Marcelli Sisters 03 - Eine Marcelli weiß, was sie will
weg von
Marcelli Wines
verbracht hatte. Jene zehn Jahre, in denen sie sich zu einer kompletten Idiotin gemacht hatte.
„Mein Großvater hat mir die Leitung unseres Weinguts übertragen“, fuhr sie eilig fort. „Und ich weiß, was wir brauchen, um weiterhin erfolgreich zu sein.“
„Dann bist du also nicht hier, weil du einen Job suchst.“
„Nein.“ Sie öffnete die Mappe. „Ich bin hier, um ein Darlehen zu bekommen.“
Nic zog die Augenbrauen hoch. „Wieso das denn? Ihr habt doch keine Geldsorgen, oder?“
„Nein,
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hat kein finanzielles Problem. Die Geschäfte liefen nie besser. Aber ich bin nicht die Firma. Ich arbeite für meinen Großvater. Unser Weingut gehört immer noch ihm.“
„Eines Tages wirst du es erben.“
Wohl kaum. Inzwischen hätte Brenna diese Erkenntnis nicht mehr wehtun sollen. Aber sie tat es doch. Sehr sogar. „Dass meine Schwestern und ich eines Tages
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erben, ist nicht mehr so sicher.“ Sie hielt inne. Aber Schweigen brachte nichts. Jetzt half ihr nur noch die Wahrheit. Wahrscheinlich würde Nic sowieso bald von der ganzen Angelegenheit erfahren.
„Na ja. Wie es aussieht, hatten meine Eltern schon ein Kind, bevor sie geheiratet haben. Einen Sohn. Mom und Dad waren damals noch sehr jung und gingen beide noch auf die High-School. Als rauskam, dass meine Mutter schwanger war, haben ihre Familien sie unter Druck gesetzt. Und irgendwann haben sie das Baby dann zur Adoption freigegeben.“
Nic reagierte genauso cool, wie sie es erwartet hatte. Sein Gesicht zeigte keinerlei Gefühlsregung, er lehnte sich einfach nur in seinem Stuhl zurück. „Das ändert die Dinge natürlich“, erwiderte er. Wann hast du davon erfahren?“
„Bei der Party, die wir immer am 4. Juli geben. Dieses Jahr gab es eine ganz besondere Art von Feuerwerk, um es mal so zu sagen. Fakt ist: Das verloren geglaubte Baby ist inzwischen ein zweiunddreißigjähriger Mann.“
Die Marcellis und die Giovannis waren sich seit drei Generationen spinnefeind. Doch obwohl ihre Familien nicht miteinander sprachen, waren Nic und Brenna auf ähnliche Weise erzogen worden. Was zählte, war die Idee einer perfekten italienischen Familie. Und deshalb würde es wohl noch einige Zeit dauern, bis der Feminismus Einzug in ihre Weingüter hielt.
Nic kapierte sofort. „Dein Großvater ist altmodisch genug, um sich einen männlichen Erben zu wünschen. Ich gehe mal stark davon aus, dass der verlorene Sohn interessiert ist?“
„Es geht um einen Haufen Geld. Wärst du da nicht interessiert?“, fragte Brenna mit einer spöttischen Leichtigkeit, die so gar nicht zu ihren wahren Gefühlen passte. „Jedenfalls stehe ich auf der Erbenliste inzwischen ziemlich weit unten.“ Und jetzt kam der wirklich harte Teil. „Weinanbau liegt mir im Blut. Ich möchte in meinem Leben nichts anderes machen.“
„Warum solltest du? Selbst wenn dein Bruder erbt, würde er dich doch das Geschäft weiterführen lassen, oder?“
„Vielleicht würde er das. Aber ich habe keine Lust, aus meiner Zukunft ein Glücksspiel zu machen. Abgesehen davon habe ich eigene Ideen und Pläne. Ich möchte meinen eigenen Wein machen.“
Nic deutete auf die Mappe vor ihr. „Und das ist der Plan?“
Sie nickte. „Ich habe alles ganz genau ausgearbeitet. Welche Traubensorte ich anbauen will, die Preise für Maschinen, Fässer, Lagerraum. Und auch das Land, das ich kaufen will.“
„Eine eigene Weinproduktion aufzubauen ist nicht gerade billig.“
„Ich weiß.“
Noch immer schaute er ihr direkt ins Gesicht. „Wen hast du sonst noch um ein Darlehen gebeten?“
„Jeden, bis auf die üblichen Kredithaie!“
Er nickte. „Lass mich raten: Sie wollten wissen, warum dir dein Großvater das Geld nicht gibt.“
„Das ist ein Teil des Problems. Sie waren außerdem besorgt, dass ich keinerlei Sicherheiten habe. Ich habe ihnen erklärt, dass der Wein meine Sicherheit ist. Aber das hat sie nicht besonders beeindruckt.“ Sie zuckte die Achseln. „Du bist ein Mann, der gerne Risiken eingeht. Zumindest wenn er sicher sein kann, den vollen Gegenwert für sein Geld zu erhalten. Und das ist bei mir ja der Fall. Ich würde alles dafür tun. Wirklich alles.“
Er zog die Augenbrauen hoch. „Tatsächlich?“
Nur zu gerne hätte sich Brenna in diesem Moment vor die Räder des nächstbesten Lastwagens geworfen. Sie spürte, wie ihr Gesicht von flammender Röte überzogen wurde. Zum Glück würde ihr eher dunkler Teint diese Tatsache vor Nic
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