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Marcos Verlangen

Marcos Verlangen

Titel: Marcos Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Gambrinus
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Brunnen, ein Handarbeitsladen, ein Kiosk, ein Friseur und eine kleine Bar belebten die Szene. Keine Galerie weit und breit.
    Sie hatte heimlich gehofft, dass irgendein Wunder geschehen sein könnte und jemand die Galerie weiterführte, jemand, den sie fragen konnte und der ihr Dante auf dem Silbertablett präsentierte. Aber natürlich gab es kein Wunder. Sicherheitshalber überprüfte sie die Adresse, aber sie war schon am richtigen Ort.
    Seufzend beschloss sie, sich wenigstens eine Erfrischung zu gönnen und setzte sich an einen der Tische vor der Bar. Da ihr langweilig und sie auch ein wenig enttäuscht war, blätterte sie ziellos die alte Zeitung durch.
    Schließlich legte sie das Blatt beiseite. Als man ihr den bestellten caffè und das Wasser brachte, besah sie sich noch einmal das Bild, das zum Artikel über die Vernissage gehörte. Es war eine eigenartige Mischung aus Landschaft und Akt. Die schöne Nackte saß lässig hingegossen auf einer Chaiselongue, doch man sah nur ihr Abbild in einem Spiegel neben dem geöffneten Fenster des Zimmers, in dem die Szene gestellt worden war. Draußen in der Ferne erkannte man ein Gruppe von Gebäuden und ein paar Bäume drumherum. Schließlich fiel ihr Blick auf eine handschriftliche Anmerkung, die wohl Cristoforo Barone seinerzeit noch zur Ausstellung an den Rand geschrieben hatte: „letzte“ stand da. Was wohl bedeuten sollte, dass diese Ausstellung Dantes letzte gewesen war. Das Datum auf der Zeitung war vor über sieben Jahren. Sie seufzte und widmete sich ihrer Tasse.
    Sieben Jahre!
    Was tat sie hier eigentlich? Nach so langer Zeit noch irgendwelche Anhaltspunkte finden zu wollen, war reine Zeitverschwendung und außerdem hatte sie ja Marco gegenüber ohnehin schon eingestanden, nicht zum Detektiv geeignet zu sein. Sie schüttete den caffè hinunter und das Wasser hinterher und stand entschlossen auf. Wenigstens hatte sie Venedig mal wieder gesehen, das war lange genug her gewesen.
    Sie ging hinein und bezahlte. Später wusste sie selber nicht mehr genau, warum sie eigentlich gefragt hatte, aber sie tat es.
    „Könnten Sie mir sagen, wo genau diese Galerie war, die hier irgendwo gewesen sein soll?“, erkundigte sie sich beim Barkeeper. „Ich habe hier zwar eine Adresse mit Hausnummer, aber ich sehe nirgendwo etwas, das so oder ähnlich aussieht.“
    Ihr Gegenüber war ein bereits leicht ergrauter, magerer Mann mit einem freundlichen, offenen Gesicht. Dem Alter nach traute sie ihm zu, schon ein paar Jahre hier zu arbeiten und das Umfeld zu kennen und tatsächlich hatte sie ins Schwarze getroffen.
    „Ah ja, die Galerie vom alten Vittorio! Die war da drüben, genau dort, wo Sie die vielen Fotos sehen. Es ist alles umgebaut worden, sehen Sie? Keine Schaufenster mehr, darum haben Sie sie auch nicht gefunden.“
    „Aha“, sie beugte sich vor, um aus mit dem Blick seinem ausgestreckten Zeigefinger zu folgen und erkannte tatsächlich noch Spuren früherer Bauarbeiten. Inzwischen war offensichtlich ein Immobilien-Büro daraus geworden. „Schade. Ich hätte gern mal in einer wirklich alten Galerie gestöbert“, bekannte sie mit einem verlegenen Lachen.
    „Ja, Vittorio hatte immer irgendwelche Schätze irgendwo versteckt“, erzählte ihr der Mann. „Er hatte wirklich ein Auge für besondere Dinge. Stiche, Radierungen, Ölgemälde, Alte Meister. Bei ihm konnte man alles finden. Und wenn ihm etwas besonders gefiel, konnte es schon vorkommen, dass er noch beim Bezahlen entschied, dass er es nicht verkaufen wollte.“
    „Was? Tatsächlich?“
    „Ist mir selber passiert. Ich hatte mir einen kleinen Druck ausgesucht, eine hübsche Ansicht vom Canal Grande, wie man ihn nicht täglich sieht, ganz klein nur, mehr konnte ich mir ja nicht leisten. Als ich dann schon den Geldbeutel gezückt hatte, sah er sich das Blatt noch einmal genau an und sagte mir ins Gesicht, er hätte es sich überlegt und der Druck sei nicht zu verkaufen. Ich kann Ihnen sagen, ich war eine Zeit lang ganz schön sauer.“
    Ella schmunzelte amüsiert und ließ ihn weitererzählen.
    „Wir haben uns dann schon irgendwann wieder versöhnt, er hat mir für ein anderes Bild einen guten Preis gemacht, aber so war er eben. Ein dickköpfiges venezianisches Original. Und einen breiten Dialekt konnte der sprechen, so breit, dass sogar ich nicht immer alles verstanden habe. Ich komme vom Festland, müssen Sie wissen“, erläuterte er ihr, „und Vittorio war gebürtiger Venezianer.“
    „Wenn Sie ihn schon so

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