Marco Polo Reisefuehrer Irland
damals mit dem Arbeitermilieu. Noch eine andere Tradition hat Bestand: Lieblingsvergnügen vieler auf dem Land lebender Frauen ist nach wie vor Bingo.
Was Irland so liebenswert macht, sind neben den kontaktfreudigen Menschen die Naturschönheiten. Die Insel besitzt ungezählte prähistorische und mittelalterliche Kulturschätze: mystische Kraftorte, an denen Druidensteine in den Himmel ragen, frühzeitliche Grabkammern und Ruinen namenloser Burgen aus der Normannenzeit. Zu den herausragenden vorgeschichtlichen Zeugnissen gehören Dun Aengus , ein Steinfort auf den Aran-Inseln, sowie eine rund 5000 Jahre alte Grabkammer in Newgrange in der Grafschaft Meath. Jedes Jahr am 21. Dezember offenbart sich hier ein magisches Lichtspiel, wenn durch eine geschickt angebrachte Öffnung Sonnenstrahlen in das Innere der Anlage fallen. Die frühe Christianisierung hinterließ ihre Spuren mit Hochkreuzen, Rundtürmen und Klosteranlagen. So entstand um 1000 n. Chr. die Klostersiedlung in Glendalough (Grafschaft Wicklow), aus dem 8. Jh. stammt das Gallarus Oratory , ein Gebetshaus auf der Dingle-Halbinsel.
An den schönsten Stellen des Landes erbauten britische Adlige einst ihre mansion houses , herrliche Landsitze, die im Lauf der Zeit mit der sie umgebenden Landschaft gleichsam zusammenwuchsen. Typisch sind ihre von Efeu und Wein umrankten Eingangsportale, ihre hohen Sprossenfenster, ihre bruchsteingemauerten Stallungen und turmgekrönten Wächterhäuschen sowie ihre Wintergärten in viktorianischem Stil. Viele der Herrenhäuser, Burgen und Schlösser haben heute ihre Tore einem zahlenden Publikum geöffnet, dienen als Restaurants oder Hotels. Originalgetreu ist meist das Interieur: mannshohe offene Kamine, holzgetäfelte Bibliotheken, sanft geschwungene Freitreppen sowie mit Antiquitäten ausgestattete Zimmer.
Wohnzimmer der Iren: Pubs wie The Small Bridge auf der Dingle-Halbinsel
Im Frühjahr leuchten die Wiesen sattgrün
Eine Reise nach Irland konfrontiert auch mit einem anderen Zeitbegriff. „Als Gott die Zeit machte, hat er genug davon gemacht”, schrieb bereits Heinrich Böll in seinem „Irischen Tagebuch”. Was nichts anderes heißen soll, als dass man Gelassenheit üben sollte. Zum Beispiel, wenn der Schiffsverkehr auf eine kleine Insel erst am nächsten Tag wieder aufgenommen wird oder wenn es regnet und der geplante Ausflug buchstäblich ins Wasser fällt. Besonders schön ist Irland im Frühjahr: Dann leuchten riesige Rhododendronbüsche, ausgedehnte Fuchsienhaine und sattgrüne Wiesen. Vogelkolonien brüten an den Steilküsten, der Zauber des Lichts entzieht sich jeder Beschreibung. Die Westküste zieht die meisten Besucher an. Im Süden beeindruckt der Ring of Kerry, eine atemraubende Straße am Meer, sicher eine der schönsten Routen Irlands. Die Küste im mittleren Westen zeigt sich rau mit ihren Kliffen und Bergen aus Granit und Quarz. Im Osten gibt es Dünenstrände und mit Heide bewachsene Hochplateaus. Der Nordwesten wiederum ist Gaeltacht -Gebiet – Gaeltacht bezeichnet jene Regionen, in denen irisches Gälisch die offizielle Sprache ist: Wo Sie auf die karge Schönheit der Hochmoore und der unerschlossenen Bergwelt treffen, heißt es: Failte go Eireann – Willkommen in Irland.
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400 v. Chr.–2.Jh. n. Chr.
Kelten spanischen Ursprungs kommen nach Irland und siedeln in kleinen Königreichen. Der Handel mit Britannien und dem römischen Gallien führt zur Christianisierung
8. Jh.
Das Christentum ist im gesamten Land verbreitet, das Schulwesen eingeführt, kirchliche Führer sind den weltlichen gleichgestellt
1534
Heinrich VIII., König von England, unterwirft Irland in der Schlacht von Maynooth
1845
Kartoffelmissernten führen zu einer Hungersnot. Eine Million Menschen sterben, eine weitere Million verlässt das Land
1916
Die Partei Sinn Féin („Wir für uns”) bildet ein irisches Parlament. England antwortet mit Waffengewalt, die IRA entsteht
1921
Irland wird politisch geteilt
1969
Gewalttätigkeiten zwischen Protestanten und Katholiken, britische Truppen werden in Nordirland verstärkt, die IRA unterstützt die katholische Verteidigung
1973
Irland tritt der EG (Europäischen Gemeinschaft) bei
2002
Euro-Einführung
2005
Umstellung auf das metrische System
2007
Die britische Armee beendet nach 38 Jahren ihren Einsatz in Nordirland
2010
Irland entgeht nur knapp einem Staatsbankrott
2011
Neuwahlen wegen der Schuldenkrise: Enda Kenny von der Partei Fine Gael wird
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