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Mariana: Roman (German Edition)

Mariana: Roman (German Edition)

Titel: Mariana: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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auf die rote Rose mit ihren grünen Dornen und der goldenen Mitte, die vor dem goldenen Hintergrund leuchtete. »Wie mache ich das?«
    »Erstaunlich gut«, gab er zu. »Was ist mit der oberen Hälfte?«
    Ich überlegte und betrachtete die beiden mit Hauben bedeckten Falken, die sich goldglänzend vor dem tiefen Blutrot abhoben, ihre Hauben von leuchtendem Silber, ihre Flügel und Krallen ausgestreckt. »Blutrot, hast du gesagt? Dann ist es ›in Blutrot zwei goldene Falken … versehen mit silbernen Hauben‹?«
    Bei dieser Zeile war ich mir weniger sicher, aber sein zustimmendes Lächeln machte mir Mut.
    »Ich bin beeindruckt«, sagte er. »Die Rose symbolisiert den Patriotismus der Familie und ihre Loyalität zur Krone, und die Falken bedeuten unser blindes Vertrauen und unsere unbedingte Verläßlichkeit. Hauben und Krallen. Versuch es weiter«, drängte er. »Was sagt dir der Helm auf der Spitze des Schildes?«
    Das konnte ich beantworten.
    »Daß der Inhaber des Wappens ein Ritter oder Baronet ist«, sagte ich mit Gewißheit in der Stimme.
    »Und woher weißt du das?«
    »Weil der Helm nach vorne zeigt und das Visier hochgeklappt ist und keine Querbalken hat.«
    »Und weil der Helm aus Stahl ist«, fügte er hinzu, »nicht aus Gold oder Silber. Nicht schlecht. Und der Helmschmuck?«
    »Das ist das Ding oben auf dem Helm, oder? Der Falkenkopf auf dem gewundenen Kranz.«
    Auch dieser Falke trug eine Haube und sah sehr grimmig aus. »So«, Geoff verschränkte die Arme über der Brust, »jetzt sag mir noch, wie dieses vorhangartige Ding heißt, das den Schild einrahmt, und ich verspreche, daß ich vor Erstaunen umfallen werde.«
    »Tut mir leid«, grinste ich. »Ich weiß nicht mehr, wie es heißt, aber ich erinnere mich, daß es den Umhang darstellen soll, den Ritter trugen, um sich in ihrer Rüstung vor der Hitze der Sonne zu schützen.«
    »Es heißt ›Lambrequin‹«, erklärte er mit einem triumphierenden Lächeln. »Wenigstens eine Sache, die ich weiß, und du nicht. ›Mein Wissen über Heraldik ist ein wenig eingerostet‹«, ahmte er mich nach und sein Lächeln wurde breiter. »Willst du dir einen Job als Fremdenführerin angeln?«
    Ich errötete leicht und schüttelte den Kopf. »Nein. Ich habe nur ein gutes Gedächtnis für Einzelheiten. Ich sehe Dinge oder lese über sie und kann sie mir gleich merken.«
    »Ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen«, sagte er stirnrunzelnd. »Nur ein wenig necken. Es sollte dir nicht peinlich sein, etwas auf dem Kasten zu haben.«
    »Ist es mir auch nicht, natürlich nicht, ich …«
    »Ich mag intelligente Frauen«, sagte er mit einem gutmütigen Zwinkern. »Intelligenz ist äußerst sexy.«
    Ich errötete tiefer und konzentrierte mich finster auf das Wappen über meinem Kopf. »Was bedeutet das Motto?« fragte ich ihn.
    »Ist dein Latein auch ein wenig eingerostet?« Er grinste und kam näher heran, bis ich die Wärme seines Körpers durch meine dünne Bluse spüren konnte.
    » Everti non potest «, las er vor, langsam, respektvoll und ernst. »Es bedeutet ›Unzerstörbar‹.«
    Das Wort hing mehrere Sekunden lang zwischen uns in der Luft, bevor näherkommendes, aufgeregtes Stimmengemurmel uns aus unserer Versenkung riß. Wir hatten zu lange in der großen Halle verharrt, und die nächste Führung nahm gerade ihren Anfang.
    »Verdammt«, fluchte Geoff mit gespieltem Entsetzen und sah sich nach einem Fluchtweg um. »Komm schnell«, sagte er, ergriff meine Hand und zerrte mich regelrecht durch eine Tür auf der linken Seite des Kamins und in den schmalen Gang dahinter.

Kapitel dreizehn
     
    »Und das ist der Westkorridor«, sagte Geoff. Er zog die Tür hinter sich zu und lehnte sich mit einem wölfischen Grinsen dagegen. »Ich konnte es nicht erwarten, ihn dir zu zeigen.«
    »Ganz toll«, sagte ich lachend. »Sind all deine Führungen so?«
    »Gewöhnlich ja«, gab er zu. »Ich hab nicht viel übrig für Menschenmengen. Du solltest dich glücklich schätzen – als ich Vivien vor zwei Jahren durch die restaurierten Räume führen wollte, mußten wir uns zwanzig Minuten lang in einem Schrank verstecken.
    »Glückliche Vivien«, entfuhr es mir beinahe, doch ich hielt mich gerade noch rechtzeitig zurück. Statt dessen konterte ich: »Dafür gibt es doch einen Namen, oder? Für die krankhafte Angst vor Menschenmassen?«
    Er nickte. »Ja. Sinn für Privatsphäre.« Er zeigte auf die gegenüberliegende Tür. »Dort geht es zur Dienstbotenstube, aber da die Führung

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