Marcos Verlangen
er sie ihr erklären konnte.
Ella war die erste, der es gelang, den Kloß in ihrem Hals hinunterzuschlucken. „Du wolltest mir etwas zeigen“, erinnerte sie ihn sanft und mit leiser Stimme.
Er erwiderte ihr zärtliches Lächeln und atmete auf. Vielleicht täuschte er sich ja. Vielleicht würde dieses Mal wider Erwarten doch alles gut gehen und er würde mit seiner Lust, seiner Gier und – ja, und seiner Liebe davonkommen. Ungestraft davonkommen.
„Ja“, nahm er den Faden auf, noch immer etwas heiser, „ich wollte dir etwas zeigen, was dir vielleicht die Arbeit erleichtern könnte. Komm mit.“
Er holte tief Luft, nahm sie bei der Hand und führte sie ins Dachgeschoss. Auf dem riesigen, alten Massivholztisch in dem hinteren Raum, den Ella sich als zentralen Ausgangspunkt für ihre Arbeit ausgesucht hatte, lag ein in Geschenkpapier gewickeltes Paket.
Sie warf Marco einen fragenden Blick zu.
„Es ist für dich.“ Er klang beinahe unbeholfen, als er die Hände in die Hosentaschen schob und sie erwartungsvoll ansah.
„Für mich? Schon wieder ein Geschenk?“
„Mach es auf. Ich will sehen, was du dazu sagst!“
Gehorsam wickelte Ella das Paket aus. Zum Vorschein kam eine ultramoderne, digitale Spiegelreflexkamera nebst Zubehör und Stativ.
„Du bist ja vollkommen verrückt!“, entfuhr es ihr.
„Wir hatten uns doch erst kürzlich darüber unterhalten. Gefällt sie dir denn nicht?“ Er schien enttäuscht.
„Natürlich gefällt sie mir“ beschwichtigte sie ihn eilig, „aber, Marco - etwas Einfacheres hätte es für diesen Zweck bestimmt auch getan! Ich kann doch gar nicht so richtig damit umgehen.“
„Das lernst du mit Sicherheit schnell“, mutmaßte er, „und außerdem – warum sollst du dich mit etwas Einfachem zufrieden geben, wenn du das Beste haben kannst?“
Ella schluckte eine Antwort hinunter. Sie hatte sich noch immer nicht daran gewöhnt, wie locker ihm das Geld saß, wenn er wusste, dass ihr etwas gefiel oder dass sie gar etwas brauchte. Vor einigen Tagen hatte sie ganz nebenbei die Bemerkung fallen lassen, dass es womöglich sinnvoll sein könnte, erst einmal eine fotografische Bestandsaufnahme des gesamten Inventars zu machen. Nun lag da eine komplette Fotoausrüstung vor ihr!
Vorsichtig legte sie das teure Stück in die Schachtel zurück.
„Ich werde mich nächste Woche in Ruhe damit beschäftigen“, meinte sie versöhnlich, „ich muss schließlich lernen, wie das funktioniert. Aber das Wichtigste haben wir hier ja ohnehin schon, ohne es kaufen zu müssen.“
„Und das wäre?“ Fragend sah er sie an.
„Gutes Nordlicht“, lächelte sie.
„Warum ist Nordlicht gut?“
„Weil es indirekt ist“, erklärte sie ihm bereitwillig. „Es kommt weder von rechts noch von links und darum spiegelt es kaum. Damit spiegelt es fast nicht und wirft auf den Oberflächen auch kaum Schatten. Das ist wichtig, wenn man Bilder oder Zeichnungen fotografiert, aber auch wenn man malt.“
„Und das hast du in deinem tollen Kurs gelernt?“ Amüsiert zog er eine Augenbraue hoch. „Dann ist das ganze ja in doppelter Hinsicht lohnenswert! Und weißt du was? Diese Kamera löst noch ein ganz anderes Problem.“
„So? Welches denn?“ Ella runzelte die Stirn.
„Das Problem, wie du dich selber malen sollst, während du posierst. Ich werde dich fotografieren und du malst dich nach den Fotos.“
Sie brach in Gelächter aus. „Du bist dir ja schon sehr sicher, dass ich mich tatsächlich selber malen will. Mal ganz davon abgesehen, dass ich ja nicht einmal weiß, ob mein Talent überhaupt so weit reicht.“
„Das wird es ganz bestimmt! Und ich könnte mir nichts Reizvolleres vorstellen, als einen Akt von dir, den du selber gemalt hast, mein Engel.“
„Erwarte mal nur nicht zu viel“, ermahnte sie ihn noch einmal, ehe sie ihn zärtlich auf den Mund küsste. „Du weißt ja, dass ich mich selber bei Weitem nicht so toll finde, wie du das zu tun scheinst. Aber ich danke dir, die Kamera ist wirklich fantastisch und sie wird mir meine Arbeit sehr erleichtern.“
Marco lächelte. „Wie kommst du überhaupt voran?“
Sie wiegte den Kopf. „Es geht so. Eher schleppend, würde ich sagen, aber ich habe ja auch gerade erst angefangen.“
„Und wenn ich dich nicht so oft ablenken würde, dann wärst du schon viel weiter, sag es ruhig.“ Er grinste sie verschmitzt an.
Sie lächelte zurück. „Da ist was dran, ja.“
„Ich werde mir Mühe geben“, versprach er halbherzig, „aber es
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