Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mari reitet wie der Wind

Mari reitet wie der Wind

Titel: Mari reitet wie der Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
Vom Netzwerk:
vergeudet. Nun war es zu spät, um mit Paloma zu fliehen! Was würde jetzt geschehen?

7. Kapitel
    Ermattet und außer Atem kauerte Mari neben der Grube, während Gaston das kleine Kalb behutsam auf den Boden stellte. Die schwer atmende Kuh wartete in einiger Entfernung. Das Kalb schüttelte sich, knickte ein, kam wieder auf die Beine. Es zitterte an allen Gliedern, keuchend hob und senkte es seine Flanken. Vorsichtig näherte sich die Kuh, beschnüffelte das Kalb, stieß es sanft mit dem Maul an. Dann streckte sie die Zunge heraus und begann, das Kalb zu lecken. Gaston nickte der Kuh zufrieden zu: »Um den wäre es schade gewesen, nicht wahr, Colette?« Zu Mari sagte er: »Sie ist so alt, dass sie zum letzten Mal ein Kalb geworfen hat.« Mari klapperte mit den Zähnen, sie brachte kein Wort heraus. Durch die Binsen sah sie, wie Paloma ein Stück weiter entfernt friedlich graste. Der erste Schein der Sonne leuchtete auf ihrem verschwitzten, blutverkrusteten Fell. Gaston begann sich in aller Ruhe eine Zigarette zu drehen. »Du wolltest mit dem Pferd verschwinden, nicht wahr?«, brach er schließlich die Stille. Mari war so müde, dass sie nur nicken konnte.
    »Du hättest dich strafbar gemacht. « »Aumale ist ein böser Mann«, stieß Mari hervor . »Ich habe gesehen, wie er Paloma gequält hat. « Gaston runzelte die Stirn . »So? Hast du dich auf dem Gut herumgetrieben? « Mari wischte mit dem Ärmel über ihr verdrecktes Gesicht . »Ich . . . ich habe Paloma gesucht. « »Die habe ich gestern von der Weide geholt. De r Chef wollte sie an den Sattel gewöhnen. « Mari ballte die Fäuste . »Paloma ist eine Kämpferin! « »Sie ist ein stolzes Pferd«, sagte Gaston. »Ic h würde keinen Franken für ein Pferd ohne Stol z zahlen. « Die Bemerkung freute Mari, obwohl sie es sic h nicht eingestehen wollte. Sie zog geräuschvol l die Nase hoch . »Aumale hat ihr die Sporen gegeben! « »Von Pferden versteht er nichts, das kann ma n wohl sagen«, brummte Gaston. »Von Geld umso mehr. Jedem das Seine. Ich hatte ihn gewarnt : Paloma gehört zu einem einzigen, ganz bestimmten Menschen. Niemand anderer kann s o ein Pferd reiten. So etwas gibt es. Aber er wollt e es nicht hören. « Gaston leckte über den Rand des Papiers, klebt e
    die fertige Zigarette zu und steckte sie mit einem Streichholz an, bevor er hinzufügte: »Nun, das war ihm eine Lehre.« Maris Kehle wurde eng. Tränen traten ihr in die Augen. »Er will Paloma erschießen!«, schluchzte sie. »Unsinn!«, sagte Gaston. »Man erschießt kein wertvolles Tier. Nicht mal Aumale würde das tun.« »Sind Sie ganz sicher?«, stammelte Mari. »Da bin ich sicher.« Mari fühlte, wie sie wieder zu Kräften kam. Ihre dunklen Augen blitzten. »Ich will nicht, dass sie eine Gebissstange im Maul hat! Und den Sattel kann sie auch nicht ertragen. Ich hab ihn ins Meer geworfen!« »Gott im Himmel!«, brummte Gaston. »Das meinst du doch nicht im Ernst? Und was sage ich jetzt dem Chef?« »Das ist mir egal!«, schrie Mari. »Er ist ja reich genug!« Gaston nickte nachdenklich. »Na gut«, sagte er wie zu sich selbst, »ich werde behaupten, dass der Sattelgurt durchgescheuert war. Ob er mir das abkauft, ist fraglich. Aber er hat jetzt sowieso andere Dinge im Kopf. Morgen fährt er für zwei Wochen nach Marseille. Geschäftlich. Das wird ihn beruhigen.«
    Maris Herz klopfte stürmisch . »Monsieur, darf ich Paloma in dieser Zeit reiten? « Gaston zog die Stirn kraus . »Das solltest du besser bleiben lassen. « Dicke, heiße Tränen rollten über Maris schmutzige Wangen. Sie ballte wortlos die Fäuste . Gaston blies einen Rauchring in die Luft. Sei n Gesicht war finster wie zuvor. Mari schaute ih m in die Augen und konnte darin nichts erkennen , außer vielleicht einen winzigen Funken Schalk . »Also gut«, knurrte er. »Von Zeit zu Zeit erlaub e ich es dir. Du bist ein mutiges Mädchen, das gefällt mir. Aber sobald der Chef wieder da ist , solltest du dich hier nicht mehr blicken lassen . Sonst geht es dir und mir an den Kragen. «

8. Kapitel
    Gaston musste den anderen Viehhütern Anweisungen gegeben haben, denn Mari konnte die Weide ungehindert betreten und ihren Schimmel reiten. Die Männer benahmen sich, als sähen sie das Mädchen überhaupt nicht. Mari blieb trotzdem argwöhnisch, auch wenn sie inzwischen Vertrauen zu Gaston gefasst hatte. Sie näherte sich wie ein scheues kleines Tier, ließ sich so wenig wie möglich bei den Gardians blicken. Sie wollte weder verspottet

Weitere Kostenlose Bücher