Marcos Verlangen
nicht annehmen, Ella? Sag es mir!“, forschte er atemlos.
„Weil ein solches Geschenk viel zu verpflichtend ist, Marco, das solltest du doch am besten wissen!“
Also doch! Sie wollte keine feste Bindung und sogar ein Ring war ihr schon zu viel.
„Verpflichtender, als sich gegen die eigenen Eltern zu wenden?“
Die Bitterkeit, die er kaum noch hinunterschlucken konnte, ließ seine Stimme spröde klingen. Doch Ella schüttelte sanft den Kopf.
„Du missverstehst mich! Ich spreche nicht von mir, Marco. Ich spreche von dir. Es wäre zu verpflichtend für dich, nicht für mich! Das ist etwas anderes, als mich auf eine Gehaltsliste zu setzen, verstehst du, was ich meine?“
Er war versucht, mit der Faust auf den Tisch zu schlagen. „Aber ich will mich verpflichten!“, wollte er am liebsten rufen, doch dieses Versprechen blieb ihm im Hals stecken. Noch hatte er keine Möglichkeit, es auch nur annähernd in die Tat umzusetzen, so wie er sich das vorstellte.
Der jetzt das Wort übernahm, das war nicht er. Denn der das sagte, sagte etwas gänzlich anderes, als er fühlte.
„Ach Engelchen, nun mach es doch nicht so kompliziert. Das hier ist nur eine nette Geste, nichts weiter. Du solltest nicht so viel da hinein interpretieren, sondern mir einfach nur die Freude lassen, dir eine hübsche Kleinigkeit zu schenken, wenn mir mal danach ist!“
Er konnte förmlich sehen, wie der Glanz in ihren Augen erlosch, als sie hörte, was er da sagte – und dieses Erlöschen tat ihm beinahe körperlich weh. Und da setzte er noch einen drauf, schob ihr das Kästchen über den Tisch hinweg zurück und zwinkerte sie lächelnd an. „Ich fühle mich dadurch in keiner Weise irgendwie verpflichtet, ich wollte dir nur eine kleine Freude machen, das ist alles. Jetzt nimm ihn schon, er steht dir bestimmt ausgezeichnet. Und wenn er nicht passen sollte, dann lässt du ihn eben ändern.“
Ohne zu warten, wie sie nun darauf reagieren mochte, stand er betont entspannt auf, dehnte sich lässig und wandte sich zur Tür.
„Sollen wir jetzt versuchen, noch ein bisschen zu schlafen oder willst du lieber, dass ich dich nach Hause fahre?“
Einen Herzschlag lang antwortete sie nicht. Dann atmete sie tief durch und sagte genau das, was er insgeheim befürchtet hatte.
„Bring mich bitte nach Hause, Marco!“
Die Fahrt verlief schweigend. Sie hingen beide ihren Gedanken nach und waren dementsprechend wortkarg. Ella beobachtete Marco angespannt aus den Augenwinkeln. Sie hatte das dumpfe Gefühl, ihn verärgert zu haben, doch sein ganzes Verhalten hatte ihr keine andere Wahl gelassen, als sein kostbares Geschenk abzulehnen. Und dann hatte er ihr erst recht keine andere Wahl gelassen, als es anzunehmen, wenn es ihr auch keine Freude mehr bereitet hatte. Ihr war, als hätte sie nur so eine Chance gehabt, dem drohenden Konflikt auszuweichen, der sich aus unerklärlichen Gründen zwischen ihnen anzubahnen schien.
Er hatte so merkwürdig reagiert. Und das, was er gesagt hatte, war mehr als ernüchternd gewesen.
Ahnte er, dass sie sich inzwischen zu große Hoffnungen machte? Missfielen ihm ihre Illusionen? Illusionen, die sie ihm wohlweislich verschwieg, die er aber trotz all ihrer Vorsicht und Zurückhaltung dennoch irgendwie wahrzunehmen schien.
Ella schluckte hart.
Was konnte sie denn dafür, dass er sie zum Träumen gebracht hatte? Jetzt würde es ihr ungeheuer schwer fallen, mit beiden Beinen wieder auf den Boden der Tatsachen zurück zu kehren. Und die Tatsachen waren nun mal, dass er verheiratet war, sie aber nie über seine Ehe, seine Frau oder gar eine Scheidung sprachen. Nie über eine gemeinsame Zukunft. Und nie darüber, wie er sich die weitere Entwicklung zwischen ihnen beiden vorstellte. Dass sie nun auch offiziell seine Angestellte war, gab ihr eine gewisse Sicherheit, dass er sie nicht nur als Spielzeug betrachtete, aber im Endeffekt – was zählte das schon?
Seufzend wandte sie den Kopf und sah bedrückt aus dem Fenster.
„Wir sind ja gleich da“, hörte sie ihn diesen Laut kommentieren und riss den Kopf zu ihm herum. Über seiner Nasenwurzel stand eine steile Falte, das Gesicht war finster. Er blickte starr nach vorne.
„Was ist los?“, entfuhr es ihr spontan. „Bist du schlechter Laune? Womit habe ich dich dermaßen verärgert?“
„Hast du nicht“, blockte er ab. Seine Stimme klang erstaunlich ruhig. „Ich bin weder verärgert noch schlechter Laune. Ich bringe dich nach Hause und du kannst in Ruhe deinen
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