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Mariana

Mariana

Titel: Mariana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Dickens
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wurde.
    «Ich habe Mrs. Ritchie in der Stadt abgesetzt, Madam», sagte Linney, während er seine füllige Gestalt auf den Fahrersitz zwängte, «wir müssen sie bei der Leihbücherei abholen.»
    «Ja, gut», sagte Mrs. Shannon. «Denys ist also schon da», fügte sie, zu Mary gewandt, überflüssigerweise hinzu und schmunzelte, als sie Mary in ihrer Ecke verstohlen in sich hineinlächeln sah.
    Mavis Ritchie wartete schon vor dem Laden mit dem Schild: «Papierwaren — Leihbücherei — Zeitungsvertrieb J. G. Ingeldew». Sie stand auf dem Trottoir neben dem Postkartenständer, dessen Ansichtskarten seit Menschengedenken stets die gleichen waren. Immer und überall war Mavis Ritchie zu früh fertig und stand dann wartend herum. Seit ihr Mann sie einmal auf einer Hochzeitsfeier vergessen hatte und ohne sie im Auto nach Haus gefahren war, wartete sie direkt darauf, vergessen zu werden — selbst von Leuten, die allem Anschein nach nicht zuviel Champagner getrunken hatten. Sie war die Schwester von Marys Vater, die älteste der Shannon-Geschwister, groß und engbrüstig, und als sie Ende Dreißig war, sagten die Leute nicht «Was für eine gutaussehende Frau», sondern «Sie muß als junges Mädchen mal sehr hübsch gewesen sein». Sie benutzte lediglich ein wenig Reispuder für ihr Gesicht, und nachts lag sie wach, mit der Frage beschäftigt, ob sie es wagen sollte, sich das Haar abschneiden zu lassen. Sie schlug sich wacker mit dem Leben herum, kam aber trotzdem aus dem Staunen nicht heraus. Eine ihrer Lieblingsäußerungen war: «Gott sei Dank, ich habe Sinn für Humor.»
    «Hallo, Lily, meine Liebe! Guten Tag, Mary — du hast ihr das Haar doch noch nicht abschneiden lassen, wie ich sehe.» Linney verstaute auch sie noch im Wagen, und sie beugte sich vor und gab Mary pustend einen feuchten Kuß.
    «Seit wann bist du schon hier?» fragte Mrs. Shannon, während Linney den Wagen in der Hauptstraße wendete und den Hügel hinabfuhr.
    «Ach, erst seit ein paar Tagen. Zu dumm, daß ich mein Buch schon Umtauschen mußte. Das Mädchen hatte mir eins gegeben, das sehr amüsant sein sollte, aber, meine Liebe, das war es ganz und gar nicht. Es war sehr… du verstehst schon...»Mary blickte auf, um zu ergründen, wovon ihre Tante eigentlich sprach, und sah, wie diese das Gesicht verzog, als ob sie etwas Unangenehmes röche.
    «Ach du liebe Zeit», sagte Mrs. Shannon, «wie hieß es denn?»
    «Es war was mit Jugend. oder so ähnlich hieß es.»
    «Ach, meinst du», bemerkte Mrs. Shannon, ohne zu erwähnen, daß sie das Buch mit Vergnügen gelesen hatte. Vor Mavis Augen würden selbst die Schönheiten des Hohenlieds von Salomon keine Gnade finden, weil es war.» «Was gibt’s Neues?» fuhr sie fort. «Wer ist in Charbury? Irgend jemand außer der Familie? Geht’s allen gut? Sind die Narzissen schon heraus? Ich hab diese gräßliche Cotterell im Zug getroffen. Es gibt nichts mehr, worüber ich jetzt nicht genau Bescheid weiß, angefangen bei ihrem Haushaltskram bis zu Halsschmerzen. Wie geht es Mutter?»
    «Sie scheint sich ganz wohl zu fühlen, aber ihr Husten gefällt mir nicht», sagte Mavis, die sich nach vorn gebeugt an einem Griff festgeklammert hielt. «Ich mache mir große Sorgen um sie.»
    «Aber den Husten hat sie doch schon seit Jahren, die Ärmste.»
    «Das ist es ja gerade. Dr. Munroe sagt, er sei chronisch, aber damit gibt er ja nur zu, daß er nicht weiß, wie er ihn kurieren soll. Es ist wirklich schlimm. Wenn es ein lockerer Husten wäre, würde man es nicht so wichtig nehmen, aber mir zerreißt es immer das Herz, wenn ich sehe, wie sie dasitzt und hustet, hustet, hustet, — und sie ist so geduldig.» Sie seufzte. «Ich weiß nicht, wie Vater ohne sie auskommen sollte, aber oft frage ich mich, ob es nicht eine Erlösung für sie wäre, wenn...»
    «Sie fühlt sich sehr glücklich», schnitt ihr Mrs. Shannon das Wort ab und wechselte das Thema. «Ist Winifred da?»
    «Die arme Winifred! Ja, sie ist wieder zurück. Diese Reise war kein Erfolg für sie. Sie scheint sich mit ihrer Freundin verkracht zu haben, jedenfalls sind sie getrennt zurückgekommen, aber sie wollte weiter nichts darüber sagen. Sie hätte nämlich niemals fortfahren dürfen.»
    «Wer ist sonst noch da?»
    «Alle meine Küken natürlich. Ivy kam heute morgen mit dem Auto. Tim ist, wie du ja weißt, auf See. Lionel und Grace mit ihren zwei...»
    «Mit ihren drei, meinst du...» Mrs.

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