Marcos Verlangen
angedeutet, dass das wohl der letzte Kurs für ihn sein würde, weil er irgendwohin muss und es wird wohl sehr lange dauern, bis er wiederkommt“, setzte sie hinzu. „Klang komisch, wie er das gesagt hat, aber er ist eben ein Künstler und die sind ja bekanntlich alle ein wenig… na, du weißt schon!“ Sie machte eine vielsagende Handbewegung.
„Ja, die sind bekanntlich alle ein wenig – exotisch“, half Ella lachend nach. Wen es stimmte, dass Dorsini hier seine Zelte abbrechen würde, dann musste sie sich sputen, um noch ein paar Informationen aus ihm herauszukitzeln, dachte sie. Aber zuerst würde sie noch einen oder zwei Tage verstreichen lassen und ihn ein wenig genauer beobachten.
Ihr Telefon klingelte. „Entschuldige, Antonella, das ist Marco!“
„Schon gut, wir sehen uns dann morgen, Liebes!“
Ella ging nach draußen und war froh, dass niemand in der Nähe war.
„Hallo! Wie geht’s dir?“
„Du fehlst mir!“, seine etwas heisere Stimme ließ keinen Zweifel an der Art des Fehlens.
„Du hast doch nicht etwa gerade auf unanständige Weise an mich gedacht?“, forschte sie und konnte nicht verhindern, dass die für sie mit dieser Frage verbundenen Vorstellungen einen Hitzeschub zwischen ihre Beine schickten.
„Wie hast du das nur so schnell erraten, mein sündiger Engel?“
„Das ist nicht schwer, wenn ich dich so höre. Ich kenne deine Stimme einfach schon zu gut.“
„Dann macht es wohl nicht allzu viel Sinn, alles abzustreiten?“
„Gar keinen.“
„Bist du alleine?“
Ella sah sich spontan um. „Sieht so aus, ja. Aber ich bin hier mitten im Garten und da ist die Gefahr groß, dass ich in einem ungünstigen Moment überrascht werde. Was hältst du davon, wenn ich dich etwas später anrufe, wenn ich alleine und in meinem Zimmer bin?“
„Nicht in deinem Zimmer, meine Süße, ruf mich erst an, wenn du nackt in deinem Bett liegst. Aber lass mich nicht zu lange warten, sonst…!“ Er ließ den Rest ungesagt und lachte kurz auf, als Ella ein leises Stöhnen nicht unterdrücken konnte.
„Lach nicht, du Schuft! Du bist schuld, wenn ich jetzt mit einem feuchten Höschen herumlaufen muss.“
Sie hörte ihn tief einatmen.
„Das hättest du mir lieber nicht sagen sollen. Jetzt wird es mir nur noch umso schwerer fallen, auf deinen Anruf zu warten.“
Hinter ihr raschelte es. Ella fuhr herum.
Vor ihr stand Angelo.
„Oh Gott!“, entfuhr es ihr spontan, „hast du mich erschreckt! – Marco, ich muss aufhören, ich habe Gesellschaft bekommen. Ich melde mich später.“
Sie hörte gerade noch sein ungehaltenes Knurren, dann beendete sie hastig das Gespräch.
Verdammt, wo war er nur so schnell hergekommen? Und was hatte er von ihrem zweideutigen Geplänkel gehört?
„Stehst du schon lange hinter mir?“ fauchte sie ihn nun ungehalten an.
Angelo hob abwehrend die Hände.
„Nein! Ich bin gerade vom Essen gekommen und muss noch einmal hinüber in den Seminarraum – ich wollte dich keinesfalls erschrecken, tut mir leid.“
„Schon gut“, brummte Ella etwas besänftigt. „Ich hatte dich einfach nicht gehört.“
„Und? Wie ist dein Eindruck nach dem ersten Tag?“ Er schien die Atmosphäre etwas entspannen zu wollen und sie ging auf den freundlichen Tonfall ein.
„War interessant, keine Frage. Ein bisschen theoretisch vielleicht, aber das wird sich ja wohl noch ändern, denke ich.“
„Das wird es, keine Sorge! - Möchtest du mich vielleicht kurz begleiten? Ich will nur noch schnell ein paar Blätter für morgen vorbereiten, damit ihr dann ohne weitere Umstände schon mal mit Zeichnen anfangen könnt.“
„Warum nicht?“
Sie setzten sich in Bewegung und Angelo öffnete ihr die Tür, machte Licht und ging nach vorne an sein Pult. Dort zog er einige Bögen bunten Papiers hervor und begann, sie zu halbieren.
„Hör mal, mein Einstieg heute Morgen war nicht gerade filmreif, nicht wahr?“, meinte Ella nun versöhnlich „aber du kennst Antonella ja nun auch schon eine Weile, also weißt du ja, wie hartnäckig sie sein kann, wenn es um regelmäßige Nahrungsaufnahme geht! – Sie hat mir erzählt, dass ihr euch schon seit Jahren kennt“, ergänzte sie, als sie seine verdutzte Reaktion bemerkte. „Sie wollte mich einfach nicht ohne Frühstück gehen lassen, also hatte ich keine andere Wahl, als zu spät zu kommen.“
„Ach, das macht doch nichts“, beeilte er sich nun, ihr zu versichern. „Aber du könntest diesen grottenschlechten Eindruck ganz einfach wieder
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