Marcos Verlangen
Sonntag verbringen.“
„Und du?“
Er konzentrierte sich auf den Verkehr. „Wir sind da!“ Ohne auf ihre Frage einzugehen, hielt er das Auto an und wandte sich zu ihr. „Du bist zu Hause.“
Sie erwiderte seinen Blick. Beklommenheit stieg in ihr hoch und ihre Handflächen wurden feucht. Sie hatte ein ungutes Gefühl dabei, den verkorksten Abend und diese sonderbare Nacht auf diese abrupte Weise enden zu lassen. Ihr war beinahe, als würde sie ihn nie wieder sehen, wenn sie jetzt einfach so aus dem Auto stieg und ihn davonfahren ließ. Sein Gesicht war ausdruckslos und verriet ihr nichts über seine Gemütsverfassung. Wahrscheinlich war er froh, wenn sie jetzt endlich verschwand. Vielleicht würde er den Vormittag verschlafen und sich dann einen netten Nachmittag mit seinem Anwaltsfreund machen, mit dem er sich am Vorabend locker verabredet hatte.
„Marco, ich...“, begann sie hilflos, doch er unterbrach sie.
„Nein, sag jetzt nichts. Ich melde mich später bei dir, okay?“
„Hast du es denn wirklich so furchtbar eilig?“, entfuhr es ihr nun doch wider Willen.
Er sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Eilig? Nein, wieso?“
„Möchtest du vielleicht noch mitkommen?“ Ihre Stimme klang dünn.
„In deine Wohnung?“, fragte er mit so irritiertem Tonfall, dass Ella sich am liebsten die Zunge abgebissen hätte.
„Nein, lass nur, das war eine blöde Idee“, wehrte sie hastig ab und fasste nach dem Türgriff.
„Warte Ella!“, nun hielt er sie am Arm fest und sie drehte sich wieder zu ihm um. „Soll das heißen, du willst jetzt nicht allein sein?“
„Naja – so ungefähr soll es das wohl heißen“, stotterte sie.
„Ich hatte gedacht, du hättest es deshalb so eilig, von mir weg und nach Hause zu kommen, weil du – weil du eben allein sein wolltest.“
Sie konnte nur abwehrend den Kopf schütteln.
Marco atmete tief ein. „Dann suche ich wohl besser einen Parkplatz.“
Es dauerte nicht lange und er stand vor ihr. Der Blick, mit dem er sie fixierte, war so unergründlich, dass Ella das Gefühl hatte, keine Luft mehr zu bekommen. Sie trat einen Schritt näher auf ihn zu und konnte seinen herb-männlichen Duft riechen. Seine dunklen Augenbrauen waren etwas zusammengezogen und um seinen Mund lag ein harter Zug.
„Marco“, sie konnte nicht verhindern, dass ihre Stimme leicht zitterte. „Sieh mich nicht so finster an.“
Zaghaft hob sie eine Hand und legte sie ihm auf die Brust. Ihm noch näher zu kommen, dazu fehlte ihr in diesem Moment der Mut. Er wirkte so unnahbar. So – kalt.
Und er gab ihr keine Antwort.
Schließlich schaffte sie es doch, ihr Unbehagen zu überwinden und nahe, ganz nahe an ihn heranzutreten. Sie schlang die Arme um seinen Hals und lehnte ihre Wange an die seine.
„Marco“, ihre Stimme war nur ein Flüstern, „darf ich mir etwas wünschen?“
Er brummte etwas Unverständliches, doch auch er schloss nun die Arme um sie.
„Bitte schlaf mit mir. Jetzt. Halt mich fest und schlaf mit mir. Mach es nicht heftig und wild und hart, sondern langsam und zärtlich, Marco. Bitte!“
„Ella!“ Seine Stimme an ihrem Ohr klang rau und belegt und er schien sich in ihren Armen zu versteifen, doch er verstärkte den Druck seiner Umarmung und zog sie noch enger an sich. „Ich soll mit dir schlafen?“
„Mhm.“ Unsicher wandte sie den Kopf und sah ihm in die Augen. Ein dunkles Glühen lag darin, doch seine Miene hatte sich schlagartig entspannt. Er nahm ihr Gesicht in beide Hände und musterte es eindringlich.
„Du willst also nicht, dass ich sofort wieder gehe, Ella?“
Erstaunt zog sie die Brauen etwas hoch. „Nein – warum sollte ich das wollen?“
„Keine Ahnung“, antwortete er ausweichend. Er küsste sie lange und zärtlich, so wie sie es sich gewünscht hatte. Dann, ohne seine Umarmung zu lockern, bewegte er sich langsam in Richtung Schlafzimmer.
„Du willst es also sanft und zärtlich, Ella?“
„Ja, Marco“, hauchte sie.
Seine Bewegungen, als er sie schließlich auszog, waren ruhig und fast andächtig. Sie hielten ihre Blicke ineinander verschränkt, als würde der andere in genau dem Moment verschwinden, in dem sie die Augen voneinander wandten oder sie gar schlossen.
Bewundernd ließ Ella ihre Hände über Marcos nackten Oberkörper gleiten. Mit fast ungläubigem Staunen stellte sie nicht zum ersten Mal fest, dass er eine erstaunliche Wandlung durchzumachen schien, sobald er sich auszog und mit seiner stets tadellosen Kleidung auch den
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