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Marcus Gladiator - Aufstand in Rom (German Edition)

Marcus Gladiator - Aufstand in Rom (German Edition)

Titel: Marcus Gladiator - Aufstand in Rom (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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seine Stärken und Schwächen zu erkennen. Nur ein Narr stürzt sich ohne eine solche Vorbereitung in den Kampf, hatte Spartakus beharrt. Also hatten der Anführer und seine Männer gewartet. Sie hatten genau aufgeschrieben, wann die Wachen auf den Mauern und am Tor der Villa abgelöst wurden. Sie hatten die Männer gezählt, beobachtet, welche Waffen sie trugen und welche Gebäude auf dem Anwesen sie als Unterkunft benutzten. Sie hatten auch einen kleinen Mauerabschnitt entdeckt, der brüchig war und zudem hinter einer Fichte lag, also von fern kaum zu sehen war. Die Männer, die Wache hielten, kamen selten an diesem Abschnitt vorbei, und genau dort wollten die Angreifer ins Anwesen eindringen.
    Nun bewegten sie sich leise über ein frisch gepflügtes Feld und in einen viereckigen Olivenhain, der nah bei der Umfassungsmauer der Villa lag. Vor sich konnte der Anführer die hellen Flammen der Wärmeöfen über dem Torhaus lodern sehen, die den Wachen Licht und in dieser kalten Januarnacht Wärme spendeten. Kleinere Flammen flackerten an allen Mauerecken in der Dunkelheit oben auf den Wachtürmen. Die Gestalten der Posten waren gut sichtbar, wie sie sich, die Speere an die Schulter gelehnt, in ihre Umhänge kauerten und mit den gestiefelten Füßen stampften, um sich warm zu machen.
    »Jetzt langsam«, murmelte der Anführer über die Schulter zurück. »Kein Laut. Keine raschen Bewegungen.«
    Sein Befehl wurde flüsternd weitergegeben, während die Angreifer zwischen den Bäumen voranschlichen und sich dem beschädigten Mauerabschnitt näherten. Der Anführer hob dieHand, als sie die Ecke des Wäldchens erreicht hatten, und seine Männer standen reglos. Dann winkte er die sechs nächsten Kämpfer zu sich, stieg ab und reichte einem die Zügel seines Pferdes. Er öffnete den Verschluss seines Umhangs und breitete ihn über den Sattel. Es wäre leichtsinnig, sich von den dicken Wollbahnen beim Kampf behindern zu lassen. Unter dem Umhang trug er eine dunkelblaue Tunika und einen schwarzen Brustharnisch, in den in Silber das Motiv eines Wolfskopfes eingearbeitet war. Ein kurzes Schwert hing ihm an einem Wehrgehänge von der Schulter und mit Nieten beschlagene Lederstulpen schützten seine Unterarme.
    Er wandte sich den anderen zu. »Bereit?«
    Sie nickten. »Ja, Brixus.«
    »Dann los.«
    Er trat vorsichtig aus dem Olivenhain auf das offene Terrain. Siebzig Schritt weit entfernt ragte die Fichte hoch und dunkel auf. Ein kleiner Wachturm lag etwa gleich weit weg in der Mauer und ein Späher zeichnete sich dort schwarz vor dem Leuchten des Wärmeofens hinter ihm ab. Brixus schritt vor und lief geduckt über die Wiese zur Mauer. Er hinkte ein wenig, die Folge einer Verletzung seiner Kniesehne vor vielen Jahren bei seinem letzten Gladiatorenkampf in der Arena. Die Männer schlichen unter den Bäumen hervor hinter ihm her und stahlen sich wie Schatten über den Boden. Nur das leiseste Rascheln des Grases begleitete ihren Weg. Schon bald standen sie unter den duftenden Ästen der Fichte neben der Mauer.
    »Taurus, zur Mauer«, flüsterte Brixus, und eine große Gestalt lehnte sich mit dem Rücken an die verputzte Mauer, stemmtedie Stiefel in den Boden und verschränkte die Hände. Sofort sprang einer seiner Kumpane, Pindar, ein geschmeidiger, großer Mann, darauf, und Taurus hob ihn mit einem angestrengten Grunzen auf die Mauerkrone. Pindar löste rasch einen Ziegelstein heraus und reichte ihn einem der unten wartenden Männer. Sorgfältig wurde Stein auf Stein heruntergelassen. Bald hatte Pindar alle Steine entfernt, die sich hatten lösen lassen. Nun zückte er seinen Dolch, um den Mörtel zu entfernen, der die anderen noch hielt. Die Arbeit ging nur langsam voran. Der Anführer schlich ein paar Schritte von der Gruppe fort und kniete sich hin, um den Mann zu beobachten, der auf dem Wachturm Ausschau hielt. Er stand noch da und streckte die Hände über die Flammen seines Wärmeofens. Schließlich nahm er seinen Speer und ging mit langsamen Schritten an der Mauer entlang auf die Angreifer zu.
    »Still«, flüsterte Brixus, so laut er wagte. Er duckte sich tief ins Gras und presste seinen Körper dicht an den Boden, während er den näher kommenden Wachtposten nicht aus den Augen ließ. Seine Kameraden verharrten reglos. Der Wachtposten kam weiter auf sie zu, blieb dann kaum mehr als zwanzig Fuß von ihnen entfernt stehen, machte kehrt und starrte über die Mauer hinweg zu den Bäumen. Brixus betete, dass seine Männer, die

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