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Marco Polo der Besessene 1

Marco Polo der Besessene 1

Titel: Marco Polo der Besessene 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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sollten, wobei Violett die höchsten
    Berge bezeichnete, Rosa jene von mittlerer Höhe, Orange
    Berge, die eigentlich nur Hügel waren, und
     
    Gelb das Land, das überhaupt keine besondere Erhebung
    aufwies. Freilich, in der Nähe von Acre gab es nichts, das mich
    diese Entdeckung hätte machen lassen, denn dieser Teil des
    Heiligen Landes ist ein nahezu farbloser Landstrich niedriger
    Sanddünen und womöglich noch tiefergelegener
    Sandniederungen. Sofern das Land überhaupt irgendeine
     
    Farbe aufwies, war dies ein schmutziges Graugelb; kein bißchen Grün deutete auf irgendwelches Wachstum hin; die Stadt selbst war von schmutzigem Graubraun.
    Die Ruderer trieben die Anafesto um den Sockel des Leuchtfeuers herum in das bescheidene Hafenbecken hinein; auf dem Wasser trieben alle möglichen Abfälle, das Wasser selbst war fettig-schleimig und stank nach den verwesenden Innereien von Fisch. Hinter den Quaianlagen erhoben sich Gebäude, die aus getrocknetem Lehm zu bestehen schienen samt und sonders Wirtshäuser und Herbergen, wie der Kapitän uns sagte, denn so etwas wie ein Privathaus sollte es in ganz Acre nicht geben - und diese niedrigen Gebäude überragend hier und da größere Steinbauten: Kirchen, Klöster, ein Hospital und die zur Stadt gehörige Burg. Weiter landeinwärts, hinter der Burg, dehnte sich eine hohe Steinmauer mit einem Dutzend Türme darauf. Für meine Begriffe sah diese Umwallung aus wie der spärlich mit Zähnen bewehrte Kiefer einer Leiche. Hinter dieser Mauer, so sagte der Kapitän, befinde sich das Lager der Kreuzritter, und dahinter eine weitere, womöglich noch robustere Mauer, welche die Landzunge von Acre von jenem Festland abschirmte, in dem die Sarazenen herrschten.
    »Acre ist der letzte christliche Stützpunkt im Heiligen Land«, sagte der Schiffspriester bekümmert. »Aber auch er wird fallen, wann immer die Ungläubigen beschließen, ihn zu stürmen. Dieser nunmehr achte Kreuzzug ist so ergebnislos verlaufen, daß den Christen im Abendland ihre Kreuzzugsbegeisterung vergangen ist. Auch treffen immer weniger Kreuzritter hier ein. Ihr werdet bemerkt haben, daß mit unserem Schiff zum Beispiel kein einziger gekommen ist. Infolgedessen ist die Besatzung von Acre viel zu klein, um etwas anderes zu unternehmen als gelegentlich einen Ausfall vor die Stadtmauern.«
    »Hmph!« ließ sich der Kapitän vernehmen. »Nicht einmal diese Mühe machen sich die Ritter mehr. Sie gehören alle zu verschiedenen Orden - den Templern und Johannitern, und das weiß ich -und deshalb ziehen sie es vor, sich untereinander zu befehden... sofern sie sich nicht ganz abscheulich mit den Karmeliterinnen und Ciarissen vergnügen.« Der Kaplan zuckte
    ohne jeden besonderen Grund zusammen und sagte in
    klagendem Tonfall: »Herr, nehmt doch ein wenig Rücksicht auf
    mein geistliches Gewand!«
     
    Der Kapitän zuckte nur die Achseln. »Beklagt es, wenn Ihr
    müßt, pare, aber von Euch weisen könnt Ihr es nicht.« Damit
    wandte er sich an meinen Vater und sagte: »Nicht nur die
    Truppen sind ein verkommener Haufe. Die Zivilbevölkerung
    oder das, was davon übriggeblieben ist, setzt sich
    ausschließlich aus Leuten zusammen, die den Rittern die
    Vorräte sichern und für Nachschub sorgen. Die
    alteingesessenen Araber sind viel zu korrupt, um den Christen
    feindlich gesonnen zu sein, liegen aber ständig im Streit mit den
    hier ansässigen Juden. Was noch an Europäern hier lebt,
    kommt aus Pisa, Genua und -wie Ihr -aus Venedig; richtig
    seßhaft wird hier keiner. So Ihr Eure Geschäfte hier in Ruhe
    abwickeln wollt, würde ich vorschlagen, daß Ihr Euch sogleich
    nach dem Ausschiffen ins Viertel der Venezianer begebt und
    dort Unterkunft nehmt. Ihr tätet gut daran, Euch nicht erst in die
    hier in Acre herrschenden Streitigkeiten hineinziehen zu
    lassen.«
     
    So holten wir drei unsere Habseligkeiten aus der Kammer und
    schickten uns an, von Bord zu gehen. Auf dem Quai wimmelte
    es von abgerissenen, schmutzigen Männern, die sich um die
    Laufplanke des Schiffes drängten, sich gegenseitig
    anrempelten, mit den Armen in der Luft herumfuchtelten und
    ihre Dienste auf sabir und in allen möglichen anderen Sprachen
    anpriesen.
     
    »Laßt mich Euer Gepäck tragen, Monsieur' Herr Kaufmann!
     
    Messre. Mirza! Sheik khaja...«
    »Ich führe Euch zur auberge! Zum Gasthaus! Zur locanda! Der
    karwan-sarai Dem khane«
     
    »Besorge Pferde für Euch! Esel! Kamele! Träger!«
     
    »Eine Frau! Eine schöne fette Frau'

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