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Mariana: Roman (German Edition)

Mariana: Roman (German Edition)

Titel: Mariana: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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erwiderte sein Lächeln und schaufelte eine neue Gabelvoll des herzhaften Frühstücks in mich hinein.
    »Du bist ungefähr fünf Kilometer gelaufen, wenn du den ganzen Weg entlang des Flusses gekommen bist, weißt du das? Auf der Straße sind es nur etwa eineinhalb Kilometer von dir bis hierher. Noch kürzer, wenn du über die Felder gehst.«
    »Dann ist das also doch Exbury, was ich dort drüben gesehen habe?« Ich deutete vage in die Richtung, und er nickte.
    »Aber ja. Hast du geglaubt, du hättest dich verirrt?«
    »Lach nicht«, entgegnete ich, »das ist alles schon vorgekommen. Ich habe einen schrecklichen Orientierungssinn.«
    »Du kannst auch nicht schlimmer sein als meine Mutter«, sagte er. »Sie macht jedesmal eine Tour durch die Highlands, wenn sie nur mal auf den Markt will, glaube ich.«
    Ich lachte über die Vorstellung. »Sind deine Eltern auch Bauern?«
    »Um Gottes willen, nein.« Er nahm einen Schluck Kaffee, um einen Mundvoll Toast hinunterzuspülen. »Keiner von beiden könnte das untere Ende einer Hacke vom Griff unterscheiden. Nein, mein Vater ist Buchhalter, er arbeitet in Balloch. Meine Mutter war Rechtsanwältin, bevor sie in den Ruhestand ging.«
    Was zum Teil wohl erklärt, warum ihr Sohn Cambridge besucht hat, dachte ich. Ich sah mich mit kritischerem Blick in dem großen Raum um und entdeckte die verstreuten Spuren eines luxuriöseren Lebens – ein wirklich exquisites Möbelstück, ein Paar wunderschöner Drucke an der Wand, ein Vitrinenschrank voller ledergebundener Bücher …
    »Ich betätige mich nicht als Einbrecher in meiner Freizeit«, sagte er, meine Gedanken mit unheimlicher Leichtigkeit lesend. »Manche Sachen stammen von meiner Familie, und den Rest habe ich gekauft, als ich für Geoffs Vater in Paris arbeitete.«
    »Du hast also für Morland gearbeitet?«
    »Oh ja, ein paar Jahre lang. Ich bin beinahe wahnsinnig dabei geworden«, gestand er grinsend. »Lieber wühle ich mit den Händen in der Erde herum, vielen Dank. Also gab ich Morland auf und kaufte vor fünf Jahren dieses Anwesen. Es ist in der Nähe von Geoff, und es entspricht meinem Lebensrhythmus.«
    Ich versuchte, ihn mir hinter einem Schreibtisch in irgendeinem modernen Büro vorzustellen, aber es gelang mir nicht. »Du hast Geoff in Cambridge kennengelernt, hat mir Vivien erzählt.«
    »Ja, das war eine schlimme Zeit.« Er grinste in seine Tasse hinein. »Meine Noten sanken von da an in den Keller. Ich wundere mich nur, daß sie uns nicht beide hinausgeworfen haben.«
    »Du hast Englisch studiert?«
    Er nickte. »Mehr aus Interesse als zu einem bestimmten Zweck. Man kann seinen Lebensunterhalt nicht mit Gedichteschreiben verdienen.«
    Irgendwie konnte ich Iain Sumner auch nicht beim Verfassen von Gedichten sehen. Er war im Grunde recht schwer zu beschreiben. Nicht wirklich gutaussehend- sein Kinn war zu eigenwillig und seine Augen blickten zu scharfsinnig – aber dennoch war etwas an ihm … Er war solide, dachte ich. Solide und warmherzig und zuverlässig, und ich spürte eine seltsame, fast verführerische Geborgenheit in seiner Nähe. Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und schob den leeren Teller zur Seite.
    »Stört es dich, wenn ich rauche?«
    Ich legte meine Gabel weg und schüttelte den Kopf. »Überhaupt nicht.«
    Er zündete sich eine Zigarette an, wedelte das Streichholz aus und legte es ordentlich neben seinen Teller. »Du warst gestern zum Tee oben im Herrenhaus, habe ich gehört.«
    »Es war eher ein fünfgängiges Mahl«, verbesserte ich. »Viviens Tante ist eine wunderbare Köchin.«
    »Das ist sie«, pflichtete er mir bei. »Ich habe vergangene Woche öfter im Rosengarten gearbeitet, daher hat Freda mir meine Abendmahlzeiten bereitet. Wenn, die Arbeit nicht bald getan ist, werde ich nicht mehr in meine Hosen passen.«
    »Sie sagt, daß du dir das leicht wieder abarbeitest.«
    »Sagt sie das?« Er blies Rauch aus und lächelte. »Na ja, sie wird es schön wissen. Sie weiß es meistens am besten. Das ist auch die Bedeutung des Namens ›Alfreda‹, weißt du – ›übernatürlich weise‹ öder etwas in dieser Richtung. Vivien hat es einmal in einem Namensbedeutungsbuch nachgelesen.«
    »Das überrascht mich nicht.« Ich nahm die Teller vom Tisch und trug sie zum Spülbecken hinüber. »Namen sind schon eine komische Sache, nicht?«
    »Wahrscheinlich.« Seine Stimme klang zerstreut. »Ich habe allerdings einen langweiligen abbekommen.«
    »Iain? Wieso? Ich finde, das ist ein hübscher

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