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Marcos Verlangen

Marcos Verlangen

Titel: Marcos Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Gambrinus
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obwohl das alles keine zuverlässigen Analysen sind. Aber falls er noch am Leben ist, würde ich ihn auf jenseits der sechzig schätzen. Er ist zwar hoch talentiert, aber sogar ein Talent wie seins braucht Zeit, um zu reifen und sich zu entwickeln.“
    „Ihr Fund hier“, sie wies mit dem Kopf auf den Akt, „trägt nicht zufällig eine Jahreszahl, was?“
    „Nein, ich habe nichts gefunden, und ich habe auch an den möglichen versteckten Stellen gesucht.“
    „Das wäre auch zu schön gewesen.“
    Sie vertiefte sich wieder in die Lektüre
    „Hier ist die Adresse der Galerie in Venedig. - Ob Sie das alles hier“, sie wedelte mit Katalog und Zeitung, „wohl ein paar Tage entbehren könnten?“
    „Aber natürlich!“ Zufrieden, ihr einen Gefallen tun zu können, stimmte er sofort zu. „Was haben Sie denn vor?“
    „Ach, ich weiß auch nicht so recht… Aber der Professor muss sicher demnächst wieder nach Venedig und da könnte ich mich doch ein wenig umsehen, oder? Es kostet ja nichts, ein bisschen herumzufragen. Und wir Frauen sind schließlich von Natur aus neugierig.“ Sie lachte. Dann schien ihr ein Gedanke zu kommen. „Ist denn eigentlich sicher, dass es sich um einen Mann handelt?“
    Barones Augenbrauen schossen in die Höhe. Diese Frage war in all den Jahren seines Wissens nie gestellt worden. Man war von dem männlichen Vornamen ausgegangen und dabei war es geblieben.
    „Zweifeln Sie denn daran?“
    „Naja“, sie zuckte die Schultern. „Das war nur so eine Eingebung. Irgendwie finde ich, könnte das auch eine Frau gemalt haben. Eine lesbische Frau vielleicht, die selber großen Gefallen an ästhetischen Frauenkörpern findet. Der Name diente dann dazu, alle Welt in die Irre zu führen, wenn sie ohnehin anonym bleiben wollte.“
    Diese Annahme war ebenso wenig zu beweisen, wie sie zu widerlegen war. Es war immerhin nicht unmöglich.
    „Und um Erfolg zu haben, tat sie so, als sei sie ein Mann?“, spann er den Gedanken weiter.
    „Vielleicht!“ Sie sah auf die Uhr. „Oh, schon so spät! Jetzt muss ich aber los!“ Sie sprang auf und reichte ihm die Hand. „Danke einstweilen, wenn mir noch was einfällt, rufe ich Sie an.“
    Und weg war sie. Barone hatte einen Moment lang das Gefühl, als sei ein Windstoß durch seine Galerie gefegt und habe jede Menge Staub aufgewirbelt. Dann lachte er in sich hinein.
    Dieser Dante! Schaffte es nach all diesen Jahren, dass sich diese junge, moderne Frau von ihm faszinieren ließ und dass sogar der korrekte Professor sein eigentliches Anliegen vollkommen vergessen hatte.
    Alter Junge, das hast du aber gut gemacht, dachte er bei sich und wünschte sich zum x-ten Male zu wissen, wer sich dahinter verbarg.
     
    Marco erwachte mitten in der Nacht. Das Bett neben ihm war leer.
    Ernüchtert setzte er sich auf. War Ella etwa gegangen? Es kam gelegentlich vor, wenn sie morgens früh aufstehen musste und ihn nicht wecken wollte, dass sie irgendwann während der Nacht lautlos wie ein Gespenst aus seiner Villa verschwand und in ihrer eigenen, kleinen Wohnung schlief.
    Er stand auf und warf sich einen Morgenmantel über. Noch etwas verschlafen tappte er durch die nächtlichen Flure seiner Villa und war erleichtert, als er aus dem Arbeitszimmer Licht dringen sah.
    Ella saß vor seinem Computer und schien sehr konzentriert zu sein.
    Einen Augenblick lang blieb er stehen, ganz leise, um sie nicht abzulenken, und genoss den Anblick ihrer langen, schlanken, nackten Beine, die sie unter dem Tisch ausgestreckt hatte. Er liebte es, sie ungestört zu betrachten. Sie übte auf ihn noch immer dieselbe Faszination aus wie an dem Tag, an dem er sie zum ersten Mal gesehen hatte und manchmal fiel es ihm immer noch schwer zu glauben, dass sie seinem Werben und Drängen tatsächlich nachgegeben hatte und nun mit ihm zusammen war.
    Wenn auch keineswegs so, wie er das gerne wollte - er konnte sie schließlich jederzeit wieder verlieren.
    Marco fröstelte.
    Die Erinnerung an ihre merkwürdige, kurze Krise vor wenigen Tagen war noch immer lebendig und ließ sich nicht so leicht abschütteln. Zwar hatte er das Ruder doch noch irgendwie herumreißen können, aber ihm war klar, dass er Ella in jener sonderbaren Nacht beinahe verloren hätte.
    Unvermittelt veränderte Ella wie zufällig ihre Sitzposition, drehte den Bürostuhl so, dass sie ihm nun frontal gegenüber saß, und öffnete leicht die Beine. Nun hatte er freie Sicht auf ihr verführerisches Delta. Sie wusste, dass er diesen Anblick sehr

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