Marcos Verlangen
amüsierten Grinsen wieder Ella zu.
„Sag mal…“, sie kramte in ihrer Handtasche und zog das Blatt heraus, das ihr der Kellner am Nachmittag in der Bar gegeben hatte, „ wie war das noch gleich, wohin wolltest du diesen Sommer mit mir in Urlaub fahren?“
Sie sah ihn belustigt an, denn sie wusste bereits, was sie als Antwort erwartete. Er sah sie zerknirscht an.
„Ich dachte, ich hätte dir schon gesagt, dass es diesen Sommer noch nicht klappt mit einem schönen Urlaub. Hab ich doch, oder?“
„Ja, hast du! Ich wollte es nur noch einmal bestätigt bekommen.“
„Ich kann frühestens im September ein paar Tage weg, noch ehe das neue Semester beginnt. Dafür überlasse ich die Wahl dir, wir fahren, wohin du willst, okay?“
„Natürlich“, sie schenkte ihm ein zärtliches Lächeln. „Aber dann wirst du doch bestimmt nichts dagegen haben, wenn ich ein paar Sommerwochen bei meiner Tante verbringe, oder?“
„Nein, nicht das Geringste. Aber willst du die ganze Zeit dort bleiben?“
„Na, warum nicht?“
„Hast du keine Angst, du könntest dich langweilen?“
„Soll das wirklich eine ernst gemeinte Frage sein? Hast du schon vergessen, wie viel ich zu tun habe? Ich werde bergeweise Lektüre dabei haben, die ich abarbeiten muss und außerdem will ich dort nicht nur faulenzen.“
„Na, wenn das so ist!“ Er grinste verschmitzt. „Wirst du denn bei all der Arbeit, die du dir bestimmt aufbrummen wirst, auch noch Zeit finden, dich zu erholen und danach frisch gestärkt wieder für mich da sein?“
„Aha, das also befürchtest du.“ Sie fuhr sanft mit der Hand an der Innenseite seines Oberschenkels nach oben, was ihn hörbar nach Luft schnappen ließ, „aber dafür habe ich noch nie viel Erholung gebraucht, wie du weißt.“
„Stimmt.“ Er begegnete ihrem vielsagenden Blick mit derselben Intensität. „Nimmst du dir dann wenigstens an den Wochenenden mal frei für mich?“
„Jedes einzelne davon ist für dich reserviert – und jetzt sieh mich bitte nicht so an, sonst lasse ich mir statt des caffè lieber den Zimmerschlüssel servieren.“
Marco lachte rau. Je länger er nun mit ihr schon zusammen war, umso mehr faszinierte sie ihn. Noch immer traten bei ihm keinerlei Ermüdungserscheinungen auf, im Gegenteil. Es fiel ihm sogar schwer, sich nur die nächsten wenigen Wochen ohne sie vorzustellen, aber er würde in jedem Fall darauf bestehen, dass er sie jeden Freitagabend entweder selber aufsuchte oder dass sie zu ihm kam, um das Wochenende gemeinsam verbringen zu können.
„Und was ist das hier nun eigentlich?“
Er wies mit einer Kopfbewegung auf das Blatt, das sie vor sich auf den Tisch gelegt und fast schon vergessen hatte.
„Ah ja, das wollte ich dir erzählen – du wirst es nicht glauben, was es für Zufälle gibt! Ich war heute unterwegs in Sachen Dante …!“
Und sie berichtete ihm von ihrem ziemlich frustrierenden Nachmittag bis hin zu der kleinen Bar auf der Piazza, an der sich früher die von Barone erwähnte Galerie befunden hatte.
„Dem Kellner war es so ergangen, wie allen anderen, er hatte ihn nie zu Gesicht bekommen. Aber er hatte einen Kollegen, der die Abendschicht machte und der könnte ihn kennen gelernt haben.“
„Und den hast du getroffen?“
„Nein, er arbeitet leider nicht mehr dort.“
„Aber du hast seinen Namen, seine Adresse und seine Telefonnummer?“
„Hm. Nicht ganz.“
„Und was bringt der dir dann noch?“
Er verstand nicht, warum sie so zufrieden grinste, wenn sie doch eigentlich nichts Besonderes erreicht zu haben schien. Nun fing sie an, zu lachen und mit dem Zettel vor seiner Nase herumzuwedeln.
„Aber nun schau dir doch bloß mal an, was es für irre Zufälle gibt!“
Sie legte ihm endlich das Blatt ordentlich auf den Tisch, damit auch er das lesen konnte, was darauf stand und sie so aus dem Häuschen geraten ließ: offensichtlich bot ein Kunsterzieher Sommerkurse in Malerei und Zeichnen an. Zwei Wochen Grundkurs und zwei weitere Wochen Aufbaukurs. Was Ella daran so unter Strom gesetzt hatte war die Tatsache, dass diese Kurse zufällig im B&B ihrer Tante stattfanden.
„Das ist doch die optimale Ergänzung zu meiner ganzen Literatur, findest du nicht? Und wenn derjenige, der diesen Kurs hier anbietet, Dante kennt oder ihn zumindest einmal gesehen hat, dann kommen wir der Sache doch langsam wenigstens ein bisschen näher, findest du nicht?“
Sie funkelte ihn triumphierend an.
„Was findest du nur so faszinierend an dieser
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