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Marcos Verlangen

Marcos Verlangen

Titel: Marcos Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Gambrinus
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und ging einfach weiter, ohne auf eine Antwort von ihr zu warten.
    „Warte!“ Sie schloss zu ihm auf.
    „ Das musst du nicht jetzt entscheiden.“ Er blieb wieder stehen und drehte sich zu ihr. Nahm ihr Gesicht in beide Hände und sah sie mit einer solchen Zärtlichkeit an, dass ihr der Atem stockte. „Ich bin schon damit zufrieden, dass du bei mir bleibst. Ich will den Bogen nicht überspannen und das auch noch von dir verlangen. Das hat nichts mit unserer Beziehung zu tun, das eine ist nicht die Voraussetzung für das andere, verstehst du?“
    Ella nickte. Ihre Kehle war wie zugeschnürt. Dieses Wochenende hatte ihr Leben bereits verändert – auch wenn sie dort blieb, wo sie war, in Wahrheit würde nichts mehr so sein wie zuvor.
    Sie überlegte.
    Blitzartig schossen Bilder durch ihren Kopf. Ihr bisheriger Job. Die vielen Stunden, die sie sinnlos in der Möchtegern-Galerie vertrödelte oder sich von ahnungslosen Touristen mit völlig unsinnigen Fragen löchern lassen musste. Ihr Vater, der – wenn sie es mit Distanz und kritisch betrachtete - selber von Kunst so wenig Ahnung hatte wie die Leute, denen er seine Ware verkaufte und der nie versucht hatte, sie zu fördern. Dem auch nie ein Lob über die Lippen kam, selbst wenn sie ein Vielfaches von dem verkaufte, was er schaffte. Dann sogar noch viel weniger. Dem es nicht gefiel, wenn Kunden wiederkamen und nach ihr fragten, im Gegenteil. Er war sogar eifersüchtig auf seine eigene Tochter und an solchen Tagen dann meistens besonders schlecht gelaunt.
    Und jetzt bekam sie ein solches Angebot! Und trotzdem hinderte etwas sie daran, ihm sofort eine Zusage zu geben.
    „Ich denke darüber nach“, antwortete sie stattdessen lahm. „Weißt du – eigentlich kenne ich dich ja überhaupt nicht!“
    Marco nahm sie beruhigend in die Arme.
    „Keine Sorge, Ella, du wirst deine Entscheidung nicht bereuen, das schwöre ich dir bei allem, was mir heilig ist! Es soll dir niemals leidtun, wenn du dich auf mich einlässt.“
    Seine Worte klangen so intensiv, so ehrlich und aufrichtig, dass Ella einen Augenblick staunend und fassungslos vor ihm stand und nun doch versucht war, spontan nachzugeben. Doch nach einem tiefen Atemzug schluckte sie den Drang hinunter und versuchte, nüchtern vorzugehen.
    „Ich möchte nur noch eins wissen, Marco“, forderte sie, „und bitte – gib mir eine ehrliche Antwort.“
    „Alles, was du willst. Frag!“
    „Warum ich?“
    „Wie meinst du das – warum du? Warum du als meine Kuratorin oder warum du als meine Freundin?“
    „Naja, eigentlich beides, aber in erster Linie – das Private.“
    „Hatten wir das denn nicht schon erschöpfend behandelt?“
    Ella begann zu grinsen. „Erschöpfend vielleicht, aber behandelt? Findest du? Hatten wir?“
    „Hatten wir nicht?“
    Über dem lichten Geäst der Bäume um sie herum strahlte ein stahlblauer Frühsommerhimmel. Es herrschte eine merkwürdige, andächtige Stille, sogar die Spatzen und die Grillen, die noch vor wenigen Minuten lautstark gelärmt hatten, schienen auf die Antwort gespannt zu sein.
    „Na schön – also, warum du?“ Marco schien überlegen zu müssen, dann verzog er einen Mundwinkel und zwinkerte ihr zu. „Dann wollen wir mal sehen, was in der Abteilung ‚Emotionen' heute im Sonderangebot zu finden ist.“
    Wie er erwartet hatte, brach sie in Gelächter aus.
    „Das war eine ernst gemeinte Frage!“, beschwerte sie sich dann, „und sollte auch als solche behandelt werden, sogar oder gerade von einem Jünger des allseits geschätzten Sokrates.“
    „Ich weiß, Ella“, beruhigte er sie, „aber ich bin so aus dem Häuschen, weil ich vielleicht tatsächlich alles bekommen werde, was ich mir so sehnlich wünsche. Ich bin optimistisch und da geht eben der Gaul mit mir durch.“
    „Alles, was du dir wünschst?“ wiederholte sie ungläubig, und als sie seinem Blick begegnete, wurden ihre Knie schon wieder weich.
    „Ja, alles was ich mir wünsche“, bestätigte er leise.
    „Aber – trotzdem. Warum ausgerechnet ich?“, insistierte sie dann erneut.
    „Also gut.“ Er seufzte. „Du, weil ich jetzt erst weiß, wie einsam ich mich ohne dich gefühlt habe. Du, weil ich einfach spüre, dass du die richtige Frau für mich bist. Du, weil ich deinen Körper auf eine Weise begehre, die mir beinahe Angst macht. Du, weil ich genau fühlen kann, dass du ein unendlich großes Herz hast. Weil ich bei dir das beruhigende Gefühl habe, dass du mich meinst, wenn du mich ansiehst, und

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