Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mariana: Roman (German Edition)

Mariana: Roman (German Edition)

Titel: Mariana: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
Vom Netzwerk:
auf die Fußballen verlagerte. Ich segnete im Stillen Geoffrey de Mornay, der, unfehlbar ritterlich, seinen Schritt verlangsamt und dem meinen angepaßt hatte.
    Der Rosengatten, erfuhr ich, nahm einen großen Teil des Geländes vor der nördlichen Grenzmauer ein, die den Friedhof vom Gutsbesitz trennte. Hoch gegen den Himmel aufragend, lugte der quadratische Kirchturm über die hohe Steinmauer auf uns hinunter, als wir die friedlichen Pfade entlanggingen. Der Garten selbst erinnerte an Renaissanceanlagen – sehr sauber, sehr präzise, sehr ordentlich; doch konnten all die geometrisch angelegten Beete mit ihren exakten Rändern nicht von den wunderbaren Pflanzen ablenken, die auf ihnen gediehen.
    »Natürlich«, gab Geoff zu bedenken, »ist es im Sommer beeindruckender, wenn alles blüht …«
    »Es ist auch so wunderschön«, versicherte ich ihm. »Ich glaube nicht, daß ich je ein derart ausgeklügeltes Gartendesign gesehen habe.«
    »Ja, wir hatten auch die größten Schwierigkeiten bei seiner Restaurierung, bis Iain herausfand, daß es dem Deckenmuster des Speisesaals folgte.« Geoff lächelte. »Ich habe gehört, daß es auf der Westseite des Hauses einmal einen Irrgarten gab, der nach demselben Muster gepflanzt war – große Eibenhecken, sehr eindrucksvoll –, aber einer der Besitzer in viktorianischer Zeit ließ alles abholzen. Baute einen ziemlich häßlichen Brunnen an die Stelle. Pseudoitalienisch. Massen von Statuen.«
    »Eine Schande.« Ich hatte eine kindische Vorliebe für Irrgärten.. Ich erinnerte mich noch gut, wie wir uns im Labyrinth von Hampton Court auf einem unserer denkwürdigen Familienausflüge verirrt hatten. Mein Vater hatte uns in immer ausgedehnteren Kreisen darin herumgeführt, bis Tommy, der hungrig war und sein Abendessen nicht verpassen wollte, die Sache in die Hand genommen und uns unbeirrbar zum Eingang zurückgebracht hatte …
    »Was gibt es zu lachen?« wollte Geoff wissen, also erzählte ich ihm die Geschichte.
    Er hatte ein sympathisches Lachen – in tiefem, volltönendem Bariton –, und ich mochte die Fältchen, die sich in seinen Augenwinkeln bildeten.
    »Hast du nur einen Bruder?« fragte er mich.
    Ich nickte. »Es gibt nur uns beide. Ich glaube nicht, daß meine Eltern mehr Kinder verkraftet hätten, offen gestanden. Sie hatten mit uns genug zu tun.«
    »Wirklich?« Er sah interessiert zu mir hinunter. »Du siehst nicht aus, als seist du ein schwieriges Kind gewesen.«
    »Das Äußere täuscht«, versicherte ich ihm. »Wenn ich nicht gerade im Büro der Schuldirektorin war, wurde ich in der Notaufnahme des Krankenhauses zusammengeflickt. Siehst du das hier?« Ich drehte mein Kinn schräg nach oben und zeigte ihm die Narbe. »Die habe ich bekommen, als ich Mary Poppins spielte und vom Dach fiel. Und diese«, ich schob den Ärmel hoch und legte meinen linken Unterarm frei, »stammt von einem Stacheldraht, der sich zwischen mich und einen Fußball stellte. Und mein Bruder war noch schlimmer.«
    »Und jetzt bist du eine angesehene Illustratorin«, bemerkte Geoff, »und dein Bruder ist Pfarrer.«
    »Ja.« Ich grinste zu ihm hinauf. »Meine Eltern stehen immer noch unter Schock, glaube ich.«
    »Aber es ist doch alles in Ordnung mit deiner Familie? Iain sagte, daß du wegen eines Notfalls nach Hampshire gerufen worden seist.«
    »Es stellte sich als falscher Alarm heraus«, antwortete ich schnell – ein bißchen zu schnell. Komisch, wie eine kleine Lüge so verdammt viel Schuldgefühle auslösen konnte. »Allen geht es gut, danke.«
    »Gut.«
    Wir gingen schweigend ein paar Schritte, und dann räusperte ich mich und versuchte, dem Gespräch eine neue Richtung zu geben.
    »Hat dir dein Aufenthalt im Norden gefallen?« fragte ich.
    Er lächelte. »Ich bin mir nicht sicher, ob gefallen das richtige Wort ist«, sagte er. »Ich mußte ein paar kleinere Schwierigkeiten mit der Belegschaft in unserem Werk in Manchester schlichten und habe daher die letzten Tage in stickigen Versammlungsräumen mit zornigen Leuten verbracht und literweise Kaffee getrunken. Aber am Ende konnten wir uns einigen.«
    »Du bist gestern zurückgekommen?«
    Er nickte. »Gestern nachmittag. Ich muß dich ja gerade verpaßt haben.«
    Ich sah überrascht auf. »Wie bitte?«
    »Bist du nicht hiergewesen gestern? Nein? Ich habe mir damit geschmeichelt.« Er lächelte wieder, einen warmen Ausdruck in den Augen. »Du bist über die Felder zu deinem Haus zurückgegangen, als ich die Auffahrt hinaufgefahren kam.

Weitere Kostenlose Bücher