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Marcos Verlangen

Marcos Verlangen

Titel: Marcos Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Gambrinus
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Überraschung sogar in seinem Rücken spüren und grinste zufrieden in sich hinein. Erst als er das Kännchen auf die kleinste Flamme des Gasherds gestellt hatte, drehte er sich wieder zu ihr um.
    Ihr Blick war unergründlich und ging ihm durch und durch.
    „Was?“, fragte er und klang ziemlich atemlos.
    „Nichts.“ Ihre Stimme war weich. Ihr Lächeln schien ihn zu streicheln und er fragte sich plötzlich, ob er sich alles andere nicht vielleicht nur eingebildet hatte. Sie saß hier, bei ihm, in seiner Küche, trug nur einen seiner Morgenmäntel, der ihr viel zu groß war, und schenkte ihm ein sanftes Lächeln - was wollte er mehr? Sein Manöver mit der Kaffeekanne hatte auch ihn ein wenig entspannt, und er atmete tief durch.
    „Lauf mir nicht weg, ich bin gleich wieder da.“
    Hatte er das gerade eben tatsächlich gesagt? Wie albern! Auf dem Weg in sein Arbeitszimmer erinnerte er sich mit einem Mal wieder daran, wie dumm er sich an jenem ersten Nachmittag benommen hatte, als sie ihn in seinem Büro in der Uni besucht hatte. Als er lauter unsinniges Zeug geredet und fast die Beherrschung verloren hatte. Weil er so in dieses fremde Mädchen verknallt gewesen war, dass ihm anscheinend sein Hirn aus dem Schädel und in andere Gefilde gerutscht war.
    Jetzt war er nicht mehr verknallt und sie war kein fremdes Mädchen mehr, das er um jeden Preis beeindrucken wollte.
    Sie war jetzt sein Mädchen und er war verliebt.
    Hoffnungslos verliebt. Und er wollte sie nicht mehr beeindrucken, sondern behalten.
    Er öffnete die Schublade seines Schreibtischs und entnahm ihr ein kleines, saphirblaues Kästchen. Er sah nicht hinein – er wusste ja, was darin war, sondern ließ es in der Tasche seines Hausmantels verschwinden. Dann kehrte er in die Küche zurück. Gerade zur rechten Zeit, wie er feststellte. Der Kaffee war fertig und Ella hatte die Kanne bereits vom Herd genommen. Nun sah sie ihm erwartungsvoll entgegen.
    „Tassen?“, fragte sie nur und hielt mitten in der Bewegung inne, als sie seine angespannte Miene bemerkte.
    Marco war nervös.
    „Hier!“ Er öffnete die entsprechende Türe und nahm zwei Tassen heraus. „Willst du Zucker?“
    Erstaunt sah sie ihn an. „Ich trinke ihn doch ohne“, erinnerte sie ihn mit hochgezogenen Augenbrauen.
    „Ach ja, richtig“, murmelte er entschuldigend. „Setz dich, ich schenke ein.“
    Wenn er ehrlich war, dann suchte er nur nach einer Entschuldigung, um seinen Entschluss hinauszuzögern. Seinen Entschluss, ihr den Ring zu schenken. Wie würde sie darauf reagieren? Würde sie sofort die Flucht ergreifen oder es langsam ausklingen lassen? Würde sie ihn überhaupt annehmen?
    Als auch das Einschenken des Kaffees erledigt war und ihm nichts weiter mehr blieb, um sich aus der Affäre zu ziehen, setzte er sich schließlich ihr gegenüber und zog das Schächtelchen aus der Tasche.
    Mit einer fahrig-lässigen Bewegung schob er es ihr über den Tisch hinweg zu.
    „Das ist für dich.“
    Wie ärgerlich, dachte er, dass man seiner Stimme die Anspannung so sehr anhören konnte.
    Doch Ella schien es gar nicht zu bemerken. Sie hatte ihren fassungslosen Blick auf den kleinen, verräterisch aussehenden Gegenstand gerichtet, der nun zwischen ihnen auf dem Tisch lag.
    „Für mich?“ Sie klang heiser. Dann sah sie auf. Sie schien ratlos.
    Ihr ungläubiger Blick weckte in ihm plötzlich den Wunsch, ihr nicht nur einen Ring, sondern ein ganzes Juweliergeschäft zu schenken.
    Marco nickte schließlich bedächtig. „Ja, das ist für dich“, wiederholte er mit nun festerer Stimme. „Willst du nicht hineinsehen?“
    Langsam und zögernd streckte Ella schließlich die Hand aus. Ihr Blick, noch immer vorsichtig, suchte den seinen. Dann endlich nahm sie das Kästchen in die Hand und stellte die Tasse ab, um beide Hände frei zu haben.
    Sie klappte langsam den Deckel auf.
    Und erstarrte.
    Ihr Blick glitt unsicher zwischen ihm und dem hin und her, was sie da vor sich in der Hand hielt.
    „Wie wunder-wunderschön!“, wisperte sie endlich überwältigt und Marco atmete auf.
    Doch nur für einen Wimpernschlag.
    Denn dann klappte Ella das Kästchen zu und schob es ihm über den Tisch hinweg zurück. Ihr Blick war traurig und beinahe streng.
    „Was auch immer du damit vorhast, Marco, ich kann so etwas Kostbares nicht annehmen.“
    „Warum nicht?“ Der Boden unter seinen Füßen schien auf einmal unter ihm weg zu kippen. Ihm wurde schlagartig heiß und kalt im selben Moment. „Warum kannst du das

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