Mariana: Roman (German Edition)
naß an meiner Haut klebten. Ich fuhr mir tastend mit der Hand durchs Haar und stellte erleichtert fest, daß es trocken war, wenn auch etwas windzerzaust und widerspenstig. Ich mußte einen schönen Anblick bieten.
»Ich bin in den Fluß gefallen«, berichtete ich ihm. »Aber jetzt bin ich fast trocken, glaube ich.«
Iain blickte auf meine bloßen Füße und meine fröstelnde Miene und hob eine Augenbraue. »Du wirst dich erkälten, wenn du so bleibst«, warnte er. »Komm mit rein und trockne dich ab. Du kannst auch ein paar von meinen Sachen leihen, wenn du möchtest.«
»Na ja«, schwankte ich, »wenn es keine Mühe macht …«
»Überhaupt keine«, sagte er. »Ich freue mich über Gesellschaft beim Frühstück.«
Du lieber Himmel, dachte ich, ist es erst Frühstückszeit? Ich konnte es kaum glauben, bis mir einfiel, daß ich das Haus ja um fünf Uhr früh heute morgen verlassen hatte. Eine Wanduhr in Iains Küche schlug achtmal, als wir durch die Hintertür in das Cottage traten, und bestätigte die frühe Stunde.
»Ich muß mich waschen«, sagte er und hob wie zur Erklärung die Hände, »aber du kannst schon mal deine nassen Kleider loswerden. Das Schlafzimmer findest du am Ende des Flurs auf der rechten Seite, und im Wandschrank ist genug zum Anziehen.«
Merkwürdig, dachte ich, als ich in Iain Sumners Schlafzimmer stand, wie die Garderobe eines Mannes ihn irgendwie charakterisierte. In Iains Schrank hingen säuberlich geplättete Hemden Bügel an Bügel, einfache Baumwollhemden und karierte aus Flanell, flankiert von mehreren Hosen und einem seltsam unpassend wirkenden Smoking. Ich schälte mich aus den nassen Sachen – behielt aber aus Anstandsgründen die Unterwäsche an – und wählte ein Paar Jeans und ein blaukariertes Hemd aus dem Angebot vor mir.
Die Jeans waren lächerlich lang und standen wie eine Clownshose von meiner Taille ab, aber indem ich die Hosenbeine mehrmals umschlug und das Hemd über den Bund hängen ließ, erzielte ich einen modisch schlampigen Effekt, der sich gut auf der Titelseite eines Teenagermagazins gemacht hätte.
Iain, immer ganz der Gentleman, machte keine Bemerkung über mein Aussehen, als ich zu ihm in die Küche kam. Das Cottage hatte eine sehr einfache und praktische Aufteilung. Ein großer Raum war gleichmäßig in Küche und Wohnzimmer unterteilt worden, und von der Mitte ging ein schmaler Flur ab, der zu den Schlafzimmern und dem Bad führte. Man hätte einen Pfeil durch die Vordertür schießen können, der zur Hintertür wieder ausgetreten wäre, ohne auf das kleinste Möbelstück zu treffen, so klar und frei von Überflüssigem war die Einrichtung des Hauses.
»Wo soll ich die aufhängen?« fragte ich Iain und hielt mein Bündel durchweichter Kleider in die Höhe.
»Ich habe einen Wäschetrockner im Schuppen«, sagte er und zeigte mit dem Kopf in Richtung Hintertür. »Er ist nicht mehr der Jüngste, aber er tut es, wenn du ihm zeigst, wer der Boß ist. Du mußt etwas Gewalt anwenden.«
Ich verstand, was er meinte, als ich den Trockner zwischen einem Haufen Werkzeuge in dem hell erleuchteten Schuppen entdeckte. Vier Versuche und ein schneller Fußtritt waren nötig, um die Maschine zum Laufen zu bringen, aber ich kam mit dem Gefühl, etwas erreicht zu haben, in die Küche zurück.
»Alles o.k.?« Iain sah fragend auf, und als ich nickte, wandte er seine Aufmerksamkeit wieder dem brutzelnden Inhalt einer Pfanne auf dem Herd zu. Ich sah, daß er wie selbstverständlich für zwei kochte, und eine dampfende Tasse Kaffee wartete schon auf dem Tisch daneben auf mich. »Kann sein, daß er schon ein wenig abgestanden ist«, warnte er mich, als ich nach dem Becher griff. »Ich habe ihn schon vor zwei Stunden gemacht. Magst du Eier und Würstchen?«
Ich nahm einen vorsichtigen Schluck. »Ja, und ob.«
»Eher eine rhetorische Frage, ehrlich gesagt«, bemerkte er, als er die Pfanne vom Herd hob und ihren Inhalt gerecht auf zwei Teller verteilte. »Es ist alles, was ich kochen kann. Toast?«
»Ja, bitte.«
Er legte eine dicke Scheibe gebutterten Toasts auf den Rand meines Tellers und stellte ihn vor mich auf den Tisch, worauf er sich auf den Stuhl gegenüber fallenließ.
»So.« Er bedachte mich mit einem fragenden Blick. »Was führt dich zu dieser Zeit hier heraus?«
Ich hob die Schultern. »Mir war nach einem Spaziergang, das ist alles. Ich war noch nie vorher unten am Fluß und wollte sehen, wie er verläuft.«
»Und jetzt weißt du es.«
»Ja.« Ich
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