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Marcos Verlangen

Marcos Verlangen

Titel: Marcos Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Gambrinus
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gut kannten, dann müssen Sie doch bestimmt auch von diesem geheimnisvollen Maler gehört haben, dessen Bilder er verkauft hat. Er hieß Dante, erinnern Sie sich vielleicht? Man sagt, er soll ihn sehr gefördert haben.“
    „Dante? Ja, von dem hab ich gehört. Tragische Sache, das mit diesem Maler.“
    „Inwiefern denn tragisch?“ Sie horchte auf.
    „Ich glaube, Vittorio hatte diesen Jungen sehr gern und wollte ihm sogar seine Galerie vermachen, aber er starb zu früh und überraschend. Er hatte ja keine eigenen Kinder und sein Erbe, irgendein entfernter Neffe, hat schließlich alles einfach an den Meistbietenden verhökert, und das war dieser Immobilienheini da drüben.“ Er wies mit dem Kinn in die besagte Richtung und seiner Miene war deutlich die Verachtung zu entnehmen, die er für den Makler hegte.
    „Wirklich schade“, wiederholte sie. „Aber Sie sagten ‚dieser Junge’ – wie alt war Dante denn?“
    „Oh, der?“, er überlegte. „Weiß nicht genau, ich hab ihn ja nie gesehen. Hab nur immer Vittorio von ihm erzählen hören.“
    „Aber kam der ihn denn nie besuchen? Es wäre doch logisch gewesen, wenn sie ab und zu hier mal was getrunken hätten.“
    „Haben sie bestimmt auch, aber wenn, dann erst gegen Abend und ich habe hier immer schon um drei Uhr nachmittags Schluss. Ich fange nämlich schon um sechs Uhr morgens an, müssen Sie wissen, all die Jahre, die ich hier nun schon arbeite.“
    Sie war enttäuscht, wollte aber noch nicht locker lassen. So nah hatte sie sich diesem geheimnisvollen Maler noch nie gefühlt und sie wollte wenigstens das Gefühl noch eine Weile genießen, etwas herausgefunden zu haben. Wenn es auch eigentlich gar nichts war.
    „Und ein Kollege von Ihnen? Der die spätere Schicht macht? Weiß der vielleicht mehr?“
    „Ach, der arbeitet schon seit Jahren nicht mehr hier. Der hat nur eine Zeit lang diesen Job gemacht, während er studierte. Ich weiß nicht, was aus ihm geworden ist – oder doch, halt! War der nicht erst letzten Monat mal hier und hat ein paar Werbeplakate da gelassen?“
    Er beugte sich hinter dem Tresen hinab, um etwas zu suchen. Schließlich tauchte er wieder auf mit einem Blatt Papier in der Hand. Plakat war vielleicht übertrieben gewesen, aber Werbung war es offensichtlich. Ella nahm es entgegen, faltete es zusammen und steckte es in ihre Handtasche. Schließlich, als klar wurde, dass ihr der freundliche Barista nichts Neues mehr zu erzählen hatte, verabschiedete sie sich und ging.
     
    Marco hatte vorgeschlagen, nach Torcello zu fahren und in der Locanda zu übernachten. Da sie in den letzten zwei Wochen aus Termingründen bereits ein paar seiner Vorschläge hatte ablehnen müssen, sehnte sie sich danach, wenigstens ein paar intime Stunden mit ihm zu verbringen und sie genoss das gemeinsame Abendessen sehr.
    „Möchtest du noch irgendwas? Caffè? Grappa? Dolce? Nein?“
    „Caffè schon, sonst nichts mehr, danke“, sie beugte sich vor und schenkte ihm einen tiefen, vielsagenden Blick. „Wenn du mich hier so abfüllst, mein Lieber, dann kann ich mich nachher leider nicht mehr so bewegen, wie ich es gerne möchte.“
    Er nahm ihre Hand und führte langsam jeden Finger einzeln an seine Lippen.
    „Ach weißt du, mein Engel“, murmelte er mit seiner heißesten Stimme, „es macht mir nichts aus, wenn du dich einfach nur hinlegst und mich machen lässt. Du brauchst dich auch überhaupt nicht anzustrengen, ich komme dann schon zurecht!“
    Ella lachte leise. „Du weißt wirklich immer die richtige Antwort, wie? Na, dann bin ich ja beruhigt.“
    „Allerdings.“ Er küsste ihre Handfläche und fuhr mit der Zungenspitze sachte ihre Linien nach.
    Ella erschauerte. „Mmmh! Lass das, Marco, es fällt langsam auf, was du hier mit mir machst.“
    „Wem denn?“, tat er unschuldig, doch auch er hatte die gespitzten Ohren und neugierigen Blicke des jungen Paares am Nachbartisch bemerkt. „Lass doch die jungen Leute von heute an unserem Wissen und unseren Erfahrungen teilhaben“, forderte er laut in seinem besten Dozententonfall und nahm es billigend in Kauf, dass die zwei ihn durchaus hören konnten. „Die können sich gern ein Beispiel an uns nehmen!“
    „Kannst du bitte mal versuchen, wenigstens noch einen kleinen Moment ernst zu bleiben? Ich muss dir noch was erzählen.“
    Mit einem verschwörerischen Zwinkern zum Nachbartisch veranlasste er die beiden, sich hastig wieder ihren Tellern zu widmen. Dann wandte er seine Aufmerksamkeit mit einem

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