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Mariana: Roman (German Edition)

Mariana: Roman (German Edition)

Titel: Mariana: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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brachte meine Bemühungen jedesmal zum Scheitern und ließ mich frustriert inmitten einer Ansammlung von Chromstangen, allem möglichen Werkzeug und einer Schraube weniger, als nach der Gebrauchsanweisung erforderlich gewesen wäre, zurück.
    Wenn ich es recht betrachte, dachte ich auf einmal hoffnungsfroh, habe ich gar nicht gesehen , wie die Möbelpacker den Tisch hinauftrugen. Vielleicht ist er ja beim Umzug verlorengegangen. Ich stieß die Tür zum Atelier auf, machte zwei Schritte hinein und hielt völlig verwirrt inne.
    Es stand nichts darin. Nichts von meinen Sachen jedenfalls. Abgesehen von einem niedrigen, schmalen Bett an der Wand und einem alten Wäscheschrank in einer Ecke war das Zimmer total leer.
    »Also das ist ja komisch«, sagte ich laut.
    »Was ist komisch?« rief mein Bruder zurück.
    »Diese Möbel gehören nicht mir«, erklärte ich und ging durch den Flur zurück in das vordere Zimmer. »Sie müssen meine Ateliersachen statt dessen in eines dieser Zimmer gestellt haben. Es müßte eine Staffelei da sein und mein Zeichentisch und der große, häßliche Stuhl. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, wo …«
    Ich verstummte allmählich, während ich zwischen den Kisten herumsuchte und sah, wie der Schatten meines Bruders sich an mir vorbei in den Flur bewegte.
    »Julia«, rief er einen Augenblick später. »Komm mal her.«
    Er stand in der Tür zu meinem Atelier, die Hände auf den Hüften. »Also«, sagte er, als ich neben ihn trat, »was siehst du?«
    Ich sah hin, kniff die Augen zusammen und sah noch einmal hin. Alles war da – die Staffelei, die Ateliermöbel, die unordentlichen Schachteln mit Farben, Pinseln und Papier … alles, wie es sein sollte. Dazu kam, daß nichts von einem Bett oder einem Wäscheschrank zu sehen war.
    »Du hast nicht zufällig am Kochsherry genippt, oder?« witzelte Tom.
    »Aber Tom«, ich schüttelte fassungslos den Kopf, »diese Sachen waren vor einer Minute nicht hier, ehrlich.«
    Mein Bruder sah mit besorgter Miene zu mir herab, und als er schließlich etwas sagte, hatte seine Stimme den spöttischen Ton verloren. »Hör zu«, sagte er, »warum verschieben wir den Rest der Besichtigungstour nicht auf später? Du mußt völlig erschöpft sein nach diesem Vormittag.«
    »Ich bin nicht verrückt.«
    »Natürlich nicht. Wie wär’s mit einem Tee?«
    Unglücklich folgte ich ihm die Treppe hinunter.
    »Das Zimmer war leer, als ich hineinsah.«
    »Ich sage ja nicht, daß es das nicht war. Ich sage nicht, daß du nicht gesehen hast, was du meinst, gesehen zu haben. Ich glaube nur, daß es wahrscheinlich einen guten Grund dafür gibt, daß du es gesehen hast.«
    »Verstehe«, sagte ich. »Zum Beispiel?«
    Tom hob die Schultern zu einem Achselzucken. »Ich weiß es nicht. Du bist müde, du hast dir zuviel zugemutet … wann bist du gestern nacht zu Bett gegangen?«
    »Spät«, gab ich zu. »Aber ich kann nicht glauben, daß es etwas damit zu tun hat …«
    »Und wann bist du heute morgen aufgestanden?«
    »Kurz nach sechs. Aber …«
    »Da hast du es«, sagte er und hob die Hände wie zur Bekräftigung. »Du bekommst nicht genug Schlaf.«
    Ich kannte die Stimmungen meines Bruders. Ich wartete, bis der Tee fertig gezogen hatte und wir uns am Küchentisch gegenübersaßen, bevor ich es wagte, ihm zu widersprechen.
    »Tatsache ist«, erklärte ich ihm fest, »daß ich ausreichend Schlaf bekomme. Und ich bin wirklich nicht müde. Ich habe keine richtige Arbeit getan, seit ich hier eingezogen bin, nur ein paar Kisten ausgepackt.«
    »Du siehst aber müde aus.«
    »Tom, hör mir zu.« Ich mußte über seine Dickköpfigkeit lächeln. »Ich fühle mich sehr ausgeruht. Ich schlafe hier wie ein Stein. Und träume übrigens auch jede Nacht.«
    »Wirklich? Das ist recht ungewöhnlich bei dir, oder? Ich dachte, du träumst fast nie.«
    »Vielleicht liegt es an der Landluft.«
    »Was sind das für Träume?«
    »Ich kann mich an die meisten nicht richtig erinnern«, antwortete ich und runzelte leicht die Stirn, während ich meinen Tee trank. »In einem ging es um Kometen, glaube ich. Ja, das war es … zwei Kometen waren erschienen, einer gleich nach dem anderen, und alle sagten, daß dies ein Zeichen sei, daß etwas Furchtbares geschehen werde. Was hat Freud über Träume mit Kometen zu sagen?«
    »Nicht Freud.« Tom schüttelte den Kopf. »Jung. Aber ich habe wirklich nicht die leiseste Ahnung. Ich habe nicht Psychologie studiert. Was mich aber daran erinnert«, er neigte sich

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