aus wie eine Frau, der viel durch den Kopf geht.“
„Tut es ja auch.“
„Dann muss ich wohl für Abhilfe sorgen.“
Er griff hinter sich und löste den zweiten Helm von seiner Befestigung am Sitz. Dann streckte er ihn Brenna entgegen.
Sie zögerte keine Sekunde. Ihr Leben lief super, und das hier war das Sahnehäubchen auf der Torte. Den Kaffee brauchte sie jetzt wohl nicht mehr. Eilig warf sie den Becher in den nächstbesten Papierkorb und
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