Marcos Verlangen
dabei bist du gerade mal ein paar Stunden fort.“
„Geht mir genauso.“
„Was hast du an?“
Ella lachte leise. „Nichts! Du sagtest doch, ich solle dich anrufen, wenn ich nackt im Bett liege. Also bitte – ich liege nackt im Bett, wie gewünscht. Nur du bist nicht da, um diesen Umstand entsprechend zu würdigen.“
„Tu es an meiner Stelle, tesoro!“
„Was soll ich tun?“, sie seufzte heiser auf.
Der Telefonsex mit Marco war so ziemlich das heißeste, was sie je in dieser Richtung erlebt hatte. Als sie es zum ersten Mal getan hatten, hatte er dermaßen virtuos mit seinen Worten gespielt, dass sie schon fast gekommen war, noch ehe sie sich überhaupt richtig berührt hatte.
„Streichle dich, fass dich da an, wo ich dich immer so gerne anfasse! Stell dir vor, ich wäre da und würde dir dabei zusehen. Schließe deine Augen und öffne deine Beine für mich, gerade so weit, dass ich mich vor deine Pforte knien kann – bist du feucht?“
„Mhmm!“
„Berührst du dich schon?“
„Jaa“, keuchte sie.
„Ich stelle mir vor, wie du dich streichelst und höre dich stöhnen und ich…“
Marcos Stimme wurde immer leiser, seine Worte immer direkter und eindringlicher. Als er sie schließlich dazu gebracht hatte, sich selber bis zum Höhepunkt zu streicheln, wartete er noch, bis ihr heiseres Stöhnen verklang.
Er lachte zufrieden.
„Und du?“, erkundigte sie sich, als sie wieder aus ihren Tiefen aufgetaucht war.
„Ich?“ Er seufzte theatralisch. „Ich werde mich kasteien und es mir aufheben, bis ich dich endlich wieder in Fleisch und Blut unter mir liegen habe.“
„Wirklich? Das glaube ich dir nicht“, gurrte sie, „ich wette mit dir, dass du Hand an dich legst, noch ehe die Spätnachrichten vorüber sind.“
Marcos Lachen wurde eine Spur heiserer. „Da könntest du allerdings Recht haben, meine Hübsche. Das mit deinem Malkurs war ganz entschieden keine gute Idee!“
„Das habe ich heute auch schon festgestellt. Aber die paar Wochen gehen schnell vorüber und am Wochenende sehen wir uns ja schon wieder!“
„Schlaf gut, tesoro, und wehe du vergreifst dich an einem deiner hübschen Mitschüler.“
„Woher weißt du, dass sie hübsch sind?“, neckte sie ihn.
„Sind sie das denn tatsächlich?“ Er tat schockiert.
„Naja, Matteo ist nicht ganz so unansehnlich wie Paolo, der ist nämlich klein und pummelig. Das sind die einzigen beiden Jungs in der Gruppe, der Rest ist eher deine Kragenweite.“
„Meine Kragenweite? Schöne, sexbesessene Sirenen so wie du?“
Ella schluckte und fragte sich unwillkürlich, ob sie sich wohl je an seine manchmal atemberaubend direkte Wortwahl gewöhnen würde.
Sie hoffte nicht.
„Naja, schön – ich weiß nicht. Aber ich bin ja schließlich das beste Beispiel dafür, dass Schönheit im Auge des Betrachters liegt, nicht wahr?“
Ein tadelndes Schnauben war die Antwort. „Werd' jetzt bloß nicht kokett, meine angebetete Sirene, das kann ich gar nicht ertragen. Gute Nacht, und viel Spaß morgen!“
Als sie etwa zwanzig Minuten später kurz vor dem Einschlafen war, erreichte sie noch eine SMS.
„Du hattest Recht – ich hab’s getan. xxx“, lautete Marcos eindeutige Botschaft.
Ab dem nächsten Tag wurde der Unterricht zunehmend interessanter. Angelo brachte verschiedene Objekte mit – eine leere Weinflasche, ein paar Pflaumen, eine gläserne Blumenvase und einige einzelne Schuhe – und erläuterte ihnen anhand verschiedener Beispiele, die er selbst hastig an die Tafel warf, die Grundzüge von Lichteinfall, Schlagschatten, Vollschatten und Glanzlichtern. Am Nachmittag bereits überraschte er sie mit der Zentralperspektive und dem Kompositionsaufbau, brachte ihnen die Konstruktion des Goldenen Schnitts bei und ließ sie ein abfotografiertes Gemälde danach analysieren.
Ella war mit Feuereifer dabei. Fasziniert sah sie ihm zu, wie er an der Tafel vor ihnen mit wenigen, wie nebenbei aus dem Handgelenk geschüttelten Kreidestrichen Gegenstände oder auch Gesichter zum Leben erweckte. Noch erlaubte er ihnen keine polychrome Darstellung – sie mussten sich auf Bleistifte oder Zeichenkohle beschränken.
Als der zweite Unterrichtstag vorüber war, fing Angelo Ella im Hinausgehen ab.
„Kannst du eventuell gleich mitkommen? Du hast einen so interessanten Kohlefleck auf der Nase, den möchte ich unbedingt festhalten“, bat er sie allen Ernstes und sah sie verständnislos an, als sie ihm ihr Handy entgegenstreckte.
„Was soll ich
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