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Mariana

Mariana

Titel: Mariana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Dickens
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und als sie, noch ganz benommen, wieder auf den Beinen war, sah sie, daß Joy sich anschickte, die Jagd auf eigene Faust fortzusetzen. Aber noch bevor sie in Tränen der Enttäuschung ausbrechen konnte, kam Denys, der gute Denys, zurückgetrabt und führte Joy, deren Bügel hin- und herschwangen, am Zügel.
    «Alles in Ordnung?» fragte er, und Mary nickte. «Dann sitz auf», sagte er, und seine Augen funkelten vor Erregung. «Wir werden sie gleich wieder einholen, sie sind da unten um die Ecke. Ist es nicht phantastisch?»
    «Einfach himmlisch», japste Mary, und ehe sie noch richtig im Sattel saß, setzte Joy sich schon wieder in Bewegung, Es war die schönste Jagd, die sie je mitgemacht hatte. Die Hunde stürmten davon, nahmen kurz Witterung auf und liefen weiter, und Joy wurde überhaupt nicht müde. Da, wo sie nicht springen konnte, kletterte sie bergauf, bergab oder bahnte sich mit ihrer breiten, kräftigen Brust den Weg. Sie waren immer an der Spitze. Am liebsten hätte Mary vor Freude und Glück laut gesungen. Einmal stieß sie bei einem Sprung beinah mit Mrs. ffrench-Burrowes zusammen, die Bügel klirrten aneinander und Mrs. ffrench-Burrowes’ Rock streifte Marys Knie. Mary war so außer Rand und Band, daß sie ganz laut schrie: «Machen Sie, daß Sie wegkommen», bevor die andere den Mund aufmachen und sie beschimpfen konnte.
    Die Jagd dauerte über eine Stunde und endete an einer mit Gras überwachsenen Kiesgrube, in der der Fuchs verschwunden war. Mary stellte mit Befriedigung fest, daß eine ganze Reihe von Leuten ausgefallen war. Die übriggebliebenen Reiter standen wie in einer Dampfwolke da, während die Hunde ungeduldig winselten. Mary saß ab, müde, aber unerhört stolz, und Joy stand ruhig neben ihr, ihre Nüstern blähten sich, und ihre Flanken gingen auf und nieder wie ein Blasebalg. Als Mary sie lobte und ihr sagte, wie fabelhaft sie war, stieß Joy sie an und versuchte, den Schaum von ihrem Maul an Marys Jacke abzustreifen.
    Zu Marys heimlicher Freude widerstand der Fuchs allen Versuchen eines Foxhounds, ihn durch Scharren, Graben und Kläffen hervorzulocken. «Affenschande», sagte der farblose Jüngling, der mit Denys zusammen angetrabt kam. Seine Füße baumelten neben den Bügeln, und an seiner Unterlippe hing eine Zigarette, «den müssen sie doch kriegen.»
    «Finde ich auch», log Mary eifrig drauflos.
    «Trotzdem — war Klasse. Nacht.» Unter Aufbietung aller Kräfte gelang es ihm, den Hut zu lüften, dann ritt er davon, die Zügel klatschten auf dem Hals seines müden Falben auf und ab.
    «Wir sollten uns auch auf den Weg machen», sagte Denys, «wir haben noch einen langen Ritt bis nach Hause vor uns.»
    «Wirklich?» fragte Mary, «ich hab keine Ahnung, wo wir sind. An den Heimweg habe ich überhaupt nicht gedacht. War es nicht herrlich, Denys? Um nichts in der Welt hätte ich das versäumen mögen. Also dann los, ja?» Ganz steif kletterte sie in den Sattel. «Au weh, meine Rückseite. Das merkt man erst, wenn man ‘ne Weile runter war.»
    «Mir geht’s genauso», sagte er, «aber es hat sich gelohnt. So einen schönen Tag habe ich seit Jahren nicht gehabt. Du und Joy, ihr habt euch übrigens prima gehalten.»
    Mary strahlte. «War sie nicht toll? Weißt du, das eine Mal, als sie stürzte, das war ganz allein meine Schuld. Über alle anderen Hindernisse ist sie einfach hinweggeflogen. Ehrenwort! Du hättest bloß mal sehen sollen, wie breit die Stelle war, wo wir über den Bach gesprungen sind. Unter einer Weide war es, und der Boden war ganz tief.»
    «Ich wette, die Stelle war nicht so breit wie die, über die ich gesprungen bin. Man konnte kaum die andere Seite sehen, es war wie ein richtiger breiter Fluß. Wie bist du über den Zaun gekommen, mit dem Graben dahinter, den man erst sah, wenn man schon drin saß?»
    «Ach, das war gar nichts für uns. Denys, ich bin über ein Gatter gesprungen, das hatte fünf Stangen, vielleicht waren es auch nur vier.»
    So trotteten sie die Straße entlang in die Dämmerung hinein, prahlend, schwatzend; jeden Augenblick erlebten sie noch einmal. Sie waren todmüde, aber restlos glücklich.
    «Hast du gesehen, wie ich mit Mrs. ffrench-Burrowes zusammengeprallt bin?» fragte Mary. «Ich glaube, ich habe geflucht, ich hoffe es wenigstens. Ist sie nicht gräßlich? Also die könnte mir die Jagd bestimmt eher verleiden als Maggie mit all ihrem Geschwätz.»
    «Sie ist eine Hure», sagte Denys. Solche Worte gebrauchte er neuerdings mit der

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