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Marcos Verlangen

Marcos Verlangen

Titel: Marcos Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Gambrinus
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ausbügeln, wenn du möchtest.“
    Sein freimütiger Spruch brachte sie nun tatsächlich zum Lachen. „Wie denn?“
    „Erlaube mir, dich zu zeichnen!“ Es klang beinahe flehend.
    Ella zögerte einen Augenblick. Dieser eigenartige Mensch war ihr noch immer leicht suspekt und sie wusste nicht so recht, was sie mit dieser Forderung anfangen sollte. Wobei – fordernd war er ja eigentlich nicht gewesen, aber etwas unerwartet kam diese Bitte schon.
    „Das ist nichts Anzügliches“, beeilte er sich nun, zu erläutern. Ihr Schweigen schien ihn zu verunsichern. „Und wenn du erst noch deinen Freund fragen möchtest, dann ist das auch kein Problem!“
    „Dafür muss ich niemanden fragen“, beschied ihm Ella scharf und vielleicht etwas zu heftig. Er hatte also doch zugehört! Finster sah sie ihn an. „Du warst so taktlos, mein Telefonat zu belauschen, was? Ich schätze so etwas nicht besonders, musst du wissen!“
    „Ich habe nichts gehört außer deiner Stimme“, erklärte er eilig, „und da dachte ich eben, es müsste dein Freund sein, mit dem du geredet hast – du hast so sanft geklungen.“
    Sanft ? Sie hatte alles andere als sanft geklungen, das war ihr klar. Der kurze Blick, den er ihr bei seinen letzten Worten zugeworfen hatte, machte Ella jedoch stutzig. Es hatte keine erotische Anzüglichkeit darin gelegen, sondern vielmehr eine so grenzenlose Sehnsucht, dass sie fast so etwas wie Mitleid für ihn empfand. Dabei schien sich diese Sehnsucht gar nicht direkt auf sie persönlich zu beziehen, sondern eher prinzipiell und von einem konkreten Menschen losgelöst zu sein.
    „Also gut, du kannst mich zeichnen“, beantwortete sie zögernd seine Bitte.
    Er fing an zu strahlen. „Wirklich? Das ist fantastisch. Du hast ein wunderbar ausdrucksvolles Gesicht, weißt du das? Es lädt förmlich dazu ein, es zu studieren und auf Papier zu bannen.“
    „Nun, wir wollen es lieber nicht schon am ersten Abend übertreiben“, bremste Ella ihn nüchtern ab. „Ich muss zwar meinen Freund nicht um Erlaubnis bitten, wenn ich dir Modell sitzen will, aber solche Lobhudeleien behältst du trotzdem lieber für dich, falls du ihm persönlich begegnen solltest.“
    Nun lachte er fröhlich auf, enthielt sich aber eines Kommentars auf ihre Warnung. „Ich kann schweigen wie ein Grab“, meinte er stattdessen mit verschwörerischer Miene, während er nun auf jedem der Tische einige Blätter verteilte.
    „So“, nickte er dann mit einem abschließenden Blick in die Runde, „dann könnt ihr ab morgen also richtig arbeiten.“
     
    Wenig später rief Ella bei Marco an.
    „Na endlich“, brummte er, „wer war denn da so wichtig, dass du mich so lange hast warten lassen?“
    Sie grinste in sich hinein. „Mein Zeichenlehrer. Er hat mich gefragt, ob er mich malen darf.“
    „Ist das dein Ernst?“
    „Du hast doch nichts dagegen, oder?“ Sie hatte zwar sehr wegwerfend getan, als Angelo auf die Erlaubnis ihres Freundes anspielte, aber in Wahrheit war sie dennoch nicht vollkommen überzeugt, dass Marco davon vorbehaltlos begeistert sein würde.
    „Solange du dich nicht vor ihm ausziehst!“
    „Marco! Er zeichnet mich nur!“
    „Ist ja schon gut. Du weißt, wie gern ich selber einen schönen Akt von dir hätte, aber ich hatte ehrlich gesagt dabei eher an eine Malerin gedacht.“ Er lachte leise. „Nein, war ein Spaß. Lass dich ruhig zeichnen, aber sieh zu, dass er dir das eine oder andere Blatt für mich überlässt! Hast du ihn denn schon wegen Dante gefragt?“
    „Noch nicht, es hat sich nicht ergeben. Er isst nicht mit uns und scheint außerdem ziemlich schüchtern zu sein. Ich werde wohl lieber nicht mit der Tür ins Haus fallen, damit ich ihn nicht erschrecke. Er ist das ziemliche Gegenteil von dir!“
    „Gefällt er dir?
    „Gefällt er mir…?“ Ella musste überlegen. „Er ist nicht unsympathisch“, gab sie schließlich ihr Urteil ab, „aber irgendwie ist er ein komischer Kauz. Nein, ich könnte nicht sagen, dass er mir besonders gefällt.“
    „Wie alt?“
    „Etwa so wie ich, schätze ich.“
    „Und sieht er gut aus?“
    „Bei weitem nicht so gut wie du, mein großer Verführer!“
    „Nein?“
    „Nein!“ Ellas Stimme bekam einen sehnsuchtsvollen Klang. „Keiner sieht so gut aus wie du, das weißt du doch!“
    „Wie schön, dich das sagen zu hören.“
    „Schade, dass du nicht hier bist“, schnurrte sie leise, „ich habe solche Sehnsucht nach dir.“
    „Und ich nach dir. Ich vermisse dich schon jetzt,

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