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Marcos Verlangen

Marcos Verlangen

Titel: Marcos Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Gambrinus
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würdest das verstehen und dich für mich freuen, dass ich so ein Angebot bekomme.“
    „Ach was“, schnappte er, „die feine Dame will sich verändern? Reicht dir das nicht mehr, was wir dir zu bieten haben? Ich wusste gar nicht, dass du so unzufrieden bist, dass du dich jetzt dem erst besten dahergelaufenen Schnösel an den Hals werfen und mich mitten in der Hauptsaison im Stich lassen musst.“
    Ella starrte ihren Vater fassungslos an. Mit so viel Unverständnis hatte sie nicht gerechnet.
    „Aber ich lasse dich doch gar nicht im Stich. Ich warte, bis du jemanden gefunden hast, der mich ersetzt.“
    „Du wartest? Wie gnädig! Und wie schnell, glaubst du, wird das gehen? Wie schnell soll ich jemanden finden, dem ich alles anvertrauen kann, dem ich überhaupt vertrauen kann, wenn ich mal nicht da bin? Der mir nicht in die Kasse greift, kaum dass ich ihm den Rücken kehre? Der so viel weiß wie du und so gut mit den Kunden umgehen kann?“
    Sprachlos hörte Ella ihm zu.
    „Weißt du übrigens, papá, dass ich dich hier zum allerersten Mal überhaupt positiv über meine Arbeit reden höre?“, fragte sie ihn und konnte nicht verhindern, dass sich ein leicht vorwurfsvoller Ton in ihre Stimme schlich.
    „Was für ein Unsinn!“, wiegelte er scharf ab. „Du tust ja gerade so, als hätte ich dich schlecht behandelt.“
    „Nein, aber gelobt hast du mich auch nie wirklich, sei ehrlich.“
    „Rede nicht so mit deinem Vater“, ermahnte sie nun ihre Mutter mit kühler Stimme. „Was sind das plötzlich für Töne?“
    „Aber was hab ich denn schon gesagt?“, verteidigte sich Ella, die nun plötzlich an zwei Fronten zu kämpfen hatte. „Stimmt doch, mamma, ich konnte ihm noch nie etwas recht machen und jetzt plötzlich bin ich unentbehrlich?“
    „Soll das etwa heißen, dass du deinen sicheren Arbeitsplatz bei deinem eigenen Vater einfach so mir nichts, dir nichts aufgeben willst, nur weil dir irgendein Prominenter schöne Augen macht? Weißt du denn immer noch nicht, dass man solchen Leuten nicht trauen kann? Was hat er eigentlich für einen Beruf?“
    „Er ist Professor an der Universität, mamma, und ich bin sicher, dass ich ihm trauen kann.“
    „Ein Professor? Und du bildest dir tatsächlich ein, dass so einer es mit dir ernst meint? Mit dir? Du bist nicht besonders schön und du bist auch nicht besonders klug – du bist nichts weiter als eine kleine Verkäuferin, also was sollte der schon mit dir anfangen können?“
    Ella schluckte. Sie hatte immer gespürt und gewusst, dass ihre Mutter keine sehr hohe Meinung von ihr hatte, aber diese harten Worte nun auch tatsächlich ausgesprochen zu hören, tat ihr dennoch unsagbar weh.
    „Du kennst ihn nicht, mamma“, widersprach sie mit bereits zitternder Stimme.
    „Und wie lange kennst du ihn schon?“, konterte ihre Mutter hartnäckig.
    „Lange genug, um ihm zu vertrauen.“ Sie hoffte inständig, dass sich die Unsicherheit, die mit einem Mal in ihr hochstieg, nicht auf ihre Stimme und ihre Überzeugungskraft auswirkte.
    „Ach was, Unsinn! Du solltest inzwischen begriffen haben, wo dein Platz in der Welt ist, und nicht mehr sein wollen, als du bist. Du gehörst nicht zur feinen Gesellschaft, vergiss das nicht, und die bleiben sowieso lieber unter sich! Du hast da nicht das Geringste verloren und fällst nur auf die Nase, glaub mir. Der macht sich nur seinen Spaß mit dir und wenn er genug von dir hat, dann kannst du wieder gehen.“
    „Marco ist nicht so.“
    „Und woher willst ausgerechnet du das wissen? Du hast bisher auch nicht gerade mit der besten Menschenkenntnis geglänzt, was deine Freunde betrifft.“
    „Schluss jetzt mit eurem Weibergeschwätz!“, unterbrach ihr Vater den Disput der beiden Frauen. „Das hier führt nun wirklich zu nichts.“ Unwirsch schob er seinen Teller von sich und seine Frau begann den Tisch abzuräumen.
    Ella wandte sich wieder an ihn. „Papá, bitte! Versteh mich doch. Ich war jetzt lange Jahre in deiner Galerie und bin wirklich alt genug, um endlich mal etwas Neues auszuprobieren.“
    „Da gibt es nichts zu verstehen, für mich ist das Thema abgeschlossen.“
    Sie starrte ihn mit offenem Mund an. „Und was soll das heißen?“
    „Ich bin dagegen, das soll es heißen. Du kannst doch nicht einfach auf und davon gehen und mich von heute auf morgen mit der ganzen Arbeit alleine lassen, nur aus einer Laune heraus? Ich würde es dir ja am liebsten verbieten, wenn ich nur könnte.“
    „Na, wenigstens ist dir klar, dass

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