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Mariana: Roman (German Edition)

Mariana: Roman (German Edition)

Titel: Mariana: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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entschied ich, als ich mit dem Kopf zwischen den Knien auf Geoffrey de Mornays Polstersofa saß, stand nicht gerade unter einem günstigen Stern. Was immer ich für einen Eindruck auf meinen illustren Nachbarn hatte machen wollen, dieser war es sicherlich nicht.
    »Ich habe Ihnen etwas Wasser geholt«, sagte er und trat wieder in das Zimmer. »Nein, setzen Sie sich noch nicht auf. Wie fühlen Sie sich?«
    »Gut.« Meine Stimme klang zwangsläufig etwas erstickt.
    Er drückte mir das Glas Wasser in die Hand, und ich hob den Kopf, um einen Schluck zu nehmen, was mir den ersten richtigen Blick auf meinen Gastgeber ermöglichte.
    Selbst ohne seine kultivierte Stimme, gut geschnittene Kleidung und kostspielige Umgebung – oder vielleicht trotz dieser Attribute – wäre Geoffrey de Mornay von meiner früheren Kollegin Bridget als »erstklassig« eingestuft worden. Bridget hätte seinen hochgewachsenen, athletischen Körperbau und das strahlend aufblitzende Lächeln bemerkt. Ich bemerkte seine klassischen Gesichtszüge und die ruhige Tiefe seiner braunen Augen.
    »Vielen Dank«, sagte ich und schenkte ihm das strahlendste Lächeln, das ich in diesem Moment aufbieten könnte. Ich war mir nicht sicher, wie lange ich ohnmächtig gewesen war, aber es konnte sich nur um ein paar Minuten gehandelt haben, da die Sonne immer noch durch das große Erkerfenster hereinströmte. Ich hatte eine vage Erinnerung daran, aufgehoben und ein Stück getragen worden zu sein, doch dann wußte ich nichts mehr, bis ich vor wenigen Minuten die Augen aufgeschlagen und versucht hatte aufzustehen, woraufhin ich unsanft wieder in meine gegenwärtige, unwürdige Position zurückgeschoben worden war.
    »Gern geschehen.« Er setzte sich direkt mir gegenüber in einen Sessel und beobachtete mich wachsam, als ob er erwartete, mich plötzlich aufspringen zu sehen. »Es tut mir leid, wenn wir Sie erschreckt haben. Brutus ist ein ziemlich großes Pferd, und ich vergesse oft …«
    »Es war nicht Ihre Schuld, wirklich. Ich habe mich in den letzten Tagen etwas zu sehr verausgabt, und das rächt sich nun, das ist alles.«
    »Sie sind sicher, daß es Ihnen wieder gut geht?«
    »Ganz sicher.« Meine Stimme war fest, und nachdem er mir einen Augenblick lang ins Gesicht gesehen hatte, lächelte er.
    »Dann könnten wir es vielleicht noch einmal mit dem Vorstellen versuchen«, schlug er vor, beugte sich zu mir und streckte seine Hand aus. »Geoffrey de Mornay, zu Ihren Diensten.«
    »Julia Beckett.« Ich schüttelte seine Hand. Vorsichtig begab ich mich in eine aufrechte Sitzhaltung und versuchte, die Situation zu retten, indem ich Konversation machte. »De Mornay … dann bin ich in der Kirche gerade auf einige Ihrer Vorfahren gestoßen. Ihre Familie muß eine der ältesten hier sein.«
    »Das kommt auf die Betrachtungsweise an«, antwortete er mit einem Achselzucken. »Es gab zwar schon de Mornays in Crofton Hall unter der Regierung der ersten Elisabeth, aber sie haben es ein Jahrhundert später oder so verkauft. Mein Vater hat viele Jahre darauf gewartet, daß das Haus zum Verkauf angeboten wurde, und als es schließlich soweit war, kaufte er es zurück. Er war sehr an Familiengeschichte interessiert.«
    Ich sah mich anerkennend um und bemerkte, wie der langgestreckte, sonnenhelle Raum mit seiner Stuckdecke und den geschmackvoll tapezierten Wänden den ganzen Charme und die Vornehmheit eines vergangenen Zeitalters ausstrahlte. »Es ist eine wunderbare Sache, diese alten Häuser zu erhalten«, sagte ich.
    »Und eine teure«, entgegnete er und schwächte meine Schwärmerei mit einem Schuß Realismus ab. »Um nicht zu sagen eine unpraktische. Ein bißchen viel Platz für eine Person allein.«
    »Haben Sie deshalb das Haus für Besichtigungen freigegeben?«
    »Nein.« Er lächelte wieder, amüsiert. »Nein, ich bin nicht ganz so sozial eingestellt, fürchte ich. Ich habe vor ein paar Jahren staatliche Gelder für ein paar Restaurationsarbeiten beantragt, und eine der Bedingungen für die Bewilligung der Mittel war, daß ich das Haus für die Öffentlichkeit zugänglich machen muß.«
    »Schön für die Öffentlichkeit«, bemerkte ich. »Mehrere Leute haben mir schon gesagt, daß es den Eintrittspreis wert sei.«
    »Es ist wirklich ein wunderschönes Haus. Ich würde gleich jetzt eine Gratisführung für Sie veranstalten, aber Sie sehen nicht so aus, als ob Sie schon wieder in der Lage dazu wären.«
    Mir war tatsächlich noch etwas weich in den Knien, aber ich zog

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