Mariana: Roman (German Edition)
Name.«
»Langweilig«, beharrte er. »Es ist einfach eine schottische Form von ›John‹, nichts weiter. Völlig phantasielos. Iain, Evan, Sean, Hans – alles Variationen eines Themas.«
Die Teller ratterten mit einem häßlichen, krachenden Geräusch in das Becken, und Iain drehte sich auf seinem Stuhl zu mir um.
»Entschuldigung«, sagte ich, »ich glaube, ich habe einen zerbrochen.« Ich sah auf die Scherben hinunter, mein Herz klopfte wie wild. Evan …
»Hast du dir wehgetan?«
Ich erwachte aus meinem Tagtraum und schüttelte den Kopf. »Nein, nur der Teller ist kaputt, fürchte ich.«
»Macht nichts«, beruhigte er mich. »So hab ich einen weniger abzuwaschen. Möchtest du noch etwas Kaffee?«
»Gern.«
Er stand auf und füllte unsere Tassen nach. »Hast du Lust auf eine Besichtigung des Anwesens?« bot er großartig an. »Es ist zwar nicht so beeindruckend wie das Herrenhaus, gebe ich zu, aber es gibt doch einiges zu sehen.«
Ich stieß mich von der Spüle ab. »Ja, mit Vergnügen.«
»Du gehst aber besser nicht barfuß«, riet er mir mit einem Blick auf meine Erscheinung, »sonst trittst du noch in etwas und bereust es. Hinter der Küchentür steht ein Paar Gummistiefel, glaube ich.«
Ich fand die Stiefel, schlüpfte hinein und fühlte mich mehr denn je wie ein verkleideter Clown. Iain sah mich an und grinste.
»Sind wohl ein bißchen groß, was?« war sein Kommentar. »Keine Angst, ich werde langsam gehen.«
Ich grinste zurück. »Kein Problem. Sorg nur dafür, daß mich sonst niemand so sieht.«
»Nur die Schafe«, versprach er, »und ich gebe dir mein Wort, daß sie schon merkwürdigere Dinge gesehen haben.«
Ich trat zur Seite, um ihn vorbeizulassen, und kickte dabei versehentlich mit einem meiner lächerlich wirkenden Stiefel gegen eine Keramikschale, so daß sie über den Boden schlitterte.
»Ich wußte nicht, daß du einen Hund hast«, sagte ich.
»Hab ich auch nicht.« Sein Lächeln war befangen. »Meine Hündin ist vor ein paar Monaten gestorben. Ich hab es einfach noch nicht übers Herz gebracht, ihre Sachen wegzuräumen.«
»Du solltest dir eine neue besorgen.«
»Ja, das muß ich wohl. Es ist keine leichte Aufgabe, Schafe ohne einen Hund zu hüten. Ich habe einen Nachbarn, der mir solange seinen Collie leiht, wenn ich ihn brauche.«
Er hielt mir die Hintertür auf, und wir traten hinaus in die Sonne. Wir brauchten eine gute Stunde, um das Grundstück zu umrunden, und als wir zurückkamen, lag ein leicht versengter Geruch über der näheren Umgebung des Schuppens, der anzeigte, daß meine Kleider vollständig getrocknet wären.
»Wenn du dich wieder umziehen willst, kann ich dich danach mit in den Ort nehmen«, bot Iain an. »Mit dem Auto geht es schneller, und du solltest nicht gerade barfuß auf der Straße laufen.«
»Ich will nicht noch mehr Umstände machen«, begann ich, aber er schob meine Einwände beiseite.
»Das sind keine Umstände. Ich muß sowieso kurz in den Roten Löwen und kann dich hinterher nach Hause bringen.«
Iain brauchte ein paar Versuche, um seinen alten Wagen zum Laufen zu bringen, und ich vermutete richtig, daß er ihn nur selten benutzte, da er immer zu Fuß unterwegs zu sein schien, wenn ich ihm begegnete. Es war, wie er sagte, nur eine ganz kurze Fahrt nach Exbury, so daß es sich für ihn nur selten lohnte, das Auto anzulassen. Felder und Hecken flogen an uns vorbei, und bevor ich sie noch richtig wahrnehmen konnte, waren sie durch Häuser und Gärten ersetzt worden, und wir bogen in den Parkplatz des Roten Löwen ein.
Vivien war vor dem Haus und putzte Fenster, sie kam herüber, um uns zu begrüßen, und verschränkte wartend die Arme vor der Brust, während wir ausstiegen.
»Ich habe gerade deinen Bruder am Telefon gehabt«, teilte sie mir mit.
»Tommy?« Ich hob erstaunt die Augenbrauen. »Warum ruft er denn bei dir an?«
»Er war auf der Suche nach dir, so wie es klang«, sagte sie und lächelte strahlend. »Er ist bei dir zu Hause und ißt sich durch den Kühlschrank, während er auf dich wartet.«
»Das ist dein Bruder, der Pfarrer, oder?« fragte Iain nach, und ich nickte zur Bestätigung.
»Du hast ihn nicht kennengelernt, als er das letzte Mal hier war, nicht wahr, Iain?« Vivien sah ihn an. »Du warst, glaube ich, in Marlborough an dem Tag. Er ist ein ziemlicher Spaßvogel. Sag mal«, wandte sie sich mit einem plötzlichen Einfall an mich, »warum rufst du ihn nicht an und sagst ihm, daß er dich hier treffen soll? Ich muß
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