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Mariana

Mariana

Titel: Mariana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Dickens
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Schwäche für Bardamen und Wasserstoffblondinen.»
    «Ich glaube, das war meist nur Angabe. Ich kann mir nicht vorstellen, daß die ihn je ernst genommen haben. Der arme Kerl, das ist die Tragik, niemand hat ihn je ernst genommen. Außer Lucienne, und ich glaube, deswegen heiratet er sie.»
    «Wußtest du, daß sich da was angesponnen hatte?»
    «Lieber Himmel — nein», sagte Mrs. Shannon. «Ich dachte mir, daß sie ihn ganz gern hat, weil sie Sonntag abends in die Küche hinunterging und ihm Sardinensouffle machte, was er leidenschaftlich gern ißt. Manchmal ist er auch mit ihr ins Kino gegangen, und sie haben hinterher ein Glas Bier im getrunken, das heißt, sie sicher nur Mineralwasser oder so was, aber ich hielt das lediglich für eine Nettigkeit von ihm. Na schön», sie schlug sich auf die Knie und stand resigniert auf, «die Hoffnung, daß Geoffrey mir finanziell unter die Arme greifen könnte, die kann ich wohl aufgeben.»
    Mary hätte ihr zu gern von Pierre erzählt. Es kam ihr nicht anständig vor, mitanzusehen, wie ihre Mutter sich unnötig Sorgen machte, aber sie wollte doch bei ihrem ursprünglichen Vorsatz bleiben, erst mit Pierre zu sprechen. Sie begnügte sich damit, genau wie schon einmal in der Küche, zu sagen: «Laß nur, Mama, ich hab so eine Ahnung, als ob das alles in Ordnung kommt. Mach dir keine Sorgen. Wilkie kann ruhig etwas auf ihr Geld warten. Du schaffst es schon irgendwie, das weiß ich. Ich behalte immer recht mit meinen Ahnungen.» Das war zwar nie der Fall, aber das machte nichts. Ihre Mutter hörte sowieso nicht zu.
    Als Mary Pierre sagte, daß sie ihn heiraten würde, beglückte es sie zwar, sein Lächeln zu sehen, aber sie hatte nicht das Gefühl, daß er während ihrer Abwesenheit auf glühenden Kohlen gesessen hatte. Er hatte nie den geringsten Zweifel gehabt. Sie traf sich am ersten Abend mit ihm an der Porte Dauphine, und zusammen bummelten sie in den Bois, saßen auf zwei eisernen Stühlen, und er schwatzte ununterbrochen, neckte und küßte sie und schwatzte weiter. Mary freute sich schon darauf, ihn ihrer Mutter vorzustellen. Was geschah eigentlich, wenn zwei Leute zusammenkamen, die beide pausenlos sprachen? Würden sie einfach gleichzeitig drauflosreden, so wie die beiden Programme in Onkel Geoffreys Radio? Bestimmt würde es sehr lebhaft zugehen.
    Sie war sehr glücklich. Die sinkende Sonne schimmerte durch die Bäume, und Pierres strahlende und belebende Gegenwart löste in ihr ein Gefühl der Wärme aus. Wenn man mit ihm zusammen war, kam einem vor allem seine Lebensfreude zum Bewußtsein. Sie wirkte elektrisierend.
    An diesem Abend war er kaum zu bändigen. Sie gingen in beinah jedes Lokal, in dem sie schon einmal gewesen waren. Er wirbelte sie von einem ins andere, und überall mußten seine Freunde die Neuigkeit erfahren — Barkeeper, Kellner, Gäste, die Mitglieder der Kapelle — , Pierre lud sie alle ein, und er war der populärste Mann in ganz Paris. Mary, der vor Aufregung, von zu vielen Drinks und vor Müdigkeit ganz schwindlig war, saß stolz und mit hochrotem Kopf dazwischen, genoß die Komplimente und Glückwünsche und sonnte sich in Pierres sieghaftem Charme. Wie aufregend würde es sein, wenn sie ihn ihrer Familie in London vorstellte. Völlig perplex würden sie sie mit ganz anderen Augen betrachten, sie — das Mädchen — das einen solchen Mann erobern konnte.
    Die Reaktion der Robeaus war ein Vorgeschmack dessen, was sie erwartete. Madame, die gerade Gnocchi in Käsesauce austeilte — ein billiges und sättigendes Gericht — , hielt inne und starrte mit schwimmenden Augen, die nichts sahen, auf das triste Bild vom Hafen von Boulogne auf der gegenüberliegenden Wand; sie versank in Visionen von Reichtum und Wohlleben, in denen Mary jeden Tag ein neues Kleid trug und sie selbst die abgelegten erbte. Jeanne brach in Tränen aufrichtiger Freude aus, küßte Mary liebevoll und schluchzte so etwas wie: «Emouvant comme tout» und «la petite Marie doit être heureuse comme une ange.» Didis glänzende schwarze Augen funkelten vor Neid, und sie stopfte sich gierig den Mund voller Brot, als müsse sie so ihren Hunger nach einem Mann wie Pierre stillen. Sie hatte Mary immer als dumme Gans angesehen, weil sie sich nicht in dunklen Hausfluren oder billigen Autos zu Knutschereien hergab, aber von heute ab behandelte sie sie mit einem ganz neuen und argwöhnischen Respekt.
    Die Mädchen in der École Flambert zwitscherten wie die Spatzen, als

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