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Marcos Verlangen

Marcos Verlangen

Titel: Marcos Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Gambrinus
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damit?“
    „Du kannst ihn doch fotografieren, diesen Fleck, wenn er dich schon so fasziniert“, schlug sie spaßeshalber vor.
    Er starrte sie an, als habe sie ihm die schlimmste Beleidigung an den Kopf geworfen, die ein Mensch sich ausdenken konnte.
    „Du sagtest doch, du würdest mir Modell sitzen!“, antwortete er schließlich mit einer solch tiefen Traurigkeit in der Stimme, dass Ella sich richtiggehend gemein vorkam, diesen harmlosen Joke mit ihm gemacht zu haben.
    „Tue ich ja auch“, versuchte sie ihn zu beschwichtigen, „ich hab doch nur Spaß gemacht. Willst du sofort anfangen?“
    Angelo zögerte und sie glaubte schon, sie hätte ihn ernsthaft verletzt, doch dann schien er seine Anwandlung hinunterzuschlucken und nickte.
    „Ja, wenn es dir nichts ausmacht. Oder hast du zu viel Hunger? Möchtest du vorher lieber etwas essen?“
    „Nein, auf keinen Fall“, Ella schüttelte abwehrend den Kopf. „Das können wir später auch noch, aber wir sollten Antonella Bescheid sagen, damit sie etwas für uns aufhebt. Also los.“
    In seinem Atelier dirigierte er sie auf einen freien Stuhl vor dem Nordfenster und setzte sich ihr gegenüber, ein großes Zeichenbrett auf den Knien. Konzentriert begann er zu arbeiten. Zwei, drei, vier Blätter, er schien vollkommen in einer anderen Welt versunken zu sein.
    Ella schwieg die ganze Zeit und musterte interessiert – soweit es die von ihm geforderte Reglosigkeit erlaubte – den Raum um sie her.
    Keine Staffelei, keine Leinwände, kein Geruch nach Ölfarbe oder Terpentin. War es das, was Antonella gemeint hatte, als sie sagte, er male ‚nicht richtig’? Soweit sie erkennen konnte, lagen überall Stapel an Zeichenpapier herum, Pastellkreiden waren über einen großen Tisch verstreut, ein Tuschekasten lag daneben. Bleistifte überall, Papierwischer und Radiergummis, farbverschmierte Lappen und mehrere alte Blechdosen, übervoll gestopft mit Buntstiften in allen Farben und Längen. Aquarellblocks auf einem anderen Tisch, ein Wasserglas daneben und eine weitere Dose voller Pinsel in unterschiedlichen Stärken.
    Sie erinnerte sich an den Vortag – er hatte erwähnt, dass er das Aquarellmalen bevorzugte. Zu gern hätte sie gesehen, was er auf den vom Wasser leicht gewellten Bogen dicken Papiers gebannt hatte, doch das würde nicht gehen, ohne dass sie sich bewegte. Seufzend gab sie den Gedanken für den Moment auf. Später, wenn er fertig war, würde sie einen Blick darauf werfen, ehe sie ging.
    „Könntest du dich bitte herumdrehen, so dass ich deine andere Seite sehe?“, bat er sie geistesabwesend. Ebenso geistesabwesend schaltete er den Halogenstrahler ein, der neben ihm stand und sein Licht an die Zimmerdecke schickte, von wo es reflektierte wurde.
    Nach etlichen weiteren Blättern sah er schließlich auf.
    „Es ist ja schon dunkel draußen“, stellte er fast vorwurfsvoll fest.
    Ella reckte sich und sah unauffällig auf die Uhr. Es war spät geworden und jetzt fiel ihr auch auf, dass sie tatsächlich Hunger hatte.
    „Wollen wir mal nachsehen, ob wir noch was zu essen bekommen?“, fragte sie ihn schmunzelnd.
    Angelo nickte fast schuldbewusst und wischte sich die Hände ab. „Ja, gehen wir. Tut mir leid, ich hab die Zeit vergessen!“
    In diesem Moment läutete Ellas Handy – es war Marcos Melodie. „Tut mir Leid, Angelo, geh du schon vor, ich telefoniere erst noch!“
    Sie wartete ab, bis er fort war, dann nahm sie das Gespräch an.
    „Hallo mein Engel!“
    „Hallo mein Schöner! Wie geht es dir?“
    „Nicht so gut wie dir, nehme ich mal an.“
    „Warum nicht? Bist du krank?“ Ella war alarmiert.
    Er lachte rau. „Ja, krank vor Sehnsucht nach dir, das weißt du doch! Ich finde es beinahe unerträglich, dass du nicht hier bei mir bist. Ich verzehre mich vor Verlangen nach dir, während du dich von deinem Zeichenlehrer hofieren lässt, und da soll es mir gut gehen?“
    Ella lachte erleichtert auf. „Du solltest mich nicht so erschrecken, ich hatte schon etwas Ernsthaftes befürchtet!“
    „Das ist etwas Ernsthaftes, unterschätze das nicht“, mahnte er nur halb belustigt. „Du fehlst mir, ich kann es dir gar nicht oft genug sagen! Aber lassen wir das, ich habe dich ja selber ermuntert, diesen Kurs zu machen und ich merke, dass es dir Freude bereitet – das tut es doch immer noch, oder?“
    „Ja, bisher schon. Ich hoffe auch, ich werde langsam ein Gespür für deine Bilder bekommen, wenigstens ein bisschen, weißt du? Das könnte mir noch sehr

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