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Mariana

Mariana

Titel: Mariana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Dickens
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hatte eine Freundin mit roten Haaren und grünen Augen, die so dünn war, daß sie gleichsam nur aus einer Dimension bestand, und oft gingen sie abends zu viert aus. Genau wie Pierre, tat Max, als ob ihm alles gehöre, aber im Gegensatz zu Pierre war er sehr unhöflich zu den Kellnern. Mary pflegte die Kellner besonders freundlich anzulächeln und ihnen mit unnötigem Nachdruck zu danken, um das wieder gutzumachen.
    Auch Veronica, die grünäugige Freundin, hatte auf ihre passive Art etwas Besitzergreifendes an sich, besonders in der Garderobe, wo sie sich endlos vor dem einzigen langen Spiegel drehte und wendete, Grimassen schnitt oder Mary aus schmalen Augenschlitzen von oben bis unten betrachtete und sagte: «Mein Liebe, dein Pierre ist einfach fabelhaft. Du kannst wirklich von Glück sagen, so einen Mann zu kriegen.» Als ob Mary ihn als Zufallstreffer an irgendeiner Schießbude gewonnen hätte und nicht auf Grund ihrer eigenen Reize.
    Mary fand es herrlich, wenn sie mit Pierre allein war. Sie hoffte, daß sie viel allein sein würden, wenn sie erst verheiratet waren. Er war so reizend zu ihr, sagte immer das Richtige, nie: «Du siehst müde aus», was gleichbedeutend mit «du siehst miserabel aus», wäre, statt dessen sagte er: «Ich liebe dich, wenn du blaß bist und deine Augen so groß, dunkel und schläfrig sind.» Sie pflegten oft in der Morgensonne im Park spazierenzugehen, bevor sie irgendwo einen Drink nahmen, und es störte Mary auch nicht, daß sein Hut ziemlich klein und unenglisch war, weil es so viel Spaß machte, mit ihm umherzubummeln. Trotzdem konnte sie manchmal nicht umhin, ihm vorzuschlagen: «Warum nimmst du nicht deinen Hut ab und läßt die Sonne auf dein Haar scheinen? Das täte ihm gut.» Sie hatte das Gefühl, daß mit dem Hut auch all die anderen winzigen Kleinigkeiten verschwinden würden, die in Paris ganz unwichtig waren, und die auch hier unwichtig sein sollten. Sie wollte, daß ihn alle vollkommen fänden, vor allem aber wollte sie ihn selbst vollkommen finden, und zwar ohne den geringsten Zweifel.
    Eines Tages trafen sie Angela im Park, die ihren Sealyham-Terrier neben dem Reitweg spazierenführte und von sportlichen alten Herren auf temperamentvollen kleinen Pferden und von unbedeutenden Jünglingen auf lahmen Mietgäulen angeglotzt wurde.
    Mary stellte Pierre vor und wünschte, er hätte Angela weder mit einem seiner entkleidenden Blicke bedacht noch ihr ganz soviel unnötige Aufmerksamkeit geschenkt, als sie zusammen zur Hyde Park Corner schlenderten. Genau wie sie selbst sollte auch er Angela gern haben, aber nicht so. Als sie sich trennten — Angela wollte mit ihrem Vater in seinem Klub essen, und Mary und Pierre waren mit Max in seiner üppig und ganz unmännlich eingerichteten Wohnung verabredet — , fiel Angela vor Entzücken fast in Ohnmacht, als Pierre ihr formvollendet die Hand küßte, was Mary gleichfalls überflüssig fand.
    «Er ist himmlisch», flüsterte sie Mary beim Abschiedskuß ins Ohr. «Ich bin ganz außer mir vor Freude für dich, Liebes. Einfach himmlisch.»
    Ja, dachte Mary, aber er gehört mir.
    «Sie ist sehr élégante, deine Freundin», sagte Pierre nachdenklich, als sie auf dem Trottoir auf ein Taxi warteten, obwohl Mary gern noch länger in der Sonne spazierengegangen wäre.
    «Tolle Haare und —» sein Finger fuhr mit einer andeutenden Bewegung durch die Luft, «-ein bezaubernder Busen.» Mary schmollte. Er tat des Guten wirklich etwas zuviel.

    Marys Verwandte riefen dauernd an und fragten: «Wann sehen wir denn nun endlich den jungen Bräutigam?» Aber bis jetzt hatte es an den passenden Gelegenheiten gefehlt. Pierre war nur für kurze Zeit in London, und es gab so viel andere wichtigere oder amüsantere Dinge zu tun. Aber schließlich, ein paar Tage, bevor er nach Frankreich zurückfuhr, um seine Eltern nach Juan-les-Pins zu begleiten, bat ihn Mary, an einer der regelmäßigen Zusammenkünfte der Familie teilzunehmen, die diesmal am Bankfeiertag in einem Haus, das die Ritchies in der Nähe von London gemietet hatten, stattfand.
    Pierre maulte und bockte wie ein kleiner Junge, er hatte eine Menge viel reizvollerer Vorschläge, wie sie den Tag verbringen könnten, aber Mary blieb fest.
    «Einmal mußt du sie doch kennenlernen, Pierre», sagte sie, «und es ist viel besser, du triffst sie alle zusammen und hast es dann hinter dir.»
    So mietete er schließlich ein übertrieben elegantes Auto und holte sie an einem heißen dunstigen Morgen

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